Ein hoher und fair verteilter materieller Wohlstand leistet einen wichtigen Beitrag zu einem guten Leben und schafft Spielräume für sozialen Fortschritt. Allerdings ist darauf zu achten, wie dieser Wohlstand zustande kommt (Arbeitswelt) und wie nachhaltig er ist (ökologisch und ökonomisch). Zudem sind für die Lebensqualität relevante weitere Faktoren wie Gesundheit oder Bildung zu berücksichtigen. Im neuen AK-Wohlstandsbericht werden all diese Aspekte beleuchtet und bewertet und wie sie sich bis Ende des kommenden Jahres voraussichtlich entwickeln werden. Fazit: Gesellschaftlicher Fortschritt findet statt, allerdings ist er punkto ausreichend guter Beschäftigung, fairer Verteilung und einer intakten Umwelt noch ausbaufähig.
Ausgangspunkt für den neuen AK-Wohlstandsbericht war die sich international wie in Österreich zunehmend durchsetzende Erkenntnis, dass Wohlstand und gesellschaftlicher Fortschritt in der aktuellen wirtschaftspolitischen Debatte zu wenig bzw. nur verkürzt vorkommen. Dominiert wird diese nach wie vor von einem Mittel zum Zweck – einem möglichst hohen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Sind aber die materiellen Grundbedürfnisse erst einmal gedeckt und ist das Wirtschaftswachstum nicht mehr breit über die gesamte Bevölkerung verteilt oder mit negativen gesundheitlichen, sozialen und die Umwelt betreffenden Folgen verbunden, dann schwindet der Beitrag, den es für ein besseres Leben aller leisten kann.
Wie entwickeln sich Wohlstand und Wohlbefinden in Österreich?
Mit der Initiative „Wie geht’s Österreich?“ hat Statistik Austria 2012 erstmalig einen fundierten Ansatz für eine breite Messung von Wohlstand und gesellschaftlichem Fortschritt vorgelegt. Mittels eines Sets von zuletzt 31 Indikatoren wird die Entwicklung jährlich erhoben. Allerdings wird „nur“ die Frage beantwortet, wie es uns vor ein bis zwei Jahren „gegangen ist“. Gesellschaftlich relevant – und für die öffentliche Debatte interessant – ist aber vielmehr, wie es uns zukünftig gehen wird bzw. welche Weichen gestellt werden müssen, damit es uns auch bessergehen wird. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Antwort nicht von den ErfasserInnen der Statistik selbst kommen kann, sondern sich aus der faktenorientierten Einschätzung durch ExpertInnen in Kombination mit einer konsensorientierten politischen Zielvorstellung und -gewichtung ergibt.
Mit dem AK-Wohlstandsbericht wollen wir eine solche zukunfts- und politikorientierte Ergänzung leisten. Konzeptionell orientieren wir uns an Statistik Austria, weichen allerdings in einigen Aspekten ab. So geben wir als ArbeitnehmerInnenorganisation der Arbeitswelt mehr Gewicht und knüpfen unser Indikatorenset an die Ziele des magischen Vielecks wohlstandsorientierter Wirtschaftspolitik, sodass auch der ökonomischen Stabilität eine stärkere Bedeutung beigemessen wird als in der Fortschrittsmessung gemäß Statistik Austria.