Das Stadtwachstum bringt viele Herausforderungen: im Wohnbau, bei der Arbeitsplatzentwicklung, im Bereich der Bildungs- und Verkehrsinfrastruktur. Aber wie sieht es mit den sogenannten „weichen Faktoren“ aus? Ist noch Platz für kulturelle Grundbedürfnisse?
Lukratives Geschäft oder prekäre Rahmenbedingungen
Unter dem Begriff der Kultur wird so manches subsumiert, von der sogenannten Hochkultur bis hin zu Pop- oder Subkultur. Organisationsformen, Abhängigkeiten und Ziele im Kulturbereich sind hochgradig verschieden. Während zum Beispiel im populärkulturellen Massenproduktionsbetrieb Kultur ein lukratives Geschäft ist und sich damit gut Geld verdienen lässt, ist im Bereich alternativer, autonomer oder subkultureller Formate die Finanzierung oft unklar und schwierig, Arbeits- und Existenzbedingungen sind nicht selten prekär.
Bunte Vielfalt der Alltagskultur
Aber auch die sogenannte Alltagskultur, das Handeln und Verhalten der Menschen, prägt die Stadt. Mit Kultur wird hier viel stärker auf den Alltag der BewohnerInnen verwiesen. Gemeint sind das Verhalten, ihr Kleidungsstil, Habitus und Aktivitäten. Während manche ihre Nachmittage gerne im Schutzhaus verbringen, sind andere zum Grillen auf der Donauinsel oder beim Fußballmatch am Sportclub-Platz. Während gut Betuchte in privaten Clubs sporteln, treffen sich andere in den sogenannten Fußballkäfigen am Gürtel. Vermeintlich gleiche Tätigkeiten färben sich über ihre kulturelle Marmorierung eigen.
Dichtes kulturelles Netz
Auf den ersten Blick erscheinen die beiden Kulturbegriffe, also die Hochkultur mit ihren Institutionen und der Kulturproduktion einerseits und die Alltagskultur der StadtbewohnerInnen andererseits, unvereinbar oder zumindest schwierig für die Stadtgestaltung. Jedoch geht es genau darum, diese unterschiedlichen Dimensionen miteinander zu denken. Alle diese Institutionen und Aktivitäten bilden gemeinsam ein dichtes kulturelles Netz. Dieses gilt es gerecht in der Stadt zu verteilen und ausgewogen zu fördern. Kultur muss in ihrer Vielfalt reflektiert und in politisches Handeln und Stadtplanungsprozesse miteinbezogen werden. Es gilt der Leitsatz „Nicht nur Kultur für alle, sondern auch Kultur durch alle.“
Gerechte Beteiligung ermöglichen
Eine Studie der Magistratsabteilung 7 zeigt, dass die soziale Herkunft und damit verbunden die kulturelle Bildung und der Zugang, den jemand von den Eltern vermittelt bekommt, stark mitentscheiden, ob man später Kulturangebote in Anspruch nehmen wird oder nicht.