Trotz des Aufschwungs bleiben viele Probleme für Frauen am Arbeitsmarkt weiterhin bestehen, wie der neue Gleichstellungsbericht des AMS zeigt: Eine extrem hohe Teilzeitquote und nach wie vor hohe Werte bei der Erwerbslosigkeit prägen das Bild. Vor allem Frauen mit Migrationshintergrund sind davon stark betroffen. Gute Gründe, in der Politik des AMS das Gleichstellungsziel weiterhin mit Vehemenz zu verfolgen.
2016 befand sich der Arbeitsmarkt trotz eines leichten Anstiegs der Beschäftigung in einer angespannten Situation: Die Erwerbsarbeitslosenquote ist mit 9,1 % im Vergleich zum Vorjahr zwar nicht weiter angestiegen, dennoch waren 2016 im Vergleich zum Vorjahr fast 10.000 Menschen mehr betroffen, insgesamt nämlich fast eine Million Menschen im Laufe von 2016. (Der Frauenanteil lag hier im Vergleich zum Vorjahr im Wesentlichen unverändert bei 43 % und damit unter dem Anteil an beschäftigten Frauen von 47 %.) Differenziert nach Geschlecht beträgt die Erwerbsarbeitslosenquote von Frauen 8,3 % und die von Männern 9,7 %.
Betrachtet man die Erwerbsarbeitslosenquote nach Geschlecht und Migrationshintergrund, stellt man fest, dass diese bei Frauen und Männern mit Migrationshintergrund mit etwas über 15 % annähernd gleich hoch ist. Damit sind Personen mit Migrationshintergrund besonders stark betroffen, vor allem Frauen dieser Gruppe: Sie sind doppelt so häufig arbeitslos (15,2 %) wie Frauen ohne Migrationshintergrund (6,3 %). Dies zeigt, dass die Merkmale Geschlecht und ethnische Herkunft am Arbeitsmarkt doppelt diskriminierend wirken und dass diese Gruppe besondere Förderung benötigt, um am Arbeitsmarkt partizipieren zu können.
Teilzeitarbeit und prekäre Beschäftigungsverhältnisse
Die Frauenbeschäftigungsquote liegt mit 68 % im Vergleich zum EU-28-Durchschnitt von 61 % recht hoch. In Verbindung mit der Erwerbsarbeitslosenquote, die unter jener der Männer liegt, sind Frauen scheinbar weniger von der krisenhaften Entwicklung betroffen. Tatsächlich treffen sie die Auswirkungen jedoch anders. Beispielsweise durch den steigenden Anteil an atypischer Beschäftigung: Die Frauenbeschäftigung vor allem aufgrund von hoher Teilzeitbeschäftigung: 47 % aller unselbstständig erwerbstätigen Frauen arbeiteten 2016 in Teilzeit (Männer: 12 %). Teilzeitarbeit garantiert Frauen aber in den seltensten Fällen ein eigenständiges existenzsicherndes Auskommen und führt im Alter dazu, dass Frauen deutlich weniger Pension erhalten. Zudem stieg die Zahl der Teilzeitstellen in den letzten zehn Jahren kontinuierlich an. 2016 gab es um 371.300 mehr Teilzeitbeschäftigte und um 23.000 mehr Vollzeitbeschäftigte als vor zehn Jahren. Darüber hinaus waren im Jahresdurchschnitt 2016 laut Sozialversicherungsdaten zwei Drittel der geringfügig Beschäftigten Frauen.
Bildungs- und Altersstruktur
Generell kann festgehalten werden, dass je höher der Bildungsgrad ist, desto weniger Betroffenheit durch Erwerbsarbeitslosigkeit vorherrscht. Fast die Hälfte aller beim AMS als erwerbsarbeitslos gemeldeten Personen hatte 2016 maximal einen Pflichtschulabschluss (Frauen 45,7 %; Männer 44,7 %). Im Vergleich zum Anteil der Personen mit Pflichtschulabschluss in der österreichischen Bevölkerung (19,1 %; Statistik Austria) war der Anteil an erwerbsarbeitslos gemeldeten Personen mit maximal Pflichtschulabschluss somit besonders hoch. Differenziert nach Bildungsabschluss ist auffallend, dass beim AMS gemeldete Frauen im Vergleich zu den Männern weitaus seltener einen Lehrabschluss (25,9 % zu 37,2 %) haben. Das zeigt, dass es hier weiterhin gezielte Qualifizierung für Frauen braucht. Umgekehrt besitzen Frauen im Vergleich zu den Männern öfter einen akademischen Abschluss (8,5 % zu 5,4 %). Das heißt, dass es bei Frauen zu einer stärken Polarisierung des Bildungsniveaus kommt.