Die Investitionen sind eine Schlüsselgröße für die konjunkturelle aber auch die langfristige wirtschaftliche Entwicklung. Die Investitionsquote ist in den letzten zwanzig Jahren merklich zurückgegangen und ein neuerlicher Anstieg ist nicht in Sicht. Allerdings investiert die österreichische Wirtschaft allen Unkenrufen zum Trotz nach wie vor deutlich mehr als jene der Eurozone oder Deutschlands. Der Investitionsbedarf ist angesichts des starken Bevölkerungswachstums dennoch hoch – vor allem bei der öffentlichen Infrastruktur.
Finanzboom und Finanzkrise bremsen Investitionen
Die Investitionsquote, der Anteil der nominellen Bruttoanlageinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt, war in Österreich über die letzten beiden Jahrzehnte rückläufig: Während sie 1995 noch 25,4% betrug, lag sie 2014 nur noch bei 22,4% (-3 Prozentpunkte). Dies dürfte vor allem drei strukturelle Ursachen haben:
Den internationalen Finanzboom zwischen Mitte der 1990er und Mitte der 2000er Jahre, im Rahmen dessen wirtschaftliche Tätigkeiten in erheblichem Umfang von der Realwirtschaft – und damit den materiellen Investitionen – zur Finanzwirtschaft verlagert wurden.
Die Tertiärisierung der Wirtschaft, die zu einer tendenziellen Abnahme materieller Investitionen führt; allerdings sind die wachsenden immaterielle Investitionen (Geistiges Eigentum, darunter v.a. F&E Ausgaben) seit dem Übergang zum ESVG 2010 im Rahmen der Investitionen erfasst.
Die starke Unterauslastung, die ungünstigen Absatzerwartungen und die verbreitete Unsicherheit, die seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007 die Rahmenbedingungen für die Investitionstätigkeit der Unternehmen massiv verschlechtert haben.
Es ist bemerkenswert, dass der Rückgang der Investitionsquote trotz starker Zunahme der Gewinnquote erfolgte: Der Anteil der Einkommen aus Besitz und Unternehmung erhöhte sich von etwa 25% auf über 30% hat. Statt die Gewinne für Lohnsteigerungen und Investitionen volkswirtschaftlich wohlstandsschaffend zu verwenden, wurde ein wachsender Teil an die Eigentümer ausgeschüttet und dann auf den Finanzmärkten verspekuliert.
Österreichs Wirtschaft investiert relativ viel
Die oben skizzierten Rahmenbedingungen gelten für die gesamte Eurozone, wo ein markanter Rückgang der Investitionsquote feststellbar ist: Betrug der Investitionsanteil 1995 noch 21,6% des BIP, so lag er – nach einer mehrjährigen Aufwärtstendenz im Zuge der Immobilienblase bis zum Beginn der Finanzkrise – 2014 nur noch bei 19,7%. In Deutschland ging die gesamtwirtschaftliche Investitionsquote im gleichen Zeitraum von 23,4% auf 20,1% des BIP zurück (-3,3 Prozentpunkte).