Quelle: Eurostat, eigene Berechnung. © A&W Blog
Quelle: Eurostat, eigene Berechnung.Auch Italien befindet sich in einem kontinuierlichen Schrumpfgang, das BIP pro Kopf ist mittlerweile sogar unter den EU-Durchschnitt gefallen. Umso erfreulicher, dass Österreichs wichtigster Handelspartner Deutschland sich kontinuierlich verbessert: Während Deutschland in den 2000er Jahren überwiegend wegen fehlender Konsumnachfrage und schwacher Bauinvestitionen auf der Kriechspur war, legte es in den letzten Jahren gerade in diesem beiden Bereichen zu.
Österreich 2015: Starke Exportindustrie, schwache Konsumnachfrage
Die Entwicklung im Jahr 2015 zeigt die Stärken und Schwächen der heimischen Wirtschaft neuerlich deutlich: Das Bruttoinlandsprodukt stieg real um 1%, etwas schwächer als in Deutschland und der Eurozone. Relativ kräftig expandierte jener Sektor, der im internationalen Wettbewerb steht: Der Export konnte real um 3,6% ausgeweitet werden, die Wertschöpfung in der Industrie um 1,8% (Herstellung von Waren) und die Investitionen in Maschinen um 4,8%. Hingegen stagnierte die inländische Nachfrage: Konsumnachfrage der privaten Haushalte real 0%, Wohnbau +0,9%.
Für das heurige Jahr zeichnet sich dank Steuerreform und Wohnbauinitiative gerade in den letztgenannten Bereichen eine Verbesserung ab, deshalb dürfte das BIP nun im Gleichklang mit Deutschland und der Eurozone real um 1,5% bis 2% zulegen.
Alternative Wohlstandsindikatoren müssen an Bedeutung gewinnen
Die Beobachtung der Konjunktur und die internationalen Vergleiche der Wirtschaftsleistung pro Kopf dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass das BIP in nur recht eingeschränktem Maß als Wohlstandsindikator brauchbar ist: Es ist zu sehr auf die Messung von Produktion zu den auf den Märkten erzielten Preisen ausgerichtet und berücksichtigt die tatsächlichen Konsummöglichkeiten zu wenig (dafür ist das real verfügbare Haushaltseinkommen pro Kopf besser geeignet); es negiert die zunehmend wichtigen Bestandsgrößen wie Vermögen, Ressourcen, Wissen; es berücksichtigt nicht wie viel Arbeitszeit für die Produktion von Gütern aufgewendet werden muss; es erfasst Qualitätsänderungen sowie soziale Dienstleistungen zu wenig und berücksichtigt den mit der Produktion verbundenen Material- und Ressourcenverbrauch nicht; vor allem spiegelt es die Verteilung der Einkommen und Vermögen nicht, was die Verwendung als Wohlstandsmaß drastisch einschränkt.
Deshalb ist es dringend notwendig, alternative Indikatoren über die Messung des Wohlstandes nicht nur zu entwickeln, wie dies Statistik Austria in vielversprechender Weise seit einigen Jahren tut, sondern auch, diesen in der Praxis der Wirtschaftspolitik den geeigneten Stellenwert einzuräumen.