Datenquelle: EU-Agentur Eurofound. © A&W Blog
Datenquelle: EU-Agentur Eurofound.Glaubt man jedoch den Ergebnissen einer beim market-Institut von der WKÖ in Auftrag gegebenen Umfrage, so befürchten 47 % der Befragten (n = 489), dass sich eine Arbeitszeitverkürzung negativ für sie auswirke. Der Grund liegt im angenommen durch den Sparzwang auf UnternehmerInnenseite nicht mehr Personen eingestellt würden, sondern die Arbeit dann in weniger Zeit unter mehr Stress für die Belegschaft bewältigt werden müsse.
Ganz anders dazu die Ergebnisse eines schwedischen Pilotprojektes zu einem Sechs-Stunden-Arbeitstag. Der Sukkus lautet: …kürzere Arbeitszeit, weniger gestresst, glücklicher. Allgemein wird von Ingrid Kurz-Scherf, emeritierte Professorin an der Universität Marburg, festgehalten, dass es bei der Arbeitszeitverkürzung nicht um eine „technokratische Fragestellung“, sondern um eine gesellschaftliche Weichenstellung ginge.
Hierbei stelle sich die Frage, ob das Konzept der Arbeitszeitverkürzung nicht schon längst von einer von der Wirtschaft diktierten reinen Diskussion über „Flexibilisierung“ abgelöst wurde, auch wenn der Zusammenhang nur konstruiert ist. Auf der einen Seite ist zu entscheiden, wie lange im Durchschnitt gearbeitet werden soll und auf der anderen Seite, wie viel Flexibilität bei der Verteilung dieses Stundenausmaßes ermöglicht werden soll. Ebenso wie eine sinnvolle Gestaltung von Flexibilität der Arbeitszeiten befürwortet wird, wird aber auch eine Verringerung der Arbeitszeit insgesamt gewünscht. So zeigt eine deutsche Studie des Meinungsforschungsinstitutes Statista (n = 4.000), dass für etwa 70 % der Befragten eine Verringerung der Arbeitszeit wünschenswert wäre.
Gerechte Verteilung der Arbeit …
Und ein zusätzlicher Arbeitsmarktaspekt ist folgender: Laut letzter Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung von STAT stiegt die Anzahl der mindestens 10 Über- und Mehrstunden pro Woche Leistenden zuletzt wieder leicht auf 206.100 Personen an; in diesem Volumen liegt wohl – mit Verlaub – genügend Potenzial, um gemeinsam mit einer Arbeitszeitverkürzung die derzeit triste Arbeitsmarktsituation durch Aufteilung der Arbeit zu entlasten.
Eine gerechtere Verteilung der Arbeit führt zu verstärktem kollektivem Zusammenhalt, auch das ist ein Aspekt für individuelles Wohlbefinden. Derzeit gibt es keine Indikatoren, die Beschäftigung nach Qualitätskriterien messen. Das heißt, dass die nationalen Institution aufgerufen sind, ihre Messinstrumentarien zu schärfen bzw. auszubauen. Andererseits kann man wohl mit Fug und Recht davon ausgehen, dass die in einem WISO-Beitrag angeführte Punktation (sie reicht von der „Arbeitslosigkeit bekämpfen, Arbeit verteilen“ über „Lange Arbeitszeiten machen krank – Gesundheit erhalten“ bis hin zu „Schritte zu Nachhaltigkeit und Ökologie“) genügend Argumente enthält, um Arbeitszeitverkürzung für sinnvoll zu halten. Demnach geht mit der Arbeitszeitverkürzung ein „besseres Leben“ einher.
Mit Erhard ist heute deshalb lauter als 1957 die Frage zu stellen, ob „mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Muße und mehr Erholung“ nicht mehr Beitrag zum gesellschaftlichen Fortschritt zu leisten vermag als eine reine quantitative Ausweitung der Gütermenge. Und darüber hinaus wie es uns gelangt, hierfür auch ein passendes Messinstrumentarium zu finden, das dementsprechend über das BIP hinausgehen muss.