Bis zu 237 Mrd. € haben Konzerne und Superreiche über Briefkastenfirmen in Panama am Fiskus der EU-Staaten vorbeigeschleust. Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag des Europäischen Parlaments. Diese Mittel hätten laut der Untersuchung ausgereicht, um 3,5 Millionen Arbeitsplätze zu schaffen. Das Europäische Parlament arbeitet nun an einem Bericht, der mögliche Maßnahmen gegen Geldwäsche, Steuerhinterziehung und -vermeidung enthalten soll. Aus diesem Anlass starten AK und ÖGB gemeinsam mit einer Reihe von Bündnispartnern eine neue Petition, die für Druck auf die EU-Abgeordneten sorgen soll: Den EU-MandatarInnen werden dabei Forderungen übermittelt, welche Schritte im Kampf gegen Steueroasen nun dringend gesetzt werden müssten.
Viele Promis mit Verbindung zu Steueroasen
Zahlreiche Skandale rund um die Umgehung von Steuerzahlungen großer Konzerne und vermögender Einzelpersonen sind in den letzten Jahren an das Licht der Öffentlichkeit gelangt. PolitikerInnen wie der isländische Premierminister Gunnlaugsson und der französische Haushaltsminister Jerome Cahuzac mussten zurücktreten, weil sie über Konten in Steueroasen die Zahlung von Steuern umgingen. Der EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker geriet wegen seiner Rolle bei der Gewährung von steuerlichen Sonderkonditionen für Konzerne während seiner Zeit als Premier- und Finanzminister unter Druck. Auch Wirtschaftskapitäne und Promis werden immer wieder im Zusammenhang mit der Nutzung von Steueroasenkonstruktionen genannt. Der Präsident des FC Bayern München Uli Hoeneß beispielsweise wurde wegen Steuerhinterziehung sogar zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt und zahlte zumindest 43 Millionen Euro an Steuern nach. Eine Auswahl weiterer Personen mit Konten in Steueroasen: die Fußballstars Ronaldo und Özil, die Schauspieler und Sänger Mel Gibson und Placido Domingo, der ehemalige britische Premierminister David Cameron und die amtierende britische Innenministerin Amber Rudd. Sie alle unterhielten Briefkastenfirmen in Niedrigsteuerländern.
Europäisches Parlament mit eigenem Untersuchungsausschuss zu Steueroasenkonstruktionen
In einem eigenen Untersuchungsausschuss debattieren die Abgeordneten des Europäischen Parlaments derzeit über mögliche Maßnahmen gegen Steuerhinterziehung, -vermeidung und Geldwäsche. Abgeschlossen werden sollen die Untersuchungen mit einem Forderungskatalog, der die Steuertricks von Reichen und Konzernen beenden soll. Die Steuerausfälle für die EU-Mitgliedsstaaten sind laut Europäischer Kommission jedenfalls immens: Rund 1.000 Mrd. € entgehen der öffentlichen Hand jährlich aufgrund der aggressiven Steuervermeidungsstrategien der Konzerne. Höchste Zeit also, gegen Steueroasen aktiv zu werden.