Der Erfolg der Sharing Economy basiert auf der schnellen und günstigen Möglichkeit Güter und Dienstleistungen über das Internet zu tauschen und dafür monetär entschädigt zu werden. Die Aufteilung der Gewinne und Risiken entwickelt sich dabei zugunsten einiger dominanter Onlineplattformen. Viele der profitorientierte Plattformen stecken allerdings in den roten Zahlen und viele Marktbewertungen scheinen stark überzogen.
Unter dem Begriff „Sharing Economy“ oder „Gig Economy“ entsteht eine zunehmende Kommerzialisierung privater Lebensbereiche. Mithilfe innovativer Mietkonzepte, Tauschplattformen, Kredit- und Vermittlungsplattformen für geteilte Güter- und Dienstleistungsnutzung entstanden neben einer gemeinschaftlichen Ausprägung zahlreiche profitorientierte Sharing Economy Plattformen. Der Erfolg der Sharing Economy basiert darauf, dass es einfacher schneller und mit wenig Aufwand möglich ist, Güter und Dienstleistungen über das Internet zu tauschen und dafür monetär entschädigt zu werden. Die Aufteilung der Gewinne und Risiken entwickelt sich durch die neue Art des Teilens zugunsten einiger dominanter Onlineplattformen, die neue Geschäftsmodelle heranziehen, um höhere Marktanteile zu erhalten und Gewinn zu generieren. Jedoch stecken viele profitorientierte Plattformen in den roten Zahlen und viele Marktbewertungen scheinen stark überzogen. Die weltweiten Investitionen in Sharing Economy Startups sind im Jahr 2010 von 300 Millionen auf 6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014 gestiegen.
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Let’s Startup: Say ‘Hello, Alfred!’ Der Butlerdienst ist 12,5 Mio USD wert. Die beiden Studentinnen Jessica und Marcela trafen sich in Harvard und teilten sich eine Wohnung. Schon bald bemerkten sie, dass es nicht einfach ist, alles unter ein Dach zu bringen. So meinte auch Marcela, dass Jessy oft „messy“ ist. Um zumindest die Haushaltsarbeiten abzugeben, heuerten sie einen Besorger, der nicht nur Wohnung und Wäsche reinigt, sondern auch die Einkäufe erledigt. Da diese Idee auch andere Nachbarn gut fanden, gründeten sie das Unternehmen „Alfred“ (benannt nach dem Butler von Bruce Wayne/Batman), das Hausbesorgungen in Boston anbietet. Nachdem die beiden Gründerinnen Postkarten in der Stadt verteilt und ihre Routen effizient getaktet haben, konnte es losgehen. Um bekannter zu werden, bewarben sie sich auf der San Francisco’s Disrupt Challenge. Die Startup-Challenge war schon einschüchtern, meinte Jessica. Aber sie gewannen 2014 San Fran’s Disrupt und erhielten zum Durchstarten 2 Millionen USD an Kapital. „The world reaches out to you when you win“, meinte Jessica. Mit dem Geld verlegten die beiden Startup-Gründerinnen ihren Sitz nach New York, da dort die Skalierungseffekte höher sind. Doch damit nicht genug: Alfred’s wurde immer digitaler, kaufte ein anderes Startup, das die Digitalisierung für die Dienstleistung durchführen soll, und bekam von Venture Capital Investoren weitere 10,5 Millionen USD. So steht für die Expansion in weitere Städte (u.a. San Francisco, Los Angeles und Washington DC) nichts im Wege. Nun kann man sich fragen, wie innovativ diese Idee ist oder ob 12,5 Millionen USD für einen Butlerdienst, das bis April 2015 etwa 18.000 Aufträge durchgeführt hat, gerechtfertigt sind. Und schließlich wäre es auch interessant zu erfahren, welche ‚Scaling-Effekte‘ die Investoren von diesem Startup erwarten.
Sharing Money: Lendico ist fast 120 Millionen Euro wert. Schreibt aber rote Zahlen. Auch die Finanzbranche befindet sich nach den schweren Jahren der Finanzkrise weiterhin im strukturellen Wanden und wird zunehmend digitaler. Die in Berlin ansässige Kreditplattform Lendico wurde im Dezember 2013 von der börsennotierten Gesellschaft Rocket Internet mitgegründet. Inspiriert wurde das Geschäftsmodell von der US-amerikanischen P2P-Plattform Lending Club und der britischen Plattform Zopa. Innerhalb der ersten 20 Monate wuchs das Unternehmen rapide und ist zurzeit in Österreich, Brasilien, Niederlande, Polen, Spanien und Südafrika aktiv. Südafrika ist für das Unternehmen interessant, weil es dort wenige Bankfilialen gibt und die Menschen gewohnt sind, Bankgeschäfte online oder via App zu erledigen. Der spanische Markt befindet sich seit der Finanzkrise seitens traditioneller Geldinstitute in einer Zurückhaltung der Kreditvergabe. Der Kreditmarktplatz wirbt damit, dass KreditnehmerInnen und AnlegerInnen einfacher zusammenkommen und kostengünstiger sind als Banken. Diese Ersparnisse sollen an die BenutzerInnen der Plattform weitergegeben werden. Es können sich beispielsweise private KreditnehmerInnen bei Lendico registrieren und einen Privatkredit beantragen. Private Anleger können ab 25 Euro in Kreditprojekte investieren. Lendico vermittelte laut Geschäftsbericht 2014 ein Kreditvolumen von über 100 Mio Euro und hat laut Eigenangaben einen Unternehmenswert von 119,8 Mio Euro. Was jedoch die Ertragskennzahlen betraf, lag die Kreditplattform – wie auch alle anderen Beteiligungen des Internetkonzerns – noch tief in den roten Zahlen.
