Der Klimawandel wird in Wien immer spürbarer. Vor allem in dicht bebauten Grätzeln mit wenig Grün wird die steigende Hitze im Sommer in den nächsten Jahren immer schwerer auszuhalten sein. Menschen mit weniger Einkommen können diesen Hitzewellen schwer ausweichen. Die AK Wien hat sich deshalb im Rahmen der Studie „Klimagerechtigkeit im öffentlichen Raum – Vision Wiener Klimastraßen“ angeschaut, was jetzt getan werden muss, um ein gutes Leben für alle in der Stadt in Zeiten des Klimawandels zu sichern.
Es wird heißer!
Das ist bereits für uns alle spürbar. Die Zahl der Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad hat sich bereits verdreifacht und liegt inzwischen bereits bei 33 Tagen pro Jahr. Die Hitzewellen (mehrere Tage über 30 Grad) werden länger und können von derzeit im Schnitt fünf Tagen bis zum Ende des Jahrhunderts 28 Tage in Folge sein! Die Durchschnittstemperatur steigt bis 2050 um 2 Grad und bis Ende des Jahrhunderts um 4 Grad. Für den Extremwert im heißesten Monat des Jahres (37 Grad im Juli 2021 in Wien) sind noch mal +7,6 Grad obendrauf prognostiziert. Uff! Dieser Hitzedruck bedeutet eine enorme gesundheitliche Belastung und trifft besonders ältere Menschen, Kinder, chronisch kranke Personen, aber auch jene, die einer körperlichen Arbeit nachgehen. Hitze kann zudem soziale Isolation weiter verschärfen, wenn es vor der Haustür schlichtweg zu heiß ist und beschattete Wege fehlen, um die Wohnung überhaupt verlassen zu können.
Kleinräumig unterschiedliche Betroffenheit
Wien ist zwar eine durchgrünte Stadt: Rund die Hälfte der Fläche sind Grünflächen oder Wasser. Aber es gibt große Unterschiede. Aktuelle Wiener Stadtklimauntersuchungen zeigen, nicht alle Teile Wiens sind urbanen Hitzephänomenen gleich ausgesetzt. Besonders von Überwärmung betroffen sind dicht bebaute Gebiete mit wenig Frischluftzufuhr, starker Versiegelung und wenig Begrünung und Bäumen. In den dicht bebauten Gründerzeitvierteln ist es an heißen Tagen oft mehrere Grad wärmer und die nächtliche Abkühlung ist geringer als in Grätzeln mit viel Grün. Denn Asphalt, Beton, Gebäude speichern die Wärme, auch in der Nacht bleibt es heiß.
Doppelte Hitzebelastung für Menschen mit weniger Einkommen
Der AK Sozialraummonitor belegt zudem deutlich, dass in vielen dieser heißen Viertel überwiegend Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status leben. Sie müssen mit weniger Einkommen auskommen, leben meist in beengten Wohnverhältnissen und verfügen über keine kühlen Zweitwohnsitze am Land. Sie können der Hitze der Stadt nur schwer ausweichen. Hier kommt es zur doppelten Hitzebelastung. Das betrifft besonders Grätzel der dicht bebauten Gründerzeitviertel in den Bezirken 2 und 20 sowie 16, 15, 12, 5, 10 und 11.