Die Industrieproduktion befindet sich in einem kräftigen Aufschwung, sie liegt um etwa 5 % über dem Niveau des Vorjahres und die Aussichten sind positiv. Anziehende Nachfrage im Welthandel und besonders in Osteuropa sowie die hohe Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Betriebe tragen dazu bei. Steigende Kapazitätsauslastung und positive Absatzerwartungen sorgen für eine Ausweitung der Ausrüstungs- und Bauinvestitionen; die Konsumnachfrage profitiert von stark wachsender Beschäftigung. Nun ist auch die Lohnpolitik gefordert, die Früchte des Aufschwungs breit zu verteilen und auch jenen zukommen zu lassen, die in den letzten Jahren zurückfielen.
Starker Anstieg der Industrieproduktion hält weiter an
Die österreichische Industrieproduktion lag im Juni 2017 um 16,8 % über dem Basiswert des Jahres 2010, gleichzeitig um 4,4 % über dem Niveau vom Juni 2016. Diese kräftige Beschleunigung der Produktion wird von der WIFO-Quartalsrechnung bestätigt: Die Wertschöpfung in der Warenproduktion lag im II. Quartal 2017 real um 5 % über dem Vorjahr – allein in diesem II. Quartal erhöhte sie sich um 2,2 % gegenüber dem Vorquartal.
Die Hochkonjunktur in der Industrie wird weiter anhalten. Darauf deuten die Ergebnisse der Befragung der EinkaufsmanagerInnen im Auftrag der Bank Austria hin: Der Index hat im August mit einem Stand von 61,1 saisonbereinigt den höchsten Wert seit 2011 erreicht. Die befragten ManagerInnen erwarten auch für die kommenden zwölf Monate eine kräftige Ausweitung der Produktion.
Die Produktion der in intensivem internationalen Wettbewerb stehenden Industrie verläuft deutlich besser als im Euroraum. Sogar der Abstand zur deutschen Industrieproduktion, mit der normalerweise weitgehend Gleichklang herrscht, hat sich in den letzten zweieinhalb Jahren ebenso überraschend wie spürbar erhöht. Diese erfreuliche Produktionsentwicklung ist einerseits das Ergebnis anziehender Konjunktur bei wichtigen Handelspartnern, vor allem in Osteuropa, andererseits die Folge hoher Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industriebetriebe.
Investitionen und Konsum legen zu
Die Stärke der Industrieproduktion wird von wachsender Inlandsnachfrage begleitet: Weil die Kapazitäten der Unternehmen wieder gut ausgelastet und die Absatzerwartungen optimistisch sind, wird auch wieder deutlich mehr investiert: Die Ausrüstungsinvestitionen (in Maschinen, Fahrzeuge und Elektrogeräte) lagen im II. Quartal real um 8,5 % über dem Vorjahresniveau, zuletzt belebten sich sogar die Bauinvestitionen merklich (real +3,7 %). Laut WIFO-Investitionstest wollen die Industrieunternehmen heuer ihre Investitionen um fast 20 % ausweiten.
Auch die Konsumnachfrage, deren Schwäche über zwei bzw. drei Jahre den wichtigsten Grund für Österreichs Wachstumsrückstand gegenüber Deutschland gebildet hatte, zeigt dank kräftigen Beschäftigungswachstums, steigender Löhne und anhaltender Wirkungen der Steuerreform stetigen Aufwärtstrend.
Die Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt, die vor einer neuerlichen Revision nach oben stehen, weisen nun wieder einen merklichen Wachstumsvorsprung der österreichischen gegenüber der deutschen Wirtschaft aus. Dies gilt auch für die Zahl der Beschäftigten, die in Österreich heuer um fast 70.000 (fast +2 %) zulegt.
Einkommenszuwächse bei den Beschäftigten stützen Konjunktur
Damit die gute Konjunktur anhält, muss der Aufschwung auch bei jenen Bevölkerungsgruppen ankommen, die in den letzten Jahren von einer Verschlechterung der Jobqualität und ungünstigen Einkommenssituation belastet waren: Die untere Hälfte der Verteilung, vor allem Junge, Frauen und MigrantInnen, braucht nun kräftige Lohnzuwächse. Die Einigung auf einen Mindestlohn von 1.500 Euro ist ein erster wichtiger Schritt. Er begünstigt gezielt Personen mit niedrigem Einkommen und ist auch gesamtwirtschaftlich wichtig, denn die Anhebung der Mindestlöhne stärkt Bevölkerungsgruppen mit besonders hoher Konsumneigung.
Die anstehenden Kollektivvertragsverhandlungen bieten Spielraum, um weitere Schritte für faire Teilhabe der ArbeitnehmerInnen und Stützung der gesamtwirtschaftlich wichtigen Konsumnachfrage zu setzen, denn im Zuge des Konjunkturaufschwungs zieht auch das Wachstum der Arbeitsproduktivität wieder merklich an.