Nachdem die Frage nach der Finanzierung des österreichischen Sozialstaates in der wirtschaftspolitischen Debatte neuerlich an Bedeutung gewinnt, erscheint es wertvoll, die politische Auseinandersetzung durch relevantes Datenmaterial zu fundieren. Vor diesem Hintergrund gibt der folgende Beitrag einen Überblick zu Österreichs staatlichen Ausgabenstrukturen im europäischen Vergleich – mit besonderem Augenmerk auf die Bereiche Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung. Es zeigt sich, dass höhere öffentliche Ausgaben die privaten Haushalte entlasten – insbesondere jene mit niedrigen Einkommen.
Österreich: 7 von 10 Euro für Gesundheit, soziale Sicherung und Bildung
Österreich liegt in Bezug auf seine Staatsausgabenquote, welche die Gesamtausgaben des Staates im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung misst, im Mittelfeld der Eurozone: Unter jenen elf Eurozonenländern, die jeweils mindestens ein Hundertstel zur Wirtschaftsleistung des gemeinsamen Währungsraumes beitragen, lag Österreich mit einer Staatsausgabenquote von 51,6 % des BIP im Jahr 2015 hinter Frankreich und Finnland, die mit jeweils 57 % die höchsten Ausgabenquoten auswiesen, sowie hinter Griechenland und Belgien an fünfter Stelle.
Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung sind drei besonders relevante Ausgabenbereiche; in Österreich werden von zehn öffentlich ausgegebenen Euro zusammengenommen fast sieben Euro für diese drei Bereiche aufgewendet. Im Jahr 2015 betrugen die Ausgaben des österreichischen Staates im Bereich Gesundheit 8 % des BIP; ca. eineinhalb von zehn staatlichen Ausgaben-Euro werden demnach im Gesundheitsbereich aufgewendet. Damit liegt Österreich bei den Gesundheitsausgaben – für Behandlungen in Spitälern, öffentliche Gesundheitsdienstleistungen (z. B. Krankheitsprävention und Monitoring) etc. – hinter Frankreich (8,2 %) und den Niederlanden (8,0 %) in der Eurozone im Spitzenfeld.
Im Bildungsbereich machte die österreichische Ausgabenquote 5 % des BIP aus; ca. einer von zehn staatlichen Ausgaben-Euro geht in die Bildung. Die Mittel fließen dabei insbesondere in das öffentliche Schul- und Universitätssystem. Österreich befindet sich hier in der unteren Hälfte der verglichenen Eurozonenländer (Spitzenreiter im Bildungsbereich ist Belgien mit Staatsausgaben in der Höhe von 6,4 % des BIP).
Schließlich entfielen gemäß COFOG-Klassifikation 21,7 % des BIP der österreichischen Staatsausgaben auf die soziale Sicherung; ca. vier von zehn staatlich ausgegebenen Euro werden also für soziale Sicherungszwecke – insbesondere Pensionen, aber auch Arbeitslosengeld, Wohnbeihilfe etc. – aufgewendet. Hier liegt Österreich hinter Finnland (25,6 %) und Frankreich (24,6 %) an dritter Stelle innerhalb der verglichenen Eurozonenländer. Es ist zu berücksichtigen, dass es auch noch eine andere Definition von Sozialausgaben gibt, bei der insbesondere Teile der Gesundheitsausgaben als Sozialausgaben klassifiziert werden – in diesem Fall beträgt die österreichische Sozialquote rund 30 % des BIP.
In welchem Zusammenhang stehen Staatsausgaben und private Konsumausgaben?
Die politische Debatte zu staatlichen Ausgabenstrukturen dreht sich nicht nur um die grundsätzliche Frage, welche Rolle der Staat im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich im Verhältnis zu privaten Anbietern spielen soll. Aus wissenschaftlicher Sicht ist nicht zuletzt der Zusammenhang zwischen Staatsausgaben und den Konsumausgaben der privaten Haushalte von Interesse. Es zeigt sich nämlich, dass die relevanten Daten für die EU-Länder einen engen Zusammenhang aufweisen: