Öffentliche Dienstleistungen und hier insbesondere die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sind unverzichtbar für die Menschen. Österreichs Wasserversorgung punktet mit sehr guter Qualität, Leistbarkeit und umfassender Verfügbarkeit. Sie steht auch im europäischen Vergleich sehr gut da, wie aktuell vorliegende Studienergebnisse zeigen. Steht mit der bevorstehenden Revision der Konzessionsrichtlinie eine Liberalisierung der Wasserver- und Abwasserentsorgung wieder zur Diskussion?
Mit dem Erfolg der ersten erfolgreichen Europäischen Bürgerinitiative „Right2Water – Wasser ist ein Menschenrecht“ konnte die Ausnahme vom Ausschreibungs- und Liberalisierungszwang für Wasser und Abwasser auf europäischer Ebene erkämpft werden. Mit der bevorstehenden Revision der Konzessionsrichtlinie steht diese Ausnahme wieder zur Diskussion. Laut Artikel 53 der Konzessionsrichtlinie hat die Europäische Kommission (EK) die wirtschaftlichen Auswirkungen der Ausnahme auf den Binnenmarkt zu überprüfen und dem Europäischen Parlament bis zum 12. April 2019 über ihre Einschätzung einen Bericht zu erstatten. Von diesem Bericht wird abhängen, ob die Ausnahme vom Ausschreibungszwang für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung auch weiterhin bestehen bleibt.
Eine aktuelle Studie betrachtet die europäische Siedlungswasserwirtschaft in sechs ausgewählten Ländern (AT, DE, HU, FR, PT, UK) sowie aktuelle Entwicklungen im Wasserbereich.
Ergebnisse des Studienvergleichs
Die Branchenstruktur der Siedlungswasserwirtschaft ist in den ausgewählten Ländern sehr heterogen und zeichnet sich in Österreich insbesondere durch eine kleinteilige Versorgungsstruktur auf kommunaler Ebene aus. Die EigentümerInnenstruktur reicht von einer fast ausschließlich in öffentlicher Hand befindlichen Wasserversorgung in Österreich und Ungarn bis hin zur Versorgung in privater Hand in England und Wales.
Die österreichische Wasserwirtschaft liefert im europäischen Vergleich bei den Wasserleitungsverlusten bei der Abwasserentsorgung sowie der operativen Effizienz hervorragende Ergebnisse. So liegt der Wasserleitungsverlust in Österreich bei 11 Prozent und liegt damit an zweiter Stelle nach Deutschland mit 7 Prozent. Im Vergleich dazu liegt der Wasserleitungsverlust in Frankreich bei 21,9 Prozent, in England bei 23,4 Prozent, in Ungarn bei 24 Prozent und in Portugal sogar bei 35 Prozent. Der Anteil des Abwassers sowie der Ausbau der Reinigungsstufen ist in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich, und hier liefern insbesondere Österreich und Deutschland ausgezeichnete Ergebnisse. In beiden Ländern liegt der Ausbau der dritten Reinigungsstufe (= chemische Reinigung) mit 93 Prozent (Deutschland) und 97 Prozent (Österreich) sehr hoch. Im Vergleich dazu hinken die anderen Länder erheblich hinterher: England/Wales und Ungarn liegen bei 57 Prozent, Frankreich bei 22 Prozent und Ungarn bei 16 Prozent.
Hinsichtlich der Leistbarkeit sind für die Haushalte Preise und Gebühren für die Wasserversorgung ausschlaggebend. Die kommunale Bereitstellung in Österreich ist jedenfalls nicht teurer, sondern eher günstiger als die gemischte oder private Bereitstellung in den anderen Ländern. Auch England und Wales sind durchaus günstige Bereitsteller, allerdings bei einer insgesamt geringeren Versorgungsqualität. Vor allem der Eingriff des staatlichen Regulators Ofwat hat zu Verbesserungen in der Preisstruktur geführt. Insgesamt stellen die traditionellen öffentlichen Systeme der Wasserver- und Abwasserentsorgung eine stabile, für die privaten Haushalte günstige Möglichkeit der Wasserversorgung dar.