Das Vorstandsgehalt eines ATX-Managers liegt im Jahr 2012 im Schnitt bei 1,4 Millionen Euro und entspricht damit dem 49-fachen des durchschnittlichen Einkommens eines österreichischen Beschäftigten. Seit Jahren geht diese Einkommensschere immer weiter auseinander und selbst in Zeiten der Krise wurden bei der Entlohnung von ManagerInnen keine signifikanten Einschnitte gemacht, parallel dazu findet in vielen Konzernen Personalabbau im großen Stil statt. „If you pay peanuts, you get monkeys“ – für außerordentlich hohe Managementvergütungen spricht, dass nur mit Gagen in Millionenhöhe die weltweit besten Köpfe rekrutiert werden können. Doch, gibt es sie wirklich, diese globale Elite in Österreichs Vorständen…
Globalisierung = globale Rekrutierung?
Folgt der Globalisierung der Märkte die Globalisierung des Marktes für Top-Manager? Für Deutschland ist der Soziologe Michael Hartmann im Jahr 2005 dieser Frage nachgegangen und hat eine Untersuchung zu den Karrieren von Vorstandsvorsitzenden der 100 Top-Unternehmen durchgeführt. Dabei zeigte sich ein klares Bild: Die führenden deutschen Unternehmen werden vorwiegend von InländerInnen geleitet, nur fünf Prozent der SpitzenmanagerInnen kommen aus dem Ausland. Dieses Ergebnis hat die Fragestellung aufgeworfen, ob für Österreichs Vorstände ähnliches gilt. Im Auftrag der AK Wien wurden im Februar 2014 die Karriereverläufe von Vorständen des österreichischen Prime Markets durchleuchtet. Ziel dieser Untersuchung war es, Österreichs Vorstände im Hinblick auf die Internationalität der Mitglieder unter die Lupe zu nehmen.
Nationale Muster überwiegen
Das Ergebnis der Analyse ist eindeutig: Mit 81 Prozent dominieren fast ausschließlich österreichische Manager (zu 96,7 Prozent sind es Männer) die Vorstandsetagen des Prime Markets. Internationale Führungskräfte bleiben eine Rarität, dreiviertel der nicht-österreichischen Top-Manager im Prime Market stammen aus dem deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz). Zudem weisen die Karriereverläufe der Vorstände kein globales Muster auf, hat doch die Hälfte der analysierten Personen mindestens die letzten beiden Karrierestationen in Österreich verbracht. Treu bleiben die Spitzenmanager der Prime Market Unternehmen aber auch dem Konzern: Fast 70 Prozent der analysierten Vorstände waren – bevor sie die Karriereleiter zu ihrer aktuellen Position hochgeklettert sind – bereits im selben Konzern tätig. Immerhin können etliche ManagerInnen Auslandserfahrungen vorweisen, diese aber meist in einer ausländischen Konzerntochtergesellschaft, wo sie sich zumeist erstmals als Geschäftsführer bewähren durften.
Der „brain drain“ – eine Gefahr für Österreichs Wirtschaft?
Die Suche nach der globalen Elite in Österreichs Prime Market ist erfolglos geblieben, vielmehr ist festzustellen, dass die klassische Karriere konzernintern verläuft. Hat die Gefahr des „brain drain“, also der Abwanderung von qualifizierten Führungskräften, als Argument für hohe Managergehälter ausgedient? So scheint es, denn nicht einmal ein Drittel der ManagerInnen in den Prime Market Unternehmen stößt als QuereinsteigerInnen zum Konzern – die überwiegende Mehrheit der Vorstände wird im eigenen Konzern rekrutiert. Die Argumentation für hohe beziehungsweise immer höhere Vorstandsvergütungen, um die besten ManagerInnen zu rekrutieren oder halten zu können (Stichwort: Bleibe-Bonus), fällt damit in sich zusammen. Am Schluss steht vielmehr die Hypothese, dass einer der maßgeblichsten Faktoren für die Höhe der Vorstandsvergütung ein einflussreiches Netzwerk zwischen Vorständen und Aufsichtsräten ist – schließlich werden die Vorstandsverträge von den AufsichtsrätInnen verhandelt.