Vor zehn Jahren wurde in Österreich die Abschaffung der Erbschaftssteuer eingeleitet, seither schwelt die Debatte über ihre Wiedereinführung. Kaum ein Argument der GegnerInnen hält einer inhaltlichen Prüfung stand. Dennoch ist die Diskussion in der Gesellschaft ambivalent, weil es dabei auch um Ängste und Werte geht. Heute sind die Voraussetzungen für eine neue Erbschaftssteuer in dem Sinn besser, als die Datenlage in Bezug auf das Erbvolumen und seine Verteilung massiv verbessert wurde, sich die Wissenschaft eindeutig äußert und neue Modelle, etwa in Bezug auf die Zweckbindung des Aufkommens für Pflege, entwickelt wurden. Dennoch verhindert die gesellschaftliche Macht der Vermögenden das wirtschaftlich und sozial Vernünftige.
Vor zehn Jahren starteten wir die Initiative „304 ÖkonomInnen gegen die Abschaffung der Erbschaftssteuer“. Der Falter schrieb damals zutreffend, dass unserer Initiative vermutlich nicht derselbe Zulauf beschieden sein würde, wie etwa der Initiative zur Beseitigung des Hundekots. Und tatsächlich wurde die Erbschaftssteuer aufgegeben. Vor drei Jahren startete der BEIGEWUM einen Aufruf für eine Wiedereinführung der Erbschaftssteuer. Breite Zustimmung für das Anliegen der ErbschaftssteuerbefürworterInnen gab es nie. Und es mangelte auch nicht an argumentfreier und emotional hyperventilierender Gegnerschaft in Medien und Politik.
Die Lehren der letzten zehn Jahre
Bei wichtigen Fragen zur Erbschaftssteuer waren wir wohl zu aufklärungsoptimistisch, insbesondere weil wir dachten, dass es vorrangig um ein Aufzeigen von Fakten zum Erben gehen würde.
Die Behauptungen zu den Nachteilen einer Erbschaftssteuer haben einer wissenschaftlichen Überprüfung nie standgehalten, doch dies mussten sie gar nicht. Sie funktionierten als angstmachender, irrationaler Gegendiskurs. Sie waren eben keine Mythen, sondern schlichte Lügen oder ein banales Bullshiting.
Der administrative Aufwand der Erhebung der Erbschaftssteuer sei höher als ihr möglicher Ertrag. Familienunternehmen könnten nicht fortgeführt werden und es handle sich um eine ungerechte Mehrfachbesteuerung. Dies waren keine Argumente, sondern Behauptungen, die den empirischen Daten zuwiderliefen. Doch Ideologeme als Ideologie zu verurteilen, führt nicht besonders weit, wenn diese von vornherein ohnedies nur als Propaganda konzipiert waren. Die PropagandistInnen gegen eine Erbschaftssteuer glaubten selbst auch nicht an den Lavendel von der ungerechten Mehrfachbesteuerung und den Gefahren von enteigneten Familienunternehmen und mittellosen Bauern.
Die Einhebung einer Erbschaftssteuer ist vergleichsweise einfach, deswegen gab es eine solche Steuer schon im antiken Rom.
Wenig Betroffene, hohes Aufkommen
Zahlen aus den USA und Deutschland belegen eindrucksvoll: Auch in Ländern mit Besteuerung zahlt ohnehin fast niemand Erbschaftssteuern. Jene die zahlen, können es sich leisten und zahlen wenig angesichts ihres Vermögens. Trotz hoher Freibeträge und vieler Ausnahmen kommt bei den Steuereinnahmen etwas zusammen.
Die Erbschaftssteuereinnahmen lagen 2014 in den USA bei 19,3 Mrd. US-$. 2013 gab es nur 4700 steuerpflichtige Nachlässe, die Nachlasssteuer in den USA betraf nur 0,18 % aller Nachlässe. Nun plant die Administration Trump den Multimillionären ein Steuergeschenk durch die Abschaffung der Nachlasssteuer zu verschaffen.
Die Erbschaftssteuereinnahmen in Deutschland lagen 2015 bei 6,3 Mrd. €. Dies war ein beachtlicher Zuwachs um 15,4 % gegenüber dem Vorjahr. Besteuert wurden trotzdem nur wenige. Von den 1,6 Millionen Erbfällen jährlich kommen nur 23.000 potenziell in die Erbschaftssteuerpflicht. Das sind 1,5 % aller ErbInnnen. Und dafür muss man schon mehr als 500.000 € erben.
In Österreich wird sich das Erbvolumen bis 2040 auf Basis von Berechnungen durch Stefan Humer von der WU auf etwa 20 Mrd. € verdoppeln.