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Mittelverwendung des Integrationstopf 2018. Quelle: Budgetanalyse 2018/19So etwa fehlen Österreichs Schulen durch die Streichung auf einen Schlag rund 850 Dienstposten, die bislang für zusätzlich benötigte SprachförderlehrerInnen, IntegrationslehrerInnen oder Schulsozialarbeit und mobile interkulturelle Teams zur Verfügung gestanden sind – alleine im Pflichtschulbereich knapp 58 Millionen Euro. Zudem werden damit langfristig sinnvolle Bildungsintegrationsmaßnahmen nach der Pflichtschule (wie Übergangsstufen, Lehre mit Matura, Basisbildungsbildungsangebote) (ca. 13 Millionen) gekürzt, ebenso wie begleitende Qualitätssicherungsmaßnahmen (weitere knapp 9 Millionen Euro).
Basisfinanzierung für Integration reicht nicht aus
Mit der Streichung der zusätzlichen Mittel des Integrationstopfes stehen künftig nur mehr die Basismittel für integrationsbezogene Maßnahmen zur Verfügung, die für den Bedarf aber kaum ausreichen.
So sind etwa für die neu eingerichteten Deutschförderklassen und Deutschförderkurse bundesweit jährlich 442 Planstellen vorgesehen – knapp 400 ergänzenden Planstellen aus dem Integrationstopf fallen nun weg. Zugleich ist die Zahl der a.o. SchülerInnen mit Bedarf an Deutschfördermaßnahmen aber jährlich gewachsen. Wie eine bessere Sprachförderung mit weniger als der Hälfte der bisherigen Ressourcen für SprachförderlehrerInnen bei zugleich steigendem Bedarf umgesetzt werden soll, das bleibt fraglich.
De facto handelt es sich um eine Kostenverschiebung in Richtung Länder, die diese Einsparungen des Bundes auffangen müssen – vor allem das von Sprachförderung am Stärksten betroffene Bundesland Wien: Hier müssen ganz konkret LehrerInnen für den Muttersprachenunterricht sowie Native-Speaker eingespart werden, um die für Deutschförderklassen benötigten, aber vom Bund nicht ausreichend zur Verfügung gestellten Sprachförderkräfte aus Landesmitteln zu finanzieren.
Aber nicht nur im Sprachförderbereich, auch bei den IntegrationslehrerInnen fehlen ab diesem Schuljahr weitere Dienstposten, die bislang an Schulen mit besonderen Herausforderungen vergeben wurden. Trotz positiver Evaluation und nachgewiesener Verbesserung der Lernergebnisse bei den SchülerInnen durch diese IntegrationslehrerInnen, fallen diese dem Sparstift zum Opfer, obwohl gerade hier – wie die aktuelle Debatte eindrücklich zeigt – von allen Seiten ein erhöhter Bedarf an Personal geortet wird.
Nachhaltige Bildungsintegration braucht zielgerichteten Ressourceneinsatz
Auf dem Rücken der Schwächsten zu sparen kann für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und sozialen Frieden fatale Folgen haben. Gerade Investitionen in die Bildungsintegration wären jedoch Kosten, die sich für die Gesellschaft langfristig um ein Vielfaches rechnen – finanziell und sozial (siehe Heckmannn 2008).
Deshalb hat die AK mit dem Chancen-Index ein Modell vorgelegt, das eine bedarfsgerechte Ressourcenverteilung vorsieht: Neben einer Basisfinanzierung für alle Schulen, werden zusätzliche Ressourcen an jene Schulen vergeben, die aufgrund ihrer SchülerInnenzusammensetzung die größten Herausforderungen bei der Förderung haben – d.h. auch mehr Integrationsmaßnahmen brauchen. Dabei geht es sowohl um Maßnahmen der Sprachförderung, die jedoch stets in Abstimmung von Erst- und Zweitsprachenförderung erfolgen sollte. Aber es geht auch um mehr Maßnahmen der Schulpsychologie und der Schulsozialarbeit, um persönliche wie soziale Konflikte der SchülerInnen sofort und kontinuierlich begleiten zu können statt auf die nächste Gelegenheit warten zu müssen, bis eine der wenigen SchulsozialarbeiterInnen/SchulpsychologInnen wieder an ihrer Schule vorbeikommt.
Die dafür notwendigen Kosten von ca. 300 Millionen Euro entsprechen genau jenem Betrag, den Österreich im OECD-Vergleich derzeit weniger ins Schulsystem investiert als die OECD-Länder im Durchschnitt. Allein die Angleichung an diesen Durchschnitt bei Verwendung des Chancen-Index würde also dazu beizutragen, auch an besonders herausgeforderten Schulen ein förderndes Umfeld für jedes Kind zu entwickeln und Integrationsprobleme nachhaltig, gemeinschaftlich zu bearbeiten.