Umwelt, Bildung oder Pflege: Zentrale Aufgaben werden im österreichischen Föderalismus von Bund, Ländern und Gemeinden gemeinsam wahrgenommen. Ein koordinierender Rahmen (des Bundes) einerseits und die Bürgernähe (Gemeinden) andererseits versprechen gute Ergebnisse. Doch die Gebietskörperschaften verfolgen nicht immer die gleichen Ziele. Viele Reformen kommen daher einfach nicht vom Fleck. Was also tun? Verbesserte Governance-Regelungen böten Lösungen. Dies wird im Folgenden anhand der Beispiele Bildung und Pflege ausgeführt.
Kooperation im Interesse der Bürgerinnen und Bürger braucht bessere Regelungen
Die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Gemeinden ist seit Jahren verbesserungsbedürftig: Kompromisse sind wenig nachhaltig, seitens einzelner Akteure kommt es zu Blockaden. Innovationen in Aufgabenbereichen, die von mehreren staatlichen Ebenen gemeinsam zu erfüllen sind (wie im Bereich der Bildung oder des Klimaschutzes), sind kaum möglich. Dies alles trägt zu Vorbehalten gegenüber dem aktuellen föderalen System bei.
Politik und Verwaltung agieren in einem Governance-Rahmen von institutionellen Strukturen und Verhandlungsroutinen. Es bestehen tolerierte Einflussnahmen und vielfach inhaltliche und strategische Interdependenzen. Dies erfordert verbesserte institutionelle Regelungen, wie eine explizite Mehr-Ebenen-Steuerung, Konsultations- und Dialogforen, gemeinsames Erarbeiten von Wirkungszielen, mehr Partizipation und Transparenz und weniger Korruption.
Dass die aktuelle Kooperation zwischen Bund, Ländern und Gemeinden mangelhaft ist, zeigt sich beispielhaft an Art. 15a B-VG Verträgen zwischen Bund und Ländern (Grundsatzgesetze des Bundes, Ausführungsgesetze der Länder). Diese erwiesen sich als Hemmschuh, da die Gemeinden bei den politischen Entscheidungsprozessen ausgeschlossen sind. Zudem besteht ein überkommenes Verständnis von einem „hoheitlichen Interventionsstaat“. Dies ist ein Hindernis, da es gilt, nicht-hierarchische, gleichberechtigte, kooperative Beziehungen zwischen den staatlichen Ebenen sowie zwischen Staat und Zivilgesellschaft zu organisieren.
Schließlich geht es um einen Wandel der Haltungen und der Perspektiven in der Politik, nicht aber um das Absichern der eigenen Positionen. Vielmehr sollten Erledigungen im Interesse des sozialen Zusammenhalts der Menschen, mehr Lebensqualität, Klimaschutz und Korrektheit im Mittelpunkt stehen.
Zeitgemäße Public Governance tut not
Public Governance ist ein System von Haltungen, Denkweisen und Handlungen aufseiten der staatlichen Akteure sowie von Regeln, Strukturen und Verfahren. Dieses System dient der Konzeption, der Entscheidung sowie der Umsetzung von öffentlichen Aufgaben im demokratischen Staat. Hierbei geht es um die Grundsätze für staatliche Steuerung, um politisch-administrative Verfahren sowie um das Festlegen und Evaluieren von Wirkungen des öffentlichen Handelns.
Abbildung 1 zeigt mehrere Elemente des Governance-Systems. Dabei wirken nicht nur die Akteure, sondern auch die jeweiligen Mechanismen der Governance-Formen und die Instrumente aufeinander ein. Auch innerhalb der Bereiche bestehen vielfache Interdependenzen.