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Der drohende Anstieg von Armut und gesundheitlichen Beeinträchtigungen unter (Langzeit-)Arbeitslosen wurde von der Regierung mit zwei Einmalzahlungen von je bis zu 450 Euro zu verhindern versucht, statt die Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld sofort von 55 Prozent auf 70 Prozent zu erhöhen. Die krisenbedingte Erhöhung des Arbeitslosengeldes hätte nicht nur die Einkommenslage der fast 500.000 Arbeitslosen markant verbessert, sondern auch die Konsumnachfrage um 1,5 Mrd. Euro erhöht und so als positive Nebenwirkung 6.000 bis 10.000 Jobs geschaffen.
Mutige und zukunftsorientierte Arbeitsmarktpolitik notwendig
Eine Garantie für einen Job auf kommunaler und gemeinnütziger Ebene für Langzeitbeschäftigungslose wäre aus sozial- wie arbeitsmarktpolitischen Erwägungen ganz dringend notwendig. Die Zahl der Arbeitslosen, die länger als zwölf Monate ohne Beschäftigung sind, lag im Februar 2021 mit 140.587 bereits um 43.192 über dem Wert des Vorjahres. Im März wird es zu einem weiteren sprunghaften Anstieg kommen. Besonders stark ist die Zahl der Arbeitslosen im Tourismus gestiegen, gleichzeitig sind die Chancen hier besonders gering, bald in gute Beschäftigung zu kommen. Deshalb müssen die Arbeitslosen aus Branchen mit schlechten Aussichten, wie eben dem Tourismus, in solche mit guten Aussichten, wie Pflege und Gesundheit, Klima und Digitalisierung, Bildung und Technik, qualifiziert werden, und die Schulungsteilnehmer*innen müssen besser sozial abgesichert werden.
Schließlich geht es darum, rasch neue Jobs in den genannten Zukunftsbereichen zu schaffen. Das bedarf umfangreicher Sozial- und Klimainvestitionen. Unmittelbar sollen 2 Prozent des BIP zusätzlich investiert werden: Mit einer aktiven