Für eine nachhaltige Aufstiegsperspektive am Arbeitsmarkt sind Kenntnisse der Landessprache ein wesentlicher Faktor. Ist die eigene Berufstätigkeit nicht durch den Einsatz internationaler Verkehrssprachen geprägt, macht in Österreich in den meisten Fällen deutschsprachige Kommunikation den maßgeblichen Teil der täglichen Arbeitssprache aus. Seit vi...
Vor 60 Jahren schloss Österreich mit der Türkei und dem damaligen Jugoslawien Anwerbeabkommen ab. Diese markieren den Ausgangspunkt für die Arbeitsmigration nach Österreich. Um die Chancen von Zuwanderung nützen zu können, ist die möglichst rasche Einbindung der Zugewanderten in Gesellschaft, Wirtschaft und Arbeitsmarkt von entscheidender Bedeutung...
Im Lichte der beginnenden Regierungsverhandlungen steht ein Thema an der Spitze einer künftigen Reformagenda: Bildung. Ganz gleich in welcher Zusammensetzung, die künftige österreichische Bundesregierung wird sich der bildungspolitischen Herausforderungen annehmen müssen, die sich nicht zuletzt in den hohen Kompetenzunterschieden von Schüler:innen ...
Österreichs Schulsystem weist schon lange starke Muster der Bildungsbenachteiligung nach sozialer Herkunft auf. Welche Folgen die jüngsten Krisenentwicklungen (von Covid-Pandemie bis Teuerung) auf Österreichs Schüler:innenkompetenzen hatten und haben, lag bislang primär in Form von Schätzungen vor. Aktuelle Daten der PISA-Studie sowie der AK-Schulk...
Seit nunmehr fünf Jahren werden “außerordentliche” (ao.) Schüler:innen mit Deutschförderbedarf in sogenannten Deutschförderklassen/-kursen unterrichtet. Die Kritik an diesem Modell war von Anfang an groß, zahlreiche Studien und Erfahrungswerte der letzten Jahre haben die Probleme in der Praxis und die teils drastischen Folgen für Schüler:innen nac...
Das neue Schuljahr startet. Auch in diesem Jahr wird sich die Zahl der Maturant:innen weiter erhöhen; der Anteil von Studienanfänger:innen wird weiter anwachsen. Positive Entwicklungen also, die vermuten lassen könnten, das österreichische Bildungssystem wäre auf dem richtigen Weg. Ein Blick auf die Kehrseite der Medaille verrät hingegen: Nicht al...
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht in der Ukraine Krieg. Bis Ende März 2022 berichtete das UNHCR bereits von über 4 Millionen vertriebene Menschen aus der Ukraine. Der größte Teil davon in Polen (2,3 Mio), Rumänien (500.000) und Ungarn (300.000). Es könnte die größte Flüchtlingskrise auf dem Europäischen Kontinent seit dem Zweiten Weltkrieg werden...
„Die Corona-Pandemie wird Bildungsungleichheiten in Österreich verstärken“ – so lautet die Schlussfolgerung der meisten Untersuchungen zu Bildungsbeteiligungen aus den letzten zwei Jahren. Dabei wird kaum erwähnt, wie ausgeprägt Bildungsungleichheiten vor der COVID-19-Pandemie bereits waren, was die letzten zwei Jahre in Relation dazu bedeuten und...
Erfahrungen wie diese auf ihrem eigenen Bildungsweg oder dem ihrer Kinder schildern die TeilnehmerInnen einer Repräsentativbefragung von SORA im Auftrag der Arbeiterkammer Wien. Sie zeigen, dass die soziale Stellung eine wesentliche Rolle für das Erleben von Diskriminierung spielt. Insgesamt gaben 44% der Befragten an, in den letzten drei Jahren in...
