Die Förderung erneuerbarer Energien zur Stromproduktion hatte zu Beginn das Ziel, möglichst große Mengen an Erzeugungskapazitäten zu fördern, um deren technologische Entwicklung in Gang zu setzen und um Erfahrungen aller beteiligten Akteurinnen und Akteure mit den neuen Technologien zu ermöglichen. Mit dem bisherigen Ökostromfördersystem wurden die Ausbauziele erreicht. Doch um das ambitionierte Ziel – 100 % Strom aus erneuerbarer Energie bis 2030 – erreichen zu können, ist eine grundlegende Reform des Fördersystems unabdingbar.
Mittlerweile sind die Erzeugungskapazitäten aus Windkraft und Photovoltaik (mit gemeinsam über 10 %) so groß, dass ihre Integration ins Stromsystem eine Herausforderung darstellt. Gleichzeitig können über neue Vergabeverfahren die Nachteile der bisher regulativ, per Verordnung, festgelegten Fördertarife (nämlich Produktion weitgehend unabhängig vom Bedarf) vermieden werden. Die Einführung einer Marktprämie statt eines fixen Tarifs würde die Anreize zur Systemintegration erhöhen, da sich die ProduzentInnen am Marktpreis und damit am Bedarf orientieren müssen. Eine Ausschreibung dieser Prämie – anstatt der derzeit verwendeten regulativen Festlegung – würde außerdem Effizienzpotentiale bei der Gestaltung der Vergütung heben und so helfen, den Systemwandel bezahlbar zu machen.
Ambitionierte Ziele
Derzeit werden rund 84 % des Stromverbrauchs aus erneuerbarer Energie gedeckt. Rund 18 % entfallen auf geförderten Ökostrom, zwei Drittel auf Großwasserkraft (66 %). Der Rest setzt sich überwiegend aus Importstrom sowie aus Strom von KWK-Anlagen, also gasgeführten Fernwärmekraftwerken, zusammen.
Um die Ziele der vollständigen Dekarbonisierung des österreichischen Stromsystems zu erreichen, gilt es bis 2030 in erster Linie die steigende Nachfrage durch Ökostrom abzudecken sowie den Import durch inländische Produktion zu ersetzen. Da elektrische Energie auch im Verkehr (E-Mobilität), bei der Wärme (z. B. stromgeführte Wärmepumpen) oder dem Produktionsprozess (etwa zur Herstellung von Wasserstoff) eingesetzt wird, ist mit einem deutlichen Nachfragezuwachs zu rechnen. Je nach Prognose sind daher bis zum Jahr 2030 rund 30 Terrawattstunden (TWh) an zusätzlicher erneuerbarer Stromproduktion notwendig – das entspricht dem Drei- bis Vierfachen im Vergleich zu der bisher geförderten Ökostrommenge (also ohne Großwasserkraft) und würde bedeutet, dass insgesamt rund 50 % mehr Strom erzeugt wird als heute. Eine weitere Förderung von erneuerbaren Energien ist dabei notwendig, weil zu derzeitigem Markt- und Emissionspreisniveau neue Anlagen für erneuerbare elektrische Energie nach wie vor nicht profitabel gebaut und betrieben werden können.