‚Airbnb‘ hat 2008 klein angefangen und ist nun über 20 Mrd USD wert. Die weltweit führende Web-Plattform im Online-Vermietungsmarkt wurde 2008 in San Francisco gegründet und weist bis dato eine erstaunliche Wachstumsgeschichte auf. Die ursprüngliche Idee von Brian Chesky und Joe Gebbia war es, im Rahmen der Design Konferenz im Jahr 2007 eine kurzfristige Unterkunft anzubieten, weil der Unterkunftsmarkt gesättigt war. Damals konnten die beiden Zimmerkumpels sich die Miete in ihrer Wohnung nicht leisten und offerierten an drei Personen eine Luftmatratze und ein Frühstück in ihrem Wohnzimmer. In der Anfangsphase des fokussierten sich die Unternehmensgründer auf Events, bei denen alternative Übernachtungen knapp waren. Die Website „airbedandbreakfast.com“ wurde offiziell im August 2008 lanciert . Während sich das damalige Startup mit Müsli-Boxen finanzierte, kam in weiterer Folge das Gründerzentrum Y Combinator hinzu. Bis Juli 2011 konnte Airbnb bereits in Summe rund 120 Mio. US-Dollar von Investoren einsammeln . Später folgten Investments in Höhe von 450 Mio. US-Dollar im Jahr 2014 und 1,5 Mrd US-Dollar im Jahr 2015 . So hat Airbnb mithilfe der Investorengelder einige Unternehmen aufgekauft, um die Marktanteile zu erhöhen. Im Jahr 2011 übernahm Airbnb für rund 100 Mio US-Dollar die in Hamburg gegründete Unterkunftsplattform Accoleo. Damit verbunden war auch die erste Niederlassung außerhalb der USA . Nachdem im Laufe des Jahres 2012 Büros in Spanien, Frankreich, Italien, Dänemark, Russland und Brasilien eröffnet wurden, kam es in diesem Jahr auch zum Kauf des britischen Bettenportals Crashpadder. Das Unternehmen hat seine 7.000 Gastgeber aus 100 Ländern an Airbnb übergeleitet. Damit wurde Airbnb zum globalen Marktführer der Online-Vermietungsvermittlung. Airbnb veröffentliche im Sommer 2015 einen Bericht über die Übernachtungszahlen der Monate Mai bis Anfang September. Während im Sommer 2010 rund 47 Tausend Menschen mit Airbnb übernachtet haben, kletterte die Gästeanzahl im Sommer 2015 weltweit auf fast 17 Millionen Gäste . Neben der Vermittlung von Privatpersonen bietet Airbnb auch Angebote für Geschäftsreisende und Unternehmen an. Der geschätzte Unternehmenswert von Airbnb betrug im Februar 2015 bereits 20 Mrd US-Dollar. Zum Vergleich: Hilton hatte zu diesem Zeitraum einen Marktwert von 27,8 Mrd Dollar und bei Marriott waren es rund 23 Mrd Dollar.
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Doch wie kommt man auf diesen unfassbar hohen Unternehmenswert? Airbnb hat doch selbst kein Eigentum an den vermieteten Wohnungen! Die Investmentbank Piper Jaffray (PJC) rechnete hoch, dass über Airbnb 2014 knapp 40 Millionen Übernachtungen vermittelt wurden. Unter der Annahme einer durchschnittlichen Übernachtung pro Wohneinheit von 100 US-Dollar beträgt das Buchungsvolumen für 2014 fast 4 Mrd. US-Dollar.[1] Wenn man davon eine elf prozentige Vermittlungsgebühr annimmt, dann lagen die Umsätze von Airbnb bei etwa 436 Mio US-Dollar. Bei weiteren immensen Wachstumsannahmen zwischen 55 und 15 Prozent jährlich erwartet man für 2020 Umsätze von etwa 2,1 Mrd USD für die Unterkunftsplattform.[2] Und das bei einer Business Valuation von 20 Mrd USD im Jahr 2015. Wie hoch will man da noch hinaus und wie kann es überhaupt zu diesen Unternehmensbewertungen kommen?
Unternehmensbewertung in der Sharing Economy: Hockeystick- oder Bumerang-Effekt? Das Problem bei der Unternehmensbewertung ist, dass man künftig erwartete Cashflows mit teilweise immensen Wachstumsannahmen abzinst, um auf den gegenwärtigen Unternehmenswert zu berechnen. Schließlich müssen die Annahmen und Erwartungen noch mit Geschäftsplänen für die nächsten Jahre plausibilisiert werden. Es entsteht dadurch ein Hockeystick-Effekt, indem in den ersten Jahren noch Verluste zu erwarten sind und erst später Gewinne erzielt werden. Wie lange sich der Hockeystick in der Sharing Economy entwickelt, wird sich zeigen. Jedenfalls kann aus für allem für die Sharing Economy, weil viele Regulierungen notwendigerweise kommen werden (z.B. Ortstaxe bei Airbnb, Taxigewerbe bei UBER etc.) und aus dem Hockeystick schnell ein Bumerang entstehen kann.
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