Als im Oktober 2014 die Ergebnisse des Bankenstresstests der Europäischen Zentralbank (EZB) veröffentlicht wurden, fühlten sich zahlreiche Banker durch das Ergebnis bestärkt und legitimiert. Renommierte ExpertInnen wie Anat R. Admati und Martin Hellwig warnen aber vor solchen Schlüssen. Banken seien noch immer mit viel zu wenig Eigenkapital ausgestattet, das Bankwesen nicht sicherer als vor 2008.
Regulierungswerke wie Basel III sowie die darauf aufbauenden Stresstests fußen auf der Idee der Risikogewichtung von Bankaktiva. Banken müssen nur für die Risiko-gewichteten Aktiva (z.B. Wertpapiere, vergebene Kredite,…) Eigenmittel von 8% vorhalten. Da Vermögenstitel, die als sicher gelten (z.B. hypothekarisch gesicherte Kredite) mit einem geringen Gewicht in die Berechnung der geforderten Eigenmittel eingehen, und Banken mit internen Modellen oder externen Ratings die Risiken gewichten (oft zu optimistisch), sind die Eigenmittel gemessen an der ungewichteten Summe der Aktiva beträchtlich niedriger. Admati und Hellwig zeigen in ihrem Buch „Des Bankers neue Kleider“ an Hand einer Fülle historischer und aktueller Beispiele, dass alle Formen von Anlagen mit schwer voraussehbaren Risiken behaftet sind. Auch noch so „wissenschaftliche“ Gewichtungen führen zu einem falschen und gefährlichen Bild von Risiko.
Beispiel Finanzkrise
Die Bankkrisen während der Finanzkrise und danach waren gerade davon geprägt, dass vermeintlich sichere Kredite und Wertpapiere plötzlich rapide an Wert verloren. So galten während der 2000er Jahre auf Hypotheken basierende Schuldverschreibungen auch dort als sehr sicher, wo sie auf überhöhten Immobilienpreisen beruhten (z.B. USA, Spanien). Als während der 80er Jahre im Zuge der Savings and Loans Crisis in den USA mehrere 100 US- Banken Pleite gingen und der Staat mit Mrd. Hilfen einspringen musste, war das einfache Geschäft mit Hausbaukrediten und Unternehmensanleihen die Ursache. Davon können auch österreichische Banken ein Lied singen, die in Osteuropa für das Jahr 2014 vor allem als Geschäftsbanken hohe Kreditausfälle hinnehmen mussten.
Tatsächliches Eigenkapital lächerlich gering
Basel III schreibt für die gesamten Aktiva (ungewichtete Summe) einer Bank ein Eigenkapital von 3% vor, die sogenannte Leverage-Ratio. Das bedeutet im Klartext, dass bei einem Verlust von 1% der Aktiva, also einer 1%tige Wertminderung bei Krediten und Wertpapieren, das Eigenkapital um ein Drittel sinkt. Folgende vereinfachte Darstellung einer Bank-Bilanz illustriert diesen Zusammenhang: