Es könnte der eine oder andere lange Abend dabei sein in den nächsten Wochen und Monaten. Aber Vorbereitung ist ja bekanntlich alles. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat ÖVP-Chef Sebastian Kurz mit der Regierungsbildung betraut, dieser möchte wiederum mit allen Parteien Gespräche führen. RegierungsverhandlerInnen finden hier einen Überblick über zentrale Themen und Herausforderungen, die in den vergangenen Monaten am A&W-Blog analysiert wurden. Ideen und Handlungsempfehlungen können selbstredend übernommen werden.
Chefverhandler Kurz: „Die größte Herausforderung ist die Wirtschaftsentwicklung.“
Der wirtschaftliche Abschwung ist bereits im Gange. Die Fiskalpolitik hat eine entscheidende Rolle, um der Konjunkturschwäche inklusive steigender Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Österreich hat ebenso wie Deutschland dafür günstige Rahmenbedingungen, die Zinsen für Staatsanleihen sind mittlerweile negativ. Gerade in Zeiten eines wirtschaftlichen Abschwungs erzielt eine expansive Fiskalpolitik besonders große positive Wachstumseffekte.
Nicht besonders dienlich ist in diesem Zusammenhang die eben vom Nationalrat beschlossene Schuldenbremse, die sich letztendlich als Investitionsbremse erweist. Das ist natürlich fatal, da zunehmende Alterung, die Digitalisierung und notwendige Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise zu einem Bedarf an großen öffentlichen Investitionen führen. Der Bundesrat kann heute noch dagegen stimmen.
Die angebliche steuerliche Entlastung von Klein- und Mittelbetrieben mittels einer Senkung der Körperschaftssteuer wird jedenfalls keinen Beitrag zur Bewältigung kommender Herausforderungen leisten. Sie ist eine klare Themenverfehlung. Der Großteil der Unternehmen würde ohnehin nicht oder kaum profitieren. Zu den großen Gewinnern zählt die Branche „Gewinnung von Erdöl und Erdgas“ (fünf Unternehmen), gefolgt von „Versicherungen und Pensionskassen“ (107) sowie 73 Betrieben der pharmazeutischen Industrie. Es handelt sich um ein Geschenk für Großbetriebe.
Der Konjunkturhöhepunkt ist jedenfalls vorbei, und damit steigen in den nächsten Monaten die Herausforderungen am Arbeitsmarkt. Die Kürzung von Arbeitslosengeldern und Notstandshilfe ist in dieser Situation nicht nur wirtschaftlich kontraproduktiv, sondern in besonderem Ausmaß sozial fahrlässig. Was es hier braucht? Eine aktive Beschäftigungs- und Qualifizierungspolitik und innovative Arbeitsmarktinstrumente.