Eine kürzlich veröffentlichte Studie der internationalen Hilfsorganisation Oxfam stieß auf große Resonanz: Die 62 reichsten Menschen der Erde besitzen etwa genauso viel Vermögen wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Diese neuen Zahlen und vor allem das steigende Interesse an den „Superreichen“ stehen sinnbildlich für eine Frage, die viele Menschen in Europa betrifft: Welchen Beitrag kann das Arbeitseinkommen heute noch zum Vermögensaufbau leisten? Wie schaffen es Reiche überhaupt an die Spitze der Vermögensverteilung?
In einer kürzlich erschienenen Studie des WU-Forschungsinstituts INEQ und der AK Wien wird untersucht, welche unterschiedlichen Effekte erhaltene Erbschaften bzw. erzieltes Arbeitseinkommen auf die Vermögensbildung in den Ländern der Eurozone haben. Die analysierten Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) unterstreichen dabei die bedeutende Rolle von Erbschaften beim Vermögensaufbau. Zwar haben Erbschaften nicht in allen Ländern der Eurozone den gleich großen Einfluss, aber vor allem in Österreich (sowie in Griechenland und Portugal) sind sie im Vergleich zum Arbeitseinkommen klar tonangebend.
Woher kommen die reichsten Top 1% in der Eurozone?
Gemessen am jeweiligen Bevölkerungsanteil in der Eurozone, sind Haushalte aus Österreich und Belgien im obersten Prozent der Nettovermögensverteilung (Top 1%) klar überproportional vertreten. Während große Länder wie Deutschland, Spanien und Frankreich relativ nahe am Wert ihres Bevölkerungsanteils liegen, sind kleinere Länder wie Griechenland, Slowenien und die Slowakei an der Spitze der europäischen Vermögensverteilung unterrepräsentiert (siehe Sterne in Abbildung 1).
Abbildung 1: Relative Wahrscheinlichkeit der Zugehörigkeit zum reichsten 1% der Eurozone