In Bezug auf die Attraktivität des österreichischen Industriestandorts kontrastieren die medialen Klagen über hohe Kosten und fehlende Wettbewerbsfähigkeit in bemerkenswertem Ausmaß mit der tatsächlichen Ausweitung der Produktion der Unternehmen.
Wenn es um die wirtschaftliche Lage der Industrie geht, ist in Österreich Schwarzmalerei angesagt: Dem Standort fehlen angeblich die Facharbeitskräfte, die Lohnkosten sind viel zu hoch, ebenso die Abgabenquote und die Umweltstandards. Gewerkschaftliche Forderungen nach der Verkürzung der Arbeitszeit, einer Besteuerung von Vermögen, der Streichung von Steuerausnahmen oder der Umsetzung produktivitätsorientierter Lohnpolitik werden wahlweise als Klassenkampf, Utopie oder Realitätsverweigerung gebrandmarkt.
Ausweitung der Produktion viel stärker als in anderen Euroländern
Nun sollte man meinen, der von Interessenvertretungen der Unternehmen behauptet enorme Kostendruck, die abnehmende Wettbewerbsfähigkeit und die Gefährdung des Industriestandorts schlägt sich in einer Abwanderung der Betriebe und sinkender Produktion nieder.
Weit gefehlt! Die Daten zeigen das genaue Gegenteil: Der Produktionsindex der Bereiche Herstellung von Waren, Energie, Bergbau zeigt für Österreich einen bemerkenswerten Anstieg der Produktion: Sie liegt um etwa ein Fünftel über dem Tiefpunkt in der von Banken und Finanzmärkten ausgelösten Wirtschaftskrise Anfang 2009. Damit wurde auch das Vorkrisenniveau bereits wieder überschritten. Im vielgepriesenen Deutschland ist das hingegen noch nicht der Fall und die Industrie der Eurozone befindet sich weiterhin Mitten in der Krise. In Spanien und Italien sinkt die Produktion sogar wegen der Nachfrageausfälle im Zuge der budgetären Austeritätspolitik noch immer dramatisch. Dort wird heute in der Industrie ein Viertel weniger produziert als vor Beginn der Finanzkrise.