Die Regierung hat einen Vorschlag zur Reform der Österreichischen Finanzmarktaufsicht vorgelegt. Der wesentliche Punkt ist die Verlagerung der Ressourcen- und Know-how-intensiven Vor-Ort-Prüfung der Banken von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zur Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA). Als Ziel der Reform wird ein effizienteres Gesamtsystem der Bankenaufsicht und eine Stärkung der Serviceorientierung für Banken (Rechtsauskünfte, Praxisnähe, „Beraten statt strafen“) genannt, während man eine Erhöhung der Stabilität und der Resilienz vergeblich sucht. Die geplante Reform öffnet zudem dem institutionalisierten Lobbyismus die Tore. Eine Aufsicht mit Biss sieht anders aus.
Die meisten österreichischen Banken haben – auch dank der üppigen staatlichen Finanzspritze – die Krise überwunden. Verbesserte aufsichtsrechtliche Standards führten dazu, dass die günstige konjunkturelle Lage auch genutzt wurde, um Eigenkapital auf- und notleidende Kredite abzubauen. Mehr Risikobewusstsein der Aufsicht wurde von der Branche zwar oft beklagt, brachte letztlich aber auch eine Verbesserung der Ratings und trug zu einer günstigeren Refinanzierung der Banken bei.
Auf Kosten von Stabilität …
Leider nicht als Ziel genannt wird die Erhöhung der Stabilität und Resilienz des österreichischen Bankensystems. Das wäre aber vor allem deshalb wichtig, weil Österreichs Banken bei den europäischen Stresstests unterdurchschnittlich abgeschnitten haben. Ein zusätzlicher Schwachpunkt ist die überdurchschnittliche Konzentration der Auslandsrisiken auf eine Region (Mittel-, Süd- und Südosteuropa). So liegen laut Statistik der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich im zweiten Halbjahr 2018 zwei Drittel der Auslandsforderungen österreichischer Kreditinstitute in dieser Region. Bei guter konjunktureller Lage in der Region fließen die Erträge überdurchschnittlich und notleidende Kredite gehen zurück, aber eine Diversifikation der Risiken fehlt, und bei schlechteren Aussichten für Mittel-, Süd- und Südosteuropa schlägt das Risiko umso stärker durch. Es bräuchte also auch überdurchschnittliche Puffer, um das Risiko abzufedern. Ziel einer Bankenaufsichtsreform sollte angesichts der Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit daher sein, bei zukünftigen Krisen die Risiken so einzudämmen, dass die Steuerzahlenden nicht wieder draufzahlen müssen. Die Belastung für die öffentlichen Haushalte durch die Bankenpakete betrug laut Eurostat von 2008 bis 2017 in Österreich 14,2 Mrd. Euro – je EinwohnerIn sind dies 1.610 Euro. Für den Euroraum lagen die Kosten bei 219,3 Mrd. Euro bzw. 647 Euro je EinwohnerIn.