Wohnungssuchende in Oberösterreich durch hohe Kosten belastet

15. November 2022

Rasante Preissprünge innerhalb kürzester Zeit sind zur Belastung für die Menschen geworden. Auch das Wohnen ist davon stark betroffen. Während laut Statistik Austria zwischen 2010 und 2020 der Verbraucherpreisindex um rund 20 Prozent gestiegen ist, wurden private Hauptmieten um 50 Prozent und Mieten von geförderten Genossenschaftswohnungen um 38,5 Prozent teurer. Leistbares Wohnen ist ein fundamentales politisches Zukunftsziel. Um das ausufernde Wachstum der Wohnkosten wirksam eindämmen zu können, braucht es kurzfristige und langfristige strukturelle politische Maßnahmen. IFES hat im Auftrag der AK OÖ Daten zur Lage der Wohnungssuchenden in Oberösterreich und ihren Wünschen an die Politik erhoben.

(Un-)Zufriedenheit mit Wohnung

Ausgangspunkt jeder Wohnungssuche ist meist die Unzufriedenheit von Mieter:innen mit der aktuell bewohnten Unterkunft. Die IFES-Stichprobe zeigt, dass ein Wohnungswechsel diese Unzufriedenheit zumindest teilweise absenkt: Die aktuell Wohnungssuchenden sind (nur) zu 63 Prozent mit ihren Wohnungen zufrieden, während bei den bereits Umgezogenen die Zufriedenheit bei 77 Prozent liegt. Gute Bewertungen erhalten die Wohnungen bezüglich Größe, Raumklima, Sanitärausstattung und Freiräumen. In puncto Heizungsart sind nur mehr knapp über der Hälfte zufrieden. Deutlich niedriger werden die Zufriedenheitswerte, wenn es um die Kosten für das Wohnen geht, die nur mehr von einem Drittel (33 Prozent bei Energiekosten, 36 Prozent bei Hausbetriebskosten) als zufriedenstellend bewertet werden. Mit den derzeitigen Mietkosten sind weniger als die Hälfte (45 Prozent) grundsätzlich zufrieden.

Dekoratives Bild © A&W Blog
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Hauptproblem Wohnkostenbelastung

Das Problem der zu hohen Wohnkosten führt die Liste der Unzufriedenheit an: Knapp 60 Prozent der Befragten empfinden die aktuellen monatlichen Gesamtkosten für das Wohnen (Miete, Betriebskosten, Nebenkosten) in finanzieller Hinsicht als „sehr“ oder „eher“ belastend. Die Wohnkosten belasten insbesondere einkommensschwächere Haushalte. Von jenen, die unterhalb bzw. an der Armutsgrenze leben, erleben drei Viertel die Wohnkosten als hohe Belastung; auch bei jenen, die noch unter dem durchschnittlich verfügbaren Einkommen liegen, nehmen mehr als zwei Drittel (69 Prozent) die Wohnkosten als große Herausforderung wahr. Nur jene, die über ein Äquivalenzeinkommen von über 3.000 Euro verfügen, fühlen sich mehrheitlich nicht von den Wohnkosten belastet.

Mithilfe des Anteils der Wohnkosten am Haushaltseinkommen lässt sich das Ausmaß der Wohnkostenbelastung bewerten. Während insgesamt im Schnitt 14 Prozent des Haushaltseinkommens für Wohnkosten ausgegeben werden, ist dieser Anteil bei Mieter:innen im sozialen Wohnbau mit 27 Prozent fast doppelt so hoch, mit leider steigender Tendenz. Bei Mieter:innen von privaten Unterkünften beträgt die Wohnkostenbelastung 25 Prozent. In Relation zum Einkommen wohnt man in Eigentumswohnungen (14 Prozent Wohnkostenanteil) und im eigenen Haus (10 Prozent Wohnkostenanteil) noch am günstigsten.

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Die aktuelle Belastung erhöht deutlich die Nachfrage nach geförderten Wohnungen – die gemeinnützigen Bauträger müssen jedoch achtgeben, dass diese Wohnform leistbar bleibt.

Besondere Druckstellen bei den Wohnkosten

Die durchschnittlichen Wohnkosten, die von oberösterreichischen Mieter:innen (die sich auf Wohnungssuche befinden) bezahlt werden, erreichen zum Teil Extremwerte, die für die Wohnpolitik besonders herausfordernd sind. Die Durchschnittswohnkosten pro Quadratmeter betragen im IFES-Sample 8,70 Euro für gemietete Unterkünfte. Wie zu erwarten, zahlen die Menschen mit den niedrigsten und mittleren Einkommen für den Quadratmeter (mit 8,55 Euro) am wenigsten. Jene mit hohen und höchsten Einkommen zahlen jeweils 9,47 bzw. 9,15 Euro. Zusammenhängend damit verzeichnen auch Akademiker:innen höhere durchschnittliche Wohnkosten (9,50 Euro/m2).

Befristung kostet

Als Wohnkostentreiber gilt insbesondere auch die Befristung von Mietverträgen. In Oberösterreich zahlen Mieter:innen mit einem unbefristeten Mietvertrag 8,40 Euro/m2 im Durchschnitt. Das ist weniger als bei Befristungen über mehrere Jahre hinweg. Für eine Befristung fallen Durchschnittswohnkosten um die 9,60 Euro/m2 an, was darauf hindeutet, dass nach jeder Vertragsverlängerung oft auch eine Mieterhöhung ins Haus steht (zusätzlich zur Indexierung).

Lage kostet

Auch in geografischer Hinsicht bestehen beachtliche Preisunterschiede. Am höchsten sind die Durchschnittsmieten mit 9,20 Euro/m2 im Zentralraum (Linz-Wels) mit seiner hohen Bevölkerungsdichte. Darauf folgt das Traunviertel (die NUTS-3-Bezeichnung hier umfasst anders als der landesübliche Sprachgebrauch die Bezirke Vöcklabruck und Gmunden) mit 8,90 Euro/m2, eine stark touristisch geprägte Region mit vielen hochpreisigen Wohnungen. Hinsichtlich der Wohnungsgröße stehen wir bei 9,70 Euro für den Quadratmeter von Wohnungen bis 60 m2. Mit steigender Größe der Wohnung nimmt der Quadratmeterpreis dann ab, für mehr als 100-m2-Wohnungen ist er bei 6,90 Euro.

Oberösterreichs Wohnbeihilfe nur teilweise treffsicher

Zuletzt stellen wir die Frage, ob die Wohnbeihilfe des Landes Oberösterreich treffsicher und ausreichend ist. Im Großen und Ganzen hat die Wohnbeihilfe eine umverteilende Wirkung, da sie den Haushalten mit geringerem Einkommen in größerem Ausmaß zugutekommt als höheren Einkommen. Jedoch werden bei den niedrigsten Einkommen lediglich 32 Prozent der Haushalte gefördert; in der zweithöchsten Einkommenskategorie (bis 1.950 Euro) erhalten gar nur 14 Prozent der Haushalte Wohnbeihilfe.

Wohnungssuche – schwierig für Junge …

Wohnungssuche ist generell mit vielen Hürden verbunden, aber es gibt Gruppen in der Bevölkerung, die sich besonders schwer tun. Generell wird die Wohnungssuche als schwieriger empfunden, je jünger eine Person ist. In den zwei jüngsten Altersgruppen scheinen die Probleme am größten zu sein: Sehr schwer oder schwer ist die Wohnungssuche für 32 Prozent der jungen Menschen bis 29 Jahre, für 29 Prozent der 30- bis 39-Jährigen, jeweils 28 Prozent sind es bei den 40- bis 49-Jährigen und bei den 50- und über 50-Jährigen.

schwierig für Einkommensschwache

Das Einkommen ist ein weiteres Merkmal, bei dem es beachtliche Unterschiede in der subjektiven Wahrnehmung der Wohnungssuche gibt. Am größten sind die Schwierigkeiten beim schwächsten Einkommensfünftel, in welchem 42 Prozent die Wohnungssuche als schwer oder sehr schwer charakterisieren. Zum Vergleich: Im zweitbesten Einkommensfünftel liegt dieser Anteil bei lediglich 28 Prozent.

Die Größe der Wohngemeinde spielt ebenfalls eine Rolle bei der Wohnungssuche. Das große Wohnungsangebot in Linz gestaltet die Wohnungssuche etwas leichter. Am schwierigsten ist die Wohnungssuche in Gemeinden von 10.000 bis 100.000 Einwohner:innen, also etwa in Bezirkshauptstädten oder größeren Gemeinden im Zentralraum (Wels, Steyr, Leonding, Pasching, Traun, Ansfelden etc). In diesen regionalen oder überregionalen Zentren ist die Nachfrage offenbar so stark, dass es zu einer Unterversorgung mit Wohnraum kommt.

Und hinsichtlich ihrer aktuellen Unterkunft haben vor allem Personen, die in privaten Miet- und Altbauten oder in gemieteten Häusern wohnen, die größten Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche. Am leichtesten tun sich Mieter:innen von geförderten Wohnungen.

Die größten Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche haben:

  • Junge Menschen
  • Menschen mit niedrigen Einkommen
  • Menschen, die in mittelgroßen Städten (10.000 bis 100.000 Einwohner:innen) leben
  • Menschen, die in nicht geförderten Mietwohnungen oder -häusern leben
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Forderungen der Wohnungssuchenden an die Politik

Aktuell durchleben wir viele Krisen: Eine davon ist die Teuerungskrise, welche unmittelbar und direkt auf das Grundbedürfnis Wohnen durchschlägt. Die Leistbarkeit des Wohnens gerät immer mehr in Gefahr. Ganz generell zeigt die aktuelle Teuerungskrise, dass die Mechanismen des freien Marktes keinen Schutz bieten, um eine leistbare Grundversorgung mit Gütern (Lebensmitteln, Energie) und Dienstleistungen (Wohnen) sicherzustellen. Dieser Umstand beweist einmal mehr, dass dem freien Markt durch staatliche Lenkungsmaßnahmen und energisches Eingreifen der Politik dringendst die ärgsten Giftzähne gezogen werden müssen. Um dem Preisauftrieb am Wohnungsmarkt entgegenzuwirken, sollte die Möglichkeit einer Befristung, insbesondere einer kurzen Befristung, vom Gesetzgeber so weit wie möglich eingeschränkt werden. Und bei der Wohnbeihilfe in Oberösterreich ist eine Ausweitung des Volumens sowie des Kreises der Anspruchsberechtigten dringend notwendig.

Im Zuge der IFES-Wohnungssuchenden-Befragung wurden die Menschen gebeten, die Wichtigkeit von wohnpolitischen Forderungen zur Sicherstellung leistbaren Wohnens zu bewerten: Die drei am häufigsten genannten wohnpolitischen Maßnahmen sind klare Mietzinsobergrenzen (76 Prozent), mehr geförderte Mietwohnungen (75 Prozent) und mehr Förderungen für einkommensschwache Haushalte (71 Prozent).

Die Menschen haben also den ganz energischen Wunsch an die Politik: Die Wohnkostenspirale muss endlich in Griff gebracht und das Grundrecht auf leistbares Wohnen langfristig sichergestellt werden.

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