„Von unten bis ganz nach oben funktioniert das Schulsystem, als bestände seine Funktion nicht darin, auszubilden, sondern zu eliminieren. Besser: in dem Maß, wie es eliminiert, gelingt es ihm, die Verlierer davon zu überzeugen, dass sie selbst für ihre Eliminierung verantwortlich sind“ (Pierre Bourdieu, 2001)
Dieses Urteil des französischen Soz...
Die jüngste Präsentation des Integrationsberichts sowie des OECD-Berichts „Education at a glance“ haben erneut die Wichtigkeit ganztägiger schulischer Formate deutlich gemacht. Von der OECD als zentrales Instrument zur Bekämpfung von Bildungsungleichheit unterstrichen, empfiehlt auch der ExpertInnenrat für Integration der Bundesregierung Ganztagss...
Österreich Gesellschaft ist von Zuwanderung geprägt. Hatten zu Beginn der 1960er-Jahre gerade einmal rund 1% der Wohnbevölkerung eine ausländische Staatsbürgerschaft, so gilt dies heute für mehr als 16%. Während die gesellschaftliche Entwicklung also sukzessive auf größere Diversität zusteuerte, reagierte die Bundespolitik nur verzögert mit integr...
Jede/r vierte österreichische Schüler/in spricht eine andere Erstsprache als Deutsch – in Wien sogar jede/r zweite. Für den Großteil dieser Kinder und Jugendlichen ist das ein Ausdruck ihrer gelebten Mehrsprachigkeit. Sie können sich in ihrer Erstsprache und in Deutsch als Zweitsprache gleichermaßen bewegen – was in der medialen Debatte allzuoft üb...
In der Vorwoche hat das Buch “Kulturkampf im Klassenzimmer” (erschienen im von Red Bull-Sender “Servus-TV” querfinanzierten QVV-Verlag) das Thema medial aufgewühlt. Nun fordert die Wiener ÖVP mediengerecht mehr Maßnahmen zur Integration von streng gläubigen muslimischen SchülerInnen und Eltern in der Schule. Dass gleichzeiti...
Die Zusammensetzung von Schulen bzw. Schulklassen und ihre Rolle für SchülerInnenleistungen ist ein bildungspolitisches Dauerthema. Traditionell dreht sich die Diskussion dabei vor allem um die äußere Differenzierung unterschiedlicher Schultypen nach der Grundschule (AHS vs. HS/NMS). Seit geraumer Zeit stehen auch die Fragen nach dem Umgang mit sog...
Die Reform der schulischen Deutschförderung wird heute trotz massiver Einwände von ExpertInnen, PraktikerInnen und Wissenschaft mit den Stimmen der Regierungsparteien beschlossen. Das hat weitreichende Konsequenzen, obwohl das bisherige Modell im schulischen Bereich noch gar nicht evaluiert wurde. Anlass, das bestehende Modell der vor-/schulischen ...
Mehrsprachigkeit vermag sowohl Katalysator für die schulische Entwicklung von Kindern zu sein als auch Hindernis dafür. Dies hängt stark davon ab, ob schulorganisatorische bzw. didaktische Rahmenbedingungen andere Erstsprachen als Deutsch als Defizit behandeln oder sie in Kombination mit der Unterrichtssprache fördern.
„Flüchtlingsklassen, Ausländerklassen, Deutschklassen, Ghetto-Klassen“. Viele Bezeichnungen kursieren in der politischen Debatte um die separate Beschulung von Kindern mit mangelnden Deutschkenntnissen – insbesondere seit den Fluchtbewegungen ab 2015. Trotz bestehender Formen separater Beschulung sprechen bildungswissenschaftliche Empfehlungen für ...
Die Rhetorik des Rechtspopulismus gegen Eliten und für "unsere Leute" widerspricht seiner wirtschaftspolitischen Praxis - diese untergräbt die ökonomische und soziale Sicherheit der Mittelschicht.
Oliver Gruber ist Politologe und als Referent für Integration & Sprachförderung in der Abteilung Bildungspolitik der AK Wien sowie als Privatdozent für Politikwissenschaft an der Universität Wien und der FH des BFI Wien tätig.