Die Ganztagsschule hat in Österreich leider noch Seltenheitswert. Deswegen müssen viele Eltern abends nach der Arbeit noch schnell mit den Kindern Mathe lernen oder Vokabeln abprüfen. Dass das nicht so sein muss, zeigt die neueste österreichweite AK-Nachhilfeerhebung. Schulkinder in Ganztagsschulen benötigen bedeutend weniger oft die Hilfe der Eltern beim Lernen und bei der Hausübung. Gibt es auch noch regelmäßig Förderunterricht, dann sinkt auch der Nachhilfebedarf markant.
Unter dem landläufigen Begriff Ganztagsschule verbergen sich in Österreich eine Reihe von Ganztagsbetreuungsangebote in sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Es gibt zum ersten die Halbtagsschule mit anschließender Hortbetreuung. Diese muss nicht im selben Gebäude wie die Schule untergebracht sein. Daher ist die Abstimmung mit der Schule oft nicht gegeben. Eine weitere Form der Betreuung stellt die schulische Nachmittagsbetreuung dar. Sie ist für die Eltern ebenso wie die Hortbetreuung am Schulbeginn tageweise wählbar. Eine weitere Betreuungsform findet sich in der AHS (Gymnasium), die sogenannte Mittagsbetreuung. Hier gibt es zwar eine betreute Überbrückung in den Nachmittagsunterricht, aber keine Lernbetreuung für die SchülerInnen. Und dann gibt es noch die verschränkte Ganztagsschule, allerdings macht diese Betreuungsform gerade mal 2% aller Schulen aus. Hier sind der Nachmittagsunterricht und die Freizeitbetreuung abwechselnd über den Tag verteilt und verpflichtend. Da dieses System für die Eltern sehr unübersichtlich ist und die „verschränkte Ganztagsschule“ für viele ein unbekannter Begriff ist, wurde bei der AK-Nachhilfeerhebung nach der „verpflichtenden Anwesenheitspflicht“ gefragt.
Geht das Kind in eine Nachmittagsbetreuung, egal ob Hort oder schulische Betreuung, ist das tägliche Lernen der Eltern mit ihren Kindern bis zu vier Mal so häufig als das der Eltern, die ihre Kinder in einer Ganztagsschule mit verpflichtender Anwesenheitspflicht untergebracht haben.
Ähnlich sieht es beim Nachhilfebedarf aus. Im Schuljahr 2015/16 benötigen 19% aller österreichischen SchülerInnen (ohne Berufsschule) eine Nachhilfe, 15% davon eine bezahlte. Weitere 4% hätten gerne eine gehabt, aber nicht bekommen, entweder weil die Nachhilfe zu teuer ist oder nicht in der Nähe angeboten wird.
OECD empfiehlt Ausbau der Ganztagsschule
In Ganztagsschulen reduziert sich der Nachhilfebedarf bei sämtlichen Schulformen generell auf 14 %. Besonders stark sinkt der Bedarf dann, wenn an diesen Schulen ein regelmäßiger Förderunterricht angeboten wird. Von jenen SchülerInnen, die ein solches Angebot in einer Ganztagsschule nutzen können, benötigen lediglich 4 Prozent im laufenden Schuljahr eine bezahlte Nachhilfe.
Fasst man alle SchülerInnen mit regelmäßigem Förderunterricht zusammen, egal ob sie in eine verschränkte Ganztagsschule, einen Hort oder eine schulische Tagesbetreuung besuchen, benötigen 9 % eine bezahlte Nachhilfe.