Österreichs Wirtschaft kann im Wettbewerb nur mit Qualität, technologischem Vorsprung und hoher Wertschöpfung bestehen. Qualifizierte, motivierte MitarbeiterInnen und ihre Forschung und Innovationen sind daher für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft eine entscheidende Voraussetzung und gleichzeitig ein wichtiger Schlüssel für die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen. Damit Österreich zur Gruppe der Innovationsführer aufsteigen kann, muss das geplante Update der FTI-Strategie ein „großer Wurf“ werden. Dies kann nur unter Berücksichtigung der Beschäftigten und Einbeziehung der ArbeitnehmerInnenorganisationen gelingen.
Hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E), aber wenig effizient
Die Bundesregierung hat im Sommer die Erarbeitung einer neuen Strategie für Forschung, Technologie und Innovation (FTI-Strategie) angekündigt. Die neue Strategie soll u. a. auf den Erkenntnissen des soeben veröffentlichten „Review of Innovation Policy Austria 2018“ der OECD aufbauen. Gleichzeitig sollen wesentliche Stakeholder sowie die Bundesländer in den Entstehungsprozess miteinbezogen werden.
Bisher: Keine echte Einbindung, keine Meilensteine, keine Finanzierung
Letzteres wäre, wenn dies tatsächlich auch so gehandhabt wird, ein Fortschritt gegenüber der im März 2011 veröffentlichten FTI-Strategie, wo sowohl die Einbindung der Sozialpartner als auch der Bundesländer nur sehr rudimentär erfolgte. Die FTI-Strategie aus 2011 hat aber noch weitere Schwachpunkte. So fehlt es (weitgehend) an konkreten Meilensteinen (was soll bis wann umgesetzt werden) und Finanzierungsplan gibt es überhaupt keinen. Beschlossen wurde lediglich die Einrichtung einer Taskforce zur Umsetzung und Koordinierung. Eine neue FTI-Strategie ist daher nur sinnvoll, wenn die konkrete Umsetzung sowie deren Finanzierung mitbedacht wird. Hier könnte das bereits seit Jahren angedachte und von der aktuellen Regierung wieder aufgegriffene Forschungsfinanzierungsgesetz gute Dienste leisten.
Durch die Trennung der Zuständigkeiten für Wirtschaft und Wissenschaft auf Bundesebene sind nunmehr (wieder) drei Bundesministerien für FTI zuständig (BM für Verkehr, Innovation und Technologie, BM für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung). Hilfreich wäre jedoch eine möglichst starke Bündelung der wesentlichen FTI-politischen Kompetenzen der Bundesministerien zur Vermeidung von Ineffizienzen in der Umsetzung der FTI-Strategie sowie zur Sicherstellung der Verfolgung gemeinsamer Ziele.
Das Ziel „Innovationsführer“ wurde bisher nicht erreicht
Betreffend F&E-Investitionen hat Österreich in den letzten 25 Jahren enorm aufgeholt und hat mittlerweile eine F&E-Quote von 3,19 % (Schätzung für 2018) erreicht. Im EU-Vergleich für das Jahr 2016 hat Österreich nach Schweden die zweithöchste F&E-Quote. Mit rund einer Milliarde Euro an jährlicher Förderung zählt Österreich OECD-weit zu den Spitzenländern, was die staatliche Förderung von F&E für Unternehmen betrifft. Die Unternehmen erhalten (laut letztverfügbaren Zahlen) 390 Millionen Euro an direkter Forschungsförderung und weitere 610 Millionen Euro an steuerlichen Begünstigungen. Letzteres in Form einer direkten Steuergutschrift (Absetzbetrag) in Höhe von 14 % der Forschungsausgaben, die sogenannte Forschungsprämie. Der Finanzierungsanteil der Unternehmensausgaben für F&E durch die öffentliche Hand von 12 % (direkte und steuerliche Förderung) wird damit (innerhalb der EU) nur von Ungarn und Rumänien übertroffen.
Trotzdem konnte Österreich das Hauptziel der FTI-Strategie, bis 2020 in die Gruppe der europäischen Innovationsführer aufzusteigen, bisher nicht erreichen. Gemäß European Innovation Scoreboard (EIS) gehört Österreich zu den „Strong Innovators“ und nimmt seit 2010 jährlich nur Rang 7 bis 10 ein. Im EU-Vergleich schneidet Österreich gerade bei den Beschäftigungswirkungen von Innovation schlecht ab. Dieses Problem wäre jedenfalls noch näher zu untersuchen.