Am 22. März ist Weltwassertag. Ein guter Anlass, sich anzuschauen, wie es um die Qualität unseres Trinkwassers steht. Noch immer belasten zu hohe Nitrateinträge das Grundwasser. In vielen Gebieten Österreichs kann daher das Grundwasser nicht mehr ohne zusätzliche Wasseraufbereitung genutzt werden, was zu Mehrkosten für die Wasserwerke und die Bevölkerung führt. Trotz Wasserschutz- und Schongebieten sowie Maßnahmen für die Landwirtschaft, ist das Problem vor allem im Osten Österreichs noch immer ungelöst.
Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks hat sich diesen Februar mit ihrer „Bauernregel PR-Kampagne“ den Unmut deutscher Bauernvertreter zugezogen. Der Spruch „Zu viel Dünger das ist Fakt, ist für das Grundwasser beknackt“ trifft allerdings den Nagel auf den Kopf. Die Europäische Kommission hat wegen der zu hohen Nitratwerte im Grundwasser ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet. In Österreich hat der Wasserleitungsverband Nördliches Burgenland eine Beschwerde wegen der hohen Nitratwerte im Grundwasser bei der Europäischen Kommission eingebracht: Über 20 Prozent seiner Brunnen sind mit Nitratwerten über dem zulässigen Schwellenwert von 45 mg/l Nitrat und dem zulässigen Höchstwert von 50 mg/l Nitrat belastet. Das bedeutet, dass sie das Trinkwasser mischen müssen, um es mit dem zulässigen Höchstwert von unter 50 mg/l Nitrat an die KonsumentInnen abgeben zu können – das verursacht Extrakosten.
Trinkwassersituation in Österreich
In Österreich wird das Trinkwasser fast zur Gänze aus geschützten Grundwasservorkommen gewonnen. Daher sind laut Wasserrechtsgesetz alle Gewässer – einschließlich des Grundwassers – so zu schützen, dass die Gesundheit von Mensch und Tier nicht gefährdet wird. Insbesondere ist Grundwasser sowie Quellwasser so reinzuhalten, dass es als Trinkwasser verwendet werden kann. Rund 90 Prozent des Trinkwassers wird über öffentliche Wasserversorger an die KonsumentInnen abgegeben. Rund 10 Prozent der Haushalte sind an einen Hausbrunnen angeschlossen. Da diese Rate in Oberösterreich mit über 20 Prozent sehr hoch ist, führt die Arbeiterkammer Oberösterreich bereits seit einigen Jahren Brunnenwassertests in den landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten durch. Im Jahr 2016 wurden 278 Wasserproben auf Nitrat hin untersucht, wobei in 26 Proben mehr als 50 mg/l Nitrat gemessen wurden und in fünf Brunnentests gar ein Nitratwert über 100 mg/l.
Daten und Fakten zu Nitrat
Das Problem der Nitratbelastung von Grundwasser ist seit vielen Jahren bekannt. Bereits der Rechnungshofbericht zur Grundwassersituation im Weinviertel aus dem Jahr 2015 zeigt auf, dass infolge intensiver landwirtschaftlicher Bewirtschaftung das Marchfeld seit Jahrzehnten hohe Nitratbelastungen im Grundwasser aufweist. Die Ist–Bestandsanalyse 2013 zeigte für das Marchfeld eine Verschlechterung der Grundwassersituation und einen signifikanten und anhaltend steigenden Trend im Hinblick auf die Nitratbelastung. Weder auf Bundesebene noch auf Ebene des Landes Niederösterreich wurde das rechtliche Instrumentarium ausgeschöpft, um restriktivere Maßnahmen bei der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung einzuführen und damit eine deutliche Reduzierung des Neueintrags von Nitrat zu bewirken. Für die zum Teil im öffentlichen Eigentum befindlichen Trinkwasserversorger entstand infolge der hohen Nitratbelastung des Grundwassers durch erforderliche Aufbereitungsmaßnahmen bzw. die Versorgung aus entfernteren Gebieten ein zusätzlicher Aufwand. Dies widersprach sowohl dem Ziel des Wasserrechtsgesetzes als auch dem der Wasserrahmenrichtlinie zugrunde liegenden Verursacherprinzip.
Eine parlamentarische Anfragebeantwortung vom Februar 2017 durch das BMLFUW zeigt, dass im Jahr 2015 Überschreitungen des Jahresmittelwertes von 45 mg/l Nitrat im Grundwasser bei 200 Messstellen (von 1.957) gemessen wurden. Bei einem Viertel der Messstellen ist sogar ein steigender Trend seit dem Jahr 2011 zu beobachten. Dieser Trend widerspricht an sich dem Wasserrechtsgesetz, das eine schrittweise Reduzierung der Verschmutzung des Grundwassers vorsieht und eine weitere Verschmutzung verhindern soll.