Quelle: Schmidt (2017), URL: http://library.fes.de/pdf-files/wiso/12826.pdf © A&W Blog
Quelle: Schmidt (2017), URL: http://library.fes.de/pdf-files/wiso/12826.pdfInternationale Forderungen: Frankfurter Erklärung
Die technisch einfache Handhabung, Arbeit über Plattformen theoretisch weltweit zu organisieren, schreit förmlich nach internationaler Zusammenarbeit. Der ÖGB und die AK haben gemeinsam mit Gewerkschaften aus Deutschland, Schweden, Dänemark und den USA mit der Frankfurter Erklärung eine erste Grundlage für grenzüberschreitende Forderungen für faire Plattformarbeit geschaffen. Diese reichen von fairer Bezahlung, dem Recht sich gewerkschaftlich zu organisieren, einer guten sozialen Absicherung bis hin zu mehr Transparenz von Unternehmensdaten von Plattformen.
Die ersten Schritte der Organisierung
Rund um Plattformen haben die PlattformarbeiterInnen bereits erste Schritte unternommen, sich zu organisieren. In der Arbeitsplattform des Online-Händlers Amazon zum Beispiel, haben sich die Online-ArbeiterInnen vernetzt und ein Programm entwickelt, mit dem sie Informationen über ihre AuftraggeberInnen austauschen und so mehr Transparenz herstellen können. Und weltweit schaffen es PlattformarbeiterInnen immer öfter in die Schlagzeilen. Seien es Uber-FahrerInnen, die in London ihren ArbeitnehmerInnenstatus erfolgreich vor Gericht einklagen oder streikende FahrradbotInnen in Italien und Schweden, die mehr Lohn für ihre Arbeit von der Onlineplattform fordern. Es tut sich was.
Plattform-Betriebsrat: Foodora
Aus dem ehemals kleinen Unternehmen Foodora, das Essen durch auffällig rosa gekleidete FahrradbotInnen zustellt, ist binnen drei Jahren ein europaweit agierendes Unternehmen geworden. Die Bestellung und Zuteilung der Arbeit erfolgt über eine Onlineplattform. Eine Gruppe engagierter Foodora-FahrerInnen hat nun mit Unterstützung der Gewerkschaft vida einen Betriebsrat gegründet. „Wir wollen ein Unternehmen, für das wir auch gerne arbeiten“, sagt die neue Betriebsratsvorsitzende Adele Siegl in einem Video.
Neue Wege: Plattformkooperativen
Einen gänzlich neuen Weg für faire Arbeitsbedingungen in der Gig Economy stellt die Bewegung des Plattform-Kooperatismus dar, eine genossenschaftliche Organisation von Plattformen. Die Menschen, die für Plattformen arbeiten, besitzen diese auch. Ein Beispiel dafür ist Up & Go, eine amerikanische Plattform, die professionell Reinigungsdienste und Kinderbetreuung anbietet. Anders als herkömmliche Plattformen, die bis zu 30 Prozent der Einkommen der Beschäftigten einbehalten, braucht Up & Go lediglich fünf Prozent für Plattformbetrieb und Werbung. Die PlattformarbeiterInnen bestimmen als EigentümerInnen ihre Arbeitsbedingungen und arbeiten zu besseren Löhnen.
Die gute Nachricht ist also: Innovation findet statt. Wir müssen aber sicherstellen, dass innovative Geschäftsmodelle auf fairen Spielregeln basieren und nicht zulasten der arbeitenden Menschen gehen. Denn Lohn-, Sozial- und Steuerdumping ist nicht innovativ.
Weiterführende Literatur:
Sharing Economy: Die Ökonomie des Teilens aus Sicht der ArbeitnehmerInnen. Das Buch befasst sich mit der Vielfältigkeit von „Sharing Economy“-Onlineplattformen und geht auf neue Trends aus Sicht der ArbeitnehmerInnen ein.
Arbeit in der Gig-Economy: Rechtsfragen neuer Arbeitsformen in Crowd und Cloud. Das Buch behandelt konkrete Fallbeispiele aus unterschiedlichen Bereichen der Gig-Economy und beinhaltet Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats, Organisationstrategien für Gewerkschaften, das Datenschutzrecht sowie rechtspolitische Schlussfolgerungen.
Heiling, Michael/ Schumich, Simon (2016): Zwischen Teilhabe & Marktanteilen, Entwurf einer Landkarte für die „Sharing Economy“, Kongressbeitrag für Momentum 2016, Track #3: Markt, Macht & Globalisierung.