Ganztagsschulen stehen für Ganzheitlichkeit: Jedes Kind soll einen abwechslungsreichen Schulalltag mit Lernen, Erlebnissen und Erholung über den Tag verteilt erleben. Die optimale Förderung und Entwicklung in einem angenehmen Lernumfeld stehen im Fokus. Die Schultasche bleibt in der Schule, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird gewährleistet. Dafür braucht es ein qualitätsvolles Angebot auf Basis eines pädagogischen Konzeptes mit motivierten multiprofessionellen PädagogInnenteams.
Was bedeutet Qualität in Ganztagsschulen?
Bessere Vereinbarkeit für berufstätige Eltern
Engagierte multiprofessionelle PädagogInnenteams
Gut ausgestattete Arbeitsplätze für das PädagogInnenteam
Schlüsselfaktor Autonomieerleben
Stärkung von Beziehungen zwischen Kind, LehrerIn und Eltern
Den Tag gemeinsam erleben
So eine Ganztagsschule gibt es zum Beispiel in Wien. Hier ist der Tagesablauf projektorientiert und mit reformpädagogischen Elementen gestaltet. Unterricht und Freizeit verschränken sich quasi von selbst.
Als Voraussetzung für das Gelingen dieser Arbeit sieht die Direktorin stabile Teams, in denen nicht nur alle LehrerInnen, sondern auch FreizeitpädagogInnen an der Konzeption und Durchführung der Arbeit in und mit der Klasse gleichberechtigt beteiligt sind. Zusätzlich gibt es modulares und klassenübergreifendes Arbeiten. Dieses findet in einer Kurs- bzw. Förderschiene an zwei Tagen in der Woche statt. Hier kann es sich in Kreativkurse, Sprachkurse oder spezielle Förderkurse einwählen.
Fußball, Töpfern, Tanzen… aber für alle!
Gerade die Gestaltung der Freizeit und Ferienzeiten unterscheiden sich stark abhängig von den Ressourcen der Eltern und Bezugspersonen. Während die einen Kinder Zugang zu außerschulischen Freizeitangeboten bekommen, gehen andere Kinder leer aus. Weiters leiden viele berufstätige Eltern und ihre Kinder unter dem Stress und Organisationsaufwand zwischen Schule und außerschulischer Freizeitbetreuung. Ziel muss es daher sein, dass außerschulische Freizeitanbieter an die Schulen kommen und jedes Kind Zugang zu Freizeitangeboten abhängig vom Interesse der Kinder bekommt – und nicht abhängig vom Engagement der Eltern.
Eigenverantwortung und Entscheidungsfreiheit als Schlüsselfaktor
Entscheidungsfreiheit fördert die intrinsische Motivation beim Lernen. So zeigen Untersuchungen aus Deutschland, dass Förderangebote per se nicht wirksam sind. Während beispielsweise von SchülerInnen freiwillig gewählte Lesekurse große Effekte erzielen konnten. Und genau das passiert in der genannten Wiener Schule. Die SchülerInnen wählen möglichst unabhängig von ihren Eltern, ihrer Klasse, ihren LehrerInnen aus den angebotenen Freizeitkursen aus, was sie im kommenden Semester ausprobieren möchten. Dazu gehören kreative Kurse genauso wie Sprachkurse oder Kurse, die sich mit der Schulgemeinschaft beschäftigen, wie etwa in diesem Semester einen Kurs zusammen mit dem Hausmeister. Diese eigenverantwortlich gewählten Freizeitangebote sind ideal um die unterschiedlichen Talente und Interessen der Kinder zu wecken und zu fördern.
Verschränkung von Konzentrationsphasen und Entspannungsphasen
Bei der verschränkten Ganztagesschule wird der Schulalltag in einer Rhythmisierung, dh dass Lern-, Freizeit-, Interessens- und Begabungsförderung abwechseln, organisiert. Durch die Verschränkung über den Tag hinweg können die pädagogischen Konzepte zeitlich und räumlich flexibler gestaltet werden. Methoden wie individualisierte Lernzugänge, peer education, Projektunterricht sowie eine generell offenere zeitliche und räumliche Pädagogik werden möglich.
Halbtagsformen mit und ohne Nachmittagsbetreuung können diesen Ansprüchen auch bei entsprechendem pädagogischen Konzept kaum gerecht werden: Aufgrund der fehlenden Rhythmisierung finden sie schwierigere Rahmenbedingungen vor (räumlich, zeitlich, personell). Da nur ein Teil der SchülerInnen Nachmittags in der Schule ist, kann beispielsweise der Vormittagsunterricht und Nachmittagsbetreuung nicht in aufeinander aufbauenden inhaltlich-konzeptionellen Zusammenhang gesetzt werden.
Beziehung und Bindung als essentielle Umfeldfaktoren
Beziehungen und Bindungen sind für Förderung und Lernen im Allgemeinen essentielle Faktoren. Verschränkte Ganztagesschulen können hier in dreierlei Hinsicht punkten. Erstens stärkt der gemeinsame Tag mit Lern und Freizeitphasen die Klassen- bzw. Schulgemeinschaft unter den SchülerInnen. Zweitens kann durch Ausflüge, Erlebnisse und Freizeitaktivitäten mit den LehrerInnen auch die SchülerInnen-LehrerInnen-Beziehung gefördert werden. Drittens profitiert auch die Eltern-Kind-Beziehung, wenn die Lernziele und die dafür benötigte zusätzliche Förderung in der Schule erledigt wird. Eltern sind keine PädagogInnen, die gelernt haben wie verschiedene Kompetenzen vermittelt und erklärt werden können. Vielmehr sollen Familien Zeit haben, das zu machen, was sie gerne zusammen machen und ihr Familienleben auszeichnet.