Caroline Krammer © A&W Blog
Quelle: HFCS 2010, eigene Berechnungen.Nur etwa ein Viertel der Haushalte gehören zu der Gruppe mit den mittleren Vermögen, und es gibt eine sehr große Gruppe von Haushalten, fast zwei Drittel, die ein niedriges Vermögen besitzen (blaue Balken nach rechts). Diese beiden, niedrige und mittlere Vermögen, besitzen auch nur einen kleinen Teil am Gesamtvermögen (rote Balken nach links). Der weitaus größte Teil des Vermögens wird von einer kleinen, sehr vermögensreichen Gruppe gehalten, die etwa zwei Drittel des gesamten privaten Vermögens in Österreich auf sich vereint, wie der oberste rote Balken zeigt.
Natürlich sind die Definitionen von niedrigen, mittleren und hohen Einkommen und Vermögen umstritten. Ob es gerechtfertigt ist, wie die Statistik Austria und dieser Beitrag, Einkommen über 60% des Median und somit alle Haushalte über der statistischen Armutsgrenze als „mittlere“ Einkommen zu bezeichnen, kann durchaus diskutiert werden. Ebenso geht es hier nicht darum, die Definition von mittleren Vermögen mit 60% bis 180% des durchschnittlichen Vermögens als die „richtige“ Sichtweise zu propagieren. Die Frage, in welche Gruppen eine Gesellschaft sinnvollerweise unterteilt werden kann, ist komplex und bei weitem noch nicht beantwortet. Die wissenschaftliche Reichtumsforschung hat hier noch ein weites Feld zu bearbeiten.
Es ist jedoch eine Tatsache, dass die Vermögen in Österreich anders verteilt sind als die Einkommen. Während die Einkommen „bauchig“ verteilt sind, sind Vermögen „schief“ verteilt. Das heißt, die Masse der Einkommen liegt in der Mitte, während sich die Masse der Vermögen am oberen Rand konzentriert. Weil die Verteilungen so unterschiedlich sind, ist diese empirische Erkenntnis robust. Sie hängt nicht von den spezifischen Grenzen für niedrige, mittlere und hohe Einkommen und Vermögen, die hier gewählt wurden, ab.
Vor diesem Hintergrund ist das weitgehende Fehlen einer Vermögensbesteuerung in Österreich umso unverständlicher. Im Vergleich mit anderen Hocheinkommensländern (Tabelle 22) und der Eurozone (Tabelle 66) rangiert Österreich konsistent auf den hintersten Plätzen, was das Aufkommen aus vermögensbezogenen Steuern betrifft. Bei dieser Schieflage gibt es dringenden Handlungsbedarf.