Bis zum Ausbruch der Krise 2008/2009 war die Lohnentwicklung in Europa von einem mehr oder weniger starken Reallohnzuwachs gekennzeichnet. Seitdem registrieren viele EU-Länder stagnierende oder sogar fallende Reallöhne, verursacht insbesondere durch das auf interne Abwertung beruhende Krisenmanagement. Trotz der dynamischeren Mindestlohnentwicklung in den letzten beiden Jahren sind die Mindestlöhne in vielen EU-Ländern nach wie vor zu niedrig, um den Niedriglohnsektor zu verringern und Arbeitsarmut zu bekämpfen. In unserem neuen Bericht „Benchmarking Working Europe 2017“ liefern wir nicht nur die diesbezüglichen Fakten, sondern zeigen auch die Notwendigkeit für eine lohnpolitische Trendwende als Teil einer generellen makro-ökonomischen Umorientierung hin zu einem lohngetriebenen Wachstumsmodell auf.
Langfristige Entwicklung der Reallöhne
Obwohl die Entwicklung der Reallöhne während der letzten beiden Jahre in der Mehrzahl der EU-Staaten stark an Dynamik gewann, gibt die langfristige Entwicklung der Reallöhne nach wie vor Anlass zur Sorge. Ein Vergleich der Reallohnentwicklung im Zeitraum vor der Krise (2001-2008) mit der Entwicklung seit dem Beginn der Krise (2009-2016) zeigt wie sehr die Krise und das auf Austerität und interne Abwertung basierende Krisenmanagement die Dynamik der Reallohnentwicklung veränderte.