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Seit 2013 lässt sich bei den Umweltbelastungen in der Wohnumgebung eine leichte Verbesserung feststellen, weshalb der kurzfristige Verlauf tendenziell positiv bewertet wird. Bei der gesamten Lebenszufriedenheit gab es zwischen 2014 und 2015 einen Rückgang des Anteils der sehr unzufriedenen Personen, weshalb diese Entwicklung ebenfalls als tendenziell positiv bewertet wird, genauso wie die kurzfristige Entwicklung der Treibhausgasemissionen, die Belastung durch PM10-Emissionen und der Anteil der erneuerbaren Energieträger.
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Nahezu keine Veränderung in den letzten 3 Jahren zeigten sich bei den Indikatoren reale Entwicklung der hohen und niedrigen Bruttojahreslöhne, sekundäre Einkommensverteilung, Armuts-und Ausgrenzungsgefährdung, subjektiver Gesundheitszustand, physisches Unsicherheitsempfinden, Materialverbrauch und Energieverbrauch des Verkehrs. Bei den geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden gab es zwar einen Rückgang, da dieser aber nur langsam vorangeht und der Wert international auf einem hohen Niveau liegt, wird auch dieser Indikator neutral bewertet. Die Erwerbstätigenquote ging geringfügig zurück und befindet sich nicht mehr auf dem Zielpfad für 2020. Da dies auch durch den Anstieg der Bevölkerung bedingt ist, fällt die kurzfristige Bewertung ebenfalls neutral aus.
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Tendenziell negative Entwicklungen in den letzten drei Beobachtungsjahren sind beim BIP pro Kopf, bei den realen Haushaltseinkommen, beim Konsum, bei der Arbeitslosigkeit, bei den Flächen mit biologischer Bewirtschaftung, beim Transportaufkommen des Lkw-Verkehrs und beim Umsatz der Umweltwirtschaft zu verzeichnen. Beim Energieverbrauch gab es eine Stagnation, da das Niveau aber deutlich zu hoch ist, wurde diese Entwicklung auch tendenziell negativ beurteilt.
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Eine eindeutig negative Bewertung wurde beim Indikator Energieintensität vergeben. Hier gab es in den letzten beiden Jahren wieder einen deutlichen Anstieg, womit sich die Entwicklung deutlich vom Zielpfad entfernt. Die Flächeninanspruchnahme wurde ebenfalls negativ bewertet.
Materieller Wohlstand – über das BIP hinaus Ob und in welchem Ausmaß die privaten Haushalte ihre Bedürfnisse befriedigen können, ist ein wesentlicher Aspekt bei der Beurteilung von Wohlstand, der im Schlüsselindikator Haushaltskonsum zum Ausdruck kommt. Für die privaten Haushalte stehen neben den verfügbaren Einkommen auch die vom Staat und von den privaten Organisationen ohne Erwerbszweck bereitgestellten sozialen Sachtransfers (v.a. Gesundheits- und Bildungsdienstleistungen) zum Konsum zur Verfügung. Informationen zu Einkommen und Konsum der privaten Haushalte ergänzen somit das Indikatorenset, allerdings ist zu berücksichtigen, dass hinter diesen Zahlen Durchschnittswerte stehen, also Verteilungsfragen weitgehend noch ausgeblendet sind. Daten zur Verteilung von Einkommen und Vermögen und der unbezahlten Produktion sind daher ebenfalls im Indikatorenset enthalten.
Entwicklung BIP, Konsum und Einkommen
Quelle: Statistik Austria, VGR (Verbrauchskonzept), Wie geht’s Österreich? © A&W Blog
Quelle: Statistik Austria, VGR (Verbrauchskonzept), Wie geht’s Österreich? 2015 stagnierte das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (AT: 0,0%, EU-28: +1,9%). Neben der Entwicklung ist aber auch das Niveau eine wesentliche Komponente der Wohlstandsbetrachtung. Im EU-Vergleich lag Österreich 2015 beim BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards (KKS) nach wie vor an vierter Stelle .
