Die Bedrohungen der globalen Erwärmung stellen die internationale Staatengemeinschaft vor große Herausforderungen. In den kommenden Jahrzehnten muss der Ausstoß von Treibhausgasen drastisch reduziert werden. In einer globalisierten Wirtschaft werden die Emissionen aus der Produktion oft nicht in denselben Regionen verursacht, in denen die Waren konsumiert werden. So ist das Kaufverhalten österreichischer Haushalte für die Treibhausgase in vielen anderen Teilen der Welt mitverantwortlich, wobei der Konsum stark vom Haushaltseinkommen abhängt. Eine fortschrittliche Klimapolitik benötigt deshalb eine gemeinsame Betrachtung von Konsum, Einkommen und ökologischem Fußabdruck. Wie ist der Ausstoß von Treibhausgasen zwischen einkommensarmen und reichen Haushalten verteilt? Und lassen sich daraus Schlussfolgerungen ableiten, wer wieviel zum Klimaschutz beitragen könnte oder sollte?
Nach den internationalen Klimaabkommen werden die nationalen Emissionen im Wesentlichen danach ermittelt, wieviel innerhalb der jeweiligen Landesgrenzen durch Produktion (inkl. Landwirtschaft), Mobilität sowie Strom- und Wärmeversorgung emittiert wird (siehe bspw. Klimaschutzbericht 2016 des Umweltbundesamts). Auf dieser Grundlage werden nicht nur durchschnittliche Emissionen pro Kopf berechnet; hier setzen auch die politischen Bemühungen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen an. Diese Perspektive blendet allerdings die Verteilungsfrage aus, denn Durchschnittswerte sagen nichts über individuell zurechenbare Emissionen von Personen und Haushalten aus. Zudem verschleiert die produktionsbasierte Betrachtung, dass die Konsummöglichkeiten in wohlhabenden Staaten auch auf Emissionen basieren, die in anderen Teilen der Welt entstehen. Während beispielsweise in Österreich die produktionsbasierten Emissionen pro Kopf heute nicht wesentlich höher liegen als 1970, ist der Wert bei einer konsumseitigen Betrachtung um die Hälfte angestiegen (siehe Wieland 2016). Das liegt nicht zuletzt an der starken Zunahme des inner- und außereuropäischen Handels in diesem Zeitraum.
Doch welche Konsumbereiche sind in besonderem Maße für Emissionen verantwortlich? Und wie hängen diese mit der Einkommensverteilung zusammen? Diese Fragen werden zunehmend systematisch untersucht. In Deutschland werden beispielsweise im Rahmen der umweltökonomischen Gesamtrechnungen die Zusammenhänge zwischen Konsumausgaben, Energieverbrauch und Kohlendioxid-Emissionen analysiert. Und in Österreich wurden in einem aktuellen Forschungsprojekt auch die konsumbasierten Emissionen je nach Haushaltseinkommen geschätzt. Wie hoch die CO2-Emissionen allerdings tatsächlich sind, die von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen verursacht werden, ist an vielen Stellen noch unklar – unter anderem weil die nötigen Berechnungen sehr komplex sind.
CO2-Emissionen sind ungleich verteilt!
Der (alltägliche) Haushaltskonsum basiert zu einem nicht unerheblichen Teil auf importierten Waren und Vorleistungen. Die durch globale Produktions- und Lieferketten entstehenden CO2-Emissionen werden von internationalen Forscherteams in komplexen Datenbanken geschätzt. Beispielsweise sind für ein T-Shirt im österreichischen Verkauf auch die umweltschädlichen Einflüsse aus der Produktion im Ausland einkalkuliert. Solche Datenbanken lassen sich dafür verwenden, die Ungleichverteilung von Emissionen durch Haushalte darzustellen. Im Kern wird beobachtet, was Haushalte an bestimmten Positionen der Einkommensverteilung konsumieren, und welchen Ausstoß an klimaschädlichen Gasen sie dadurch verantworten. Auf der Grundlage der Konsumerhebung 2009/10 von Statistik Austria zeigt die Abbildung den Treibhausgasausstoß (CO2-Äquivalent) österreichischer Haushalte nach Dezilen des verfügbaren Haushaltseinkommens. Sowohl die Einkommen als auch die Emissionen wurden um unterschiedliche Haushaltsgrößen bereinigt.