Anders als immer wieder zu hören, ist Österreich bei den Lohnnebenkosten bei weitem nicht internationaler Spitzenreiter. Falsch ist auch der oft erweckte Eindruck, dass die Lohnnebenkosten laufend steigen. Bei den (Gesamt-)Arbeitskosten und bei den für die internationale Wettbewerbsfähigkeit relevanten Lohnstückkosten liegt Österreich besser als viele andere wettbewerbsstarke Länder. All das belegt eine vom Wifo für den Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen erstellte Studie.
Die zentralen Ergebnisse der auf Daten und Fakten fokussierten Studie:
1. Lohnnebenkosten
Die Untersuchung der Lohnnebenkosten basiert auf der international üblichen Trennung in direkte und indirekte Arbeitskosten (= Lohnnebenkosten). Den Lohnnebenkosten werden dabei jene Kosten zugeordnet, die zusätzlich zum Bruttolohn anfallen. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Sozialbeiträge der Arbeitgeber. Dazu kommen allfällige sonstige lohnbezogene Abgaben und Aufwendungen für Aus- und Weiterbildung.
In Österreich liegt der Anteil der Lohnnebenkosten an den Gesamtarbeitskosten bei 26,2% (Wert 2015 / aktuellere Werte liegen in international vergleichbarer Aufbereitung noch nicht vor). In 6 EU-Ländern sind die Lohnnebenkostenanteile höher, in 2 weiteren Ländern liegen sich gleichauf mit Österreich. Der EU-Durchschnitt ist mit 24,0% etwas niedriger.
Wesentlich höhere Lohnnebenkostenanteile gibt es z.B. in Schweden mit 32,1%. Die Sozialbeiträge der Arbeitgeber sind dort zudem von der gesamten Lohnsumme und nicht – wie in Österreich – nur für Entgeltteile bis zur „Höchstbeitragsgrundlage“ zu zahlen. Die wesentlich höheren Lohnnebenkosten resultieren u.a. aus den um einiges höheren Pensionsbeiträgen, die die schwedischen Arbeitgeber unter Einrechnung der Beiträge zu den dort obligatorischen Betriebspensionen zu zahlen haben.
Einen niedrigeren Lohnnebenkostenanteil gibt es z.B. in Deutschland mit 22,4%. Der Unterschied zu Österreich ergibt sich vor allem, weil dort die Familienleistungen und die Wohnbauförderung nicht über lohnbezogene Abgaben finanziert werden und weil es dort keine Lohnsummensteuer wie die österreichische Kommunalsteuer gibt.
Im Beobachtungszeitraum 2000-2015 ist der Lohnnebenkostenanteil an den Gesamtarbeitskosten in Österreich um 0,9 Prozentpunkte gesunken. Auch im EU-Durchschnitt gab es einen Rückgang, er ist mit – 0,6 etwas niedriger ausgefallen.
Ausgewiesen ist in der Studie auch die weit über die 0,9 Prozentpunkte hinausgehende Reduktion der Lohnnebenkosten bei Beschäftigung älterer ArbeitnehmerInnen (Alter ab 60/63). In Summe wurden hier in Österreich die Lohnnebenkosten um fast 10 Prozentpunkte gesenkt. Die vor kurzem beschlossene Halbierung der Pensionsbeiträge bei Erwerbsarbeit nach Erreichung des Regelpensionsalters (und Nichtinanspruchnahme einer Pension) ist da noch gar nicht mitgerechnet.
2. Arbeitskosten
Bei den (Gesamt-)Arbeitskosten liegt Österreich im wettbewerbsrelevanten Produktionsbereich mit € 35,0/Std (inklusive anteilige Sonderzahlungen, Urlaub, Feiertage, etc.) deutlich hinter exportstarken Ländern wie Deutschland (€ 38,0) und Schweden (€ 41,1). Viel niedriger als in Österreich liegen die Arbeitskosten hingegen in den wirtschaftsschwachen ost- und südeuropäischen Ländern.
3. Lohnstückkosten
Einleitend zum Abschnitt über die Lohnstückkosten wird in der Studie darauf hingewiesen, dass die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft von zahlreichen Faktoren abhängt wie z.B. Qualifikation des Arbeitskräfteangebots, Arbeitsbeziehungen und Steuerstruktur. Die Arbeitskosten allein sind kein geeigneter Indikator der Wettbewerbsfähigkeit, weil sie die Produktivität der Arbeit nicht berücksichtigen. „Aus diesem Grund werden bei internationalen Vergleichen nicht die Arbeitskosten, sondern die Lohnstückkosten [Arbeitskosten je Produktionseinheit] herangezogen.“