Die COVID-19-Krise hat bestehende soziale Ungleichheiten vertieft und neue geschaffen. Sie führt allerdings auch dazu, dass der Sozialstaat wieder verstärkt als Garant sozialer Sicherheit wahrgenommen wird. Nicht ohne Grund: Quer durch Europa ergriffen Regierungen Maßnahmen, die ein Abrutschen breiter Bevölkerungsschichten in die Armut verhindern und besonders marginalisierte Gruppen und Personen schützen sollen. Während sich in gewissen Bereichen allgemeine Trends und Entwicklungen beobachten lassen, machen einzelne Staaten mit besonders innovativen Maßnahmen auf sich aufmerksam oder setzen gar auf einen sozialpolitischen Kurswechsel.
Asymmetrische Belastung
Schnell hat sich gezeigt, dass die COVID-19-Krise zwar alle Bevölkerungsteile und -schichten trifft, die Last allerdings – auch in Österreich – asymmetrisch verteilt ist. Gruppen und Einzelpersonen, die bereits vor der Krise marginalisiert waren, sind besonders stark von den Auswirkungen betroffen und überproportional oft mit Armut bzw. Armutsgefährdung und gesellschaftlicher Exklusion konfrontiert. Das gilt unter anderem für Menschen mit Behinderungen, Obdach- bzw. Wohnungslose sowie Menschen mit Migrationshintergrund oder prekärem Aufenthaltsstatus.
Auch um auf diese asymmetrische Belastung zu reagieren, wurden in vielen europäischen Ländern (mehr oder weniger) umfassende sozialpolitische Maßnahmen ergriffen. Diese Maßnahmen sollten einerseits die verheerenden Auswirkungen der Pandemie abfedern und verhindern, dass große Teile der Bevölkerung in Armut und Prekarität abrutschen, andererseits aber auch gezielt Gruppen und Personen in besonders vulnerablen Situationen schützen. Diese Bemühungen schlagen sich auch in konkreten Zahlen nieder. So zeigt sich in jenen EU-Ländern, für die entsprechende Schätzungen bereits verfügbar sind, dass die Ausgaben für Sozialleistungen im Jahr 2020 ohne Ausnahme und teils sehr deutlich gestiegen sind.