Quelle: Auswertung der Arbeitsmarktdatenbank des AMS, BMASK, Juli 2017 © A&W Blog
Quelle: Auswertung der Arbeitsmarktdatenbank des AMS, BMASK, Juli 2017Was notwendig ist: Prävention, Früherkennung, rechtzeitige, ausreichende, gut aufeinander abgestimmte Behandlung und Rehabilitation, wirksame Wiedereingliederung in das Arbeitsleben
Auch wenn im Zusammenhang mit der Reform der Invaliditätspension wichtige Schritte gesetzt wurden – etwa der Aufbau eines Case-Managements in den Gebietskrankenkassen, der österreichweite Einsatz von Beratungsmöglichkeiten für Betroffene und ihre Arbeitgeber im Rahmen des Projektes fit2work oder die Ermöglichung „präventiver Rehabilitation im Jahr 2017 –, greifen nach wie vor die meisten dieser Maßnahmen erst dann, wenn es bereits zu manifesten und chronischen Gesundheitsproblemen gekommen ist. Nach wie vor gibt es Versorgungslücken. Schnittstellenprobleme zwischen den Institutionen, die eine rasche Krankenbehandlung und rehabilitative Therapie ver- oder behindern – gerade bei der Behandlung der ja dramatisch zunehmenden psychischen Erkrankungen –, bestehen immer noch.
Im Kern geht es also um eine Politik, die ArbeitnehmerInnen und Unternehmen gut aufeinander abgestimmte Instrumente der Vermeidung, Früherkennung, Behandlung von Erkrankungen und beruflichen Rehabilitation sowie letztlich Hilfen bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess zur Verfügung stellt. Davon ist bereits einiges grundgelegt, folgende weiterführenden Schritte sind aber noch notwendig:
· Ausbau von Gesundheitsförderung insbesondere in den Betrieben, aber auch in anderen Lebenswelten: In der betrieblichen Sphäre sind hier Themen angesprochen wie die Aufklärung von Unternehmen über Vorteile betrieblicher Gesundheitsförderung, aber auch das Setzen wirksamer Anreize zur Umsetzung betrieblicher Gesundheitsförderung, Qualitätssicherung und Controlling der Nachhaltigkeit der von den Betrieben gesetzten Maßnahmen.
· Mit einem zu schaffenden Präventionsfonds sollten insbesondere individuelle gesundheitsfördernde Aktivitäten und Maßnahmen unterstützt werden können – denn längst nicht allen Bevölkerungsgruppen ist das aus unterschiedlichsten Gründen möglich, gerade auch Menschen mit Migrationshintergrund.
· Mit einem ausreichend dotierten Präventionsfonds sollten Aufklärungs- und Frühvermeidungsmaßnahmen auch in den anderen Lebenswelten der ArbeitnehmerInnen finanziert werden können.
· Die Möglichkeiten zur rechtzeitigen Intervention bei sich abzeichnenden Gesundheitsbeeinträchtigungen von ArbeitnehmerInnen im Rahmen des Projektes fit2work sollten ausgebaut werden. So sollten etwa Unternehmen, bei denen es über dem Branchenschnitt liegende Krankenstandshäufung gibt, in einem ersten Schritt aufsuchend beraten und betreut werden können. Gegen Unternehmen, die sich diesbezüglich dauerhaft verweigern und damit die Kosten von Krankheit und Arbeitslosigkeit auf die Betroffenen und die öffentliche Hand auslagern, wird es in einem zweiten Schritt wirksamere Maßnahmen als Beratung und Unterstützung bei betrieblichen Präventions- und Wiedereingliederungsmaßnahmen brauchen.
· Versorgungslücken, gerade bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen, sollten beseitigt werden, medizinische Rehabilitation kontinuierlich und verstärkt auch in Kombination mit beruflicher Rehabilitation erfolgen.
· Die im Jahr 2017 geschaffene „Wiedereingliederungsteilzeit“ sollte über die dafür zur Verfügung gestellte Geldleistung hinaus auch echte Elemente einer Wiedereingliederung von gesundheitlich beeinträchtigten ArbeitnehmerInnen in die Betriebe vorsehen. Das Ziel dieser Wiedereingliederungsmaßnahmen müssen Arbeitsbedingungen sein, die Wiedererkrankungen tunlichst vermeiden helfen. Defizite gibt es hier insbesondere bei psychischen Erkrankungen.
· Eine solche „stufenweise Wiedereingliederung“ sollte auch für Arbeitslose mit Gesundheitsproblemen flächendeckend und nicht nur in einzelnen Pilotprojekten ermöglicht werden.
Diese Maßnahmen sollten rasch umgesetzt werden – damit mehr Menschen mehr Jahre bei guter Gesundheit erleben und genießen können. Damit aber auch älter werdende (Fach-)ArbeitnehmerInnen das auch gesundheitlich leisten können, was allenthalben von ihnen erwartet und verlangt wird: möglichst lange zu arbeiten.