Das reale verfügbare Einkommen der Haushalte pro Kopf (inkl. sozialer Sachtransfers, nach dem Verbrauchskonzept) wuchs von 1995 bis 2015 durchschnittlich um 0,7 % pro Jahr. Zwischen dem Krisenjahr 2009 und 2015 war die Einkommensentwicklung aber rückläufig (-0,6 % pro Jahr), sodass 2015 die Einkommen pro Kopf unter dem Niveau von 2006 lagen. Die im Vergleich zum BIP schwächere Einkommensentwicklung im Beobachtungszeitraum ist neben dem Einbruch der Vermögenseinkommen im Zuge der Wirtschaftskrise vor allem auf die mäßigen Zuwächse der nominellen Arbeitnehmerentgelte sowie der im EU-Vergleich höhere Inflation zurückzuführen. Der Haushaltskonsum stieg seit 2009 verhaltener als das BIP und ging 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 % zurück.
Verteilung des materiellen Wohlstands relevant Betrachtet man die inflationsbereinigte Entwicklung der hohen und niedrigen Bruttojahreseinkommen der unselbständig Beschäftigten , wird ersichtlich, dass die Einkommen des ersten Einkommensquartils seit 2008 stark zurück gingen und 2014 19 % unter jenen des Jahres 1998 lagen. Die Einkommen des obersten Quartils stiegen seit 1998 um insgesamt 2 % an und stagnieren seit 2012. Im langfristigen Verlauf kann damit ein Auseinanderdriften von niedrigen und hohen Einkommen der unselbständig Erwerbstätigen beobachtet werden, seit 2012 blieb die Spreizung jedoch nahezu unverändert. Das Auseinanderdriften hoher und niedriger Bruttojahreseinkommen reflektiert auch eine veränderte Struktur des Arbeitsmarkts wie beispielsweise den Anstieg der Teilzeitquote.
Die Verteilung der verfügbaren Nettohaushaltseinkommen (S80/S20 – Einkommensquintilsverhältnis) auf Basis der EU-SILC-Erhebung blieb jedoch seit 2011 nahezu unverändert, Haushalte im obersten Quintil hatten viermal mehr Einkommen als jene im untersten. Der geschlechtsspezifische Lohnunterschied (Gender Pay Gap) zwischen Männern und Frauen lag in Österreich weiterhin auf einem – im internationalen Vergleich – hohen Niveau. Auch das Vermögen der Haushalte zeigte nach Daten des “Household, Finance and Consumption Survey” (HFCS 2014 der OeNB) eine erhebliche Ungleichverteilung .
Lebensqualität – objektiv und subjektiv gemessen Um die Lebensqualität möglichst breit darzustellen, werden bei „Wie geht’s Österreich? “ objektiven Daten wie der Erwerbstätigenquote subjektive Ergebnisse aus Befragungen (Datenbasis EU-SILC ) etwa zur Lebenszufriedenheit oder zur physischen Unsicherheit gegenübergestellt.
In Österreich ist hinsichtlich der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung seit 2008 eine Tendenz in die gewünschte Richtung zu beobachten: Der Anteil der armuts- oder ausgrenzungsgefährdeten Bevölkerung reduzierte sich von 20,6% im Jahr 2008 auf 18,3% im Jahr 2015, das entspricht – ein Jahr nach der Hälfte des Beobachtungszeitraums – etwa 148.000 Personen. 2013 und 2014 kam es jedoch zu einem leichten Anstieg, gefolgt von einem neuerlichen Rückgang 2015, so dass die Quote nun knapp am Zielpfad für 2020 liegt.
Hinsichtlich der auf die Arbeitswelt bezogenen Indikatoren steht die Erwerbstätigenquote im Mittelpunkt, die nach einem kontinuierlichem Anstieg seit 2009 zuletzt – bedingt durch den Anstieg der Bevölkerung – wieder leicht zurückging. Im Indikatorensets WgÖ? stellt – neben der Arbeitslosigkeit – der Indikator zur Arbeitszufriedenheit eine wichtige Ergänzung dar, da aus subjektiven Daten Informationen zur persönlichen Einschätzung der Arbeitsqualität abgeleitet werden können. Gerade im Zusammenhang mit Lebensqualität ist die Anzahl (bzw. ihre Erhöhung) von Beschäftigungsverhältnissen noch kein ausreichender Beleg für deren positiven Einfluss auf sie. „More and better jobs“ ist demgemäß auch das Motto der Europäischen Beschäftigungsstrategie . 2015 wählten sehr viele Erwerbstätige (20-64 Jährige) hohe Zufriedenheitswerte mit ihrer Arbeit: 40,9 % wählten einen Wert von 9 oder 10, nur 10,3 % gaben Werte von 5 oder darunter an. Die mittlere Arbeitszufriedenheit veränderte sich seit 2013 kaum und lag 2015 bei 7,9.
13 % der Bevölkerung gaben 2015 an, in ihrer Wohngegend Probleme mit Kriminalität, Gewalt oder Vandalismus zu haben, dabei gab es in den letzten drei Jahren nur geringe Veränderungen. Vergleicht man die Werte für Österreich mit den EU-Werten, so zeigt sich, dass sich Österreicherinnen und Österreicher in ihrer Wohngegend sicherer fühlen (und immer sicherer gefühlt haben) als EU-Bürgerinnen und EU-Bürger im Durchschnitt. 17 % der Wohnbevölkerung waren 2015 durch Lärm von Nachbarn oder der Straße belastet. Luft‑ und Wasserverschmutzung sowie Ruß führten 2015 bei 11 % zu Belastungen.
Der Schlüsselindikator (subjektive) Lebenszufriedenheit misst, wie eine Person ihr Leben als gesamtes bewertet. Der Begriff „Leben“ umfasst somit sämtliche Lebensbereiche dieser Person zu einem bestimmten Zeitpunkt. Auf einer 11-stufigen Skala von 0 (überhaupt nicht zufrieden) bis 10 (vollkommen zufrieden) ergab sich für die gesamte (subjektive) Lebenszufriedenheit ein Mittelwert von 7,9. Die mittlere Lebenszufriedenheit lag damit auf dem Niveau der beiden Vorjahre. Allerdings ist der Anteil der Personen mit einer geringen Zufriedenheit (fünf oder weniger) mit 11 % niedriger als in den beiden Vorjahren, in denen sie bei 13 % lag. Interessant ist dabei, dass die Lebenszufriedenheit mit zunehmendem Einkommen kontinuierlich zunimmt. Während das unterste Einkommensquintil 2015 eine mittlere Lebenszufriedenheit von 7,3 aufwies, lag der entsprechende Mittelwert im obersten Einkommensfünftel bei 8,4.
Entwicklung der subjektiven Lebenszufriedenheit
Quelle: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2013 - 2015. © A&W Blog
Quelle: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2013 – 2015. Umwelt – durchwegs zu hoher Ressourcenverbrauch, aber erste Lichtblicke Das gegenwärtige Wohlbefinden hat sowohl mit ökonomischen Ressourcen (wie Einkommen) als auch mit sozialen Aspekten der Lebensqualität (z.B. Bildung und Gesundheit) zu tun. Deren Nachhaltigkeit hängt davon ab, ob sie an künftige Generationen weitergegeben werden können. Wohlstand und Fortschritt lassen sich daher erst durch die Einbeziehung der Umweltperspektive – etwa Auswirkungen des Ressourcenverbrauchs oder der Schadstoffbelastung – umfassend beurteilen. Wie geht’s Österreich? zeigt auf, dass die hohen Verbräuche von Ressourcen wie Boden oder Energie weiterhin ernste Problemfelder darstellen. Feinstaub und Treibhausgasemissionen verzeichneten dagegen in den letzten Jahren Rückgänge.
In Österreich stieg der inländische Materialverbrauch im Zeitraum 1995 bis 2015 (vorläufige Schätzung durch Eurostat) um 6,3 %. Das reale BIP wuchs im selben Zeitraum um 42 %, was einer erhöhten Materialeffizienz (BIP/ DMC) entspricht. Allerdings startete der Materialverbrauch 1995 auf zu hohem Niveau, um den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung zu entsprechen und fiel auch nie unter den Ausgangswert des Jahres 1995. In den letzten beiden Beobachtungsjahren zeigte sich ein minimaler Anstieg. Der durchschnittliche nationale Ressourcenverbrauch lag 2015 bei 22 Tonnen und war damit deutlich höher als der Durchschnitt der EU-28 mit 13,2 t/Kopf. Der österreichische DMC pro Kopf liegt vor allem bei den Materialgruppen Biomasse und nichtmetallische Mineralien (vor allem Baurohstoffe) über dem EU-Mittelwert.
Entwicklung BIP, Materialverbrauch, Energie und Treibhausgasemissionen
Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Materialflussrechnung, Energiebilanzen, VGR; UMWELTBUNDESAMT; EUROSTAT. *) Umweltwerte stellen vorläufige Ergebnisse dar. © A&W Blog
Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Materialflussrechnung, Energiebilanzen, VGR; UMWELTBUNDESAMT; EUROSTAT. *) Umweltwerte stellen vorläufige Ergebnisse dar. Die Flächeninanspruchnahme insgesamt (Bau- und Verkehrsflächen, Sportanlagen, Infrastrukturflächen) nahm in den Jahren 2001 bis 2015 deutlich zu (+23,1%). Damit wuchs die Flächeninanspruchnahme im Beobachtungszeitraum deutlich schneller als die österreichische Bevölkerung (+7,3%). Die damit einhergehende Bodenversiegelung stellt eines der größten Umweltprobleme dar.
Der Energetische Endverbrauch wuchs von 1995 bis 2015 (vorläufiges Ergebnis) mit 29 % etwas verhaltener als das reale BIP (+42 %). Während die Entwicklung von Energieverbrauch und realem BIP über lange Jahre sehr ähnlich verlief, zeigte sich seit dem Jahr 2006 für ersteren eine Abschwächung des Wachstums. Wichtig wäre jedoch nicht nur eine Stabilisierung des Verbrauchs, sondern auch eine Reduktion unter das Niveau von 1995 (siehe Energieeffizienzgesetz ).
Positive Entwicklungen im Umweltbereich sind etwa für Feinstaub und erneuerbare Energieträger zu verzeichnen. So sanken die Feinstaub-Emissionen (PM10 ) zwischen 1995 und 2014 um 21 %. Der Anteil der anrechenbaren erneuerbaren Energieträger erhöhte sich auf rund 34 % im Jahr 2015, was ein Erreichen des nationalen Europa 2020 Ziels von 34 % wahrscheinlich macht. Die Treibhausgasemissionen sind zwar über die gesamte Periode 1995-2014 auf zu hohem Niveau, jedoch zeigt sich seit 2006 ein abnehmender Trend: Ab 2006 bis 2014 gab es einen Rückgang um insgesamt 17,8 % und damit eine Entkoppelung von der Wirtschaftsleistung (BIP). Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Emissionen 2014 um 4,7 % und lagen damit erstmals deutlich unter dem Ausgangswert 1995.
Dieser Beitrag basiert auf den aktuellsten Ergebnissen des Projekts „Wie geht’s Österreich?“, in dessen Rahmen jährlich ein umfassender Bericht (inkl. Kurzfassung ) erscheint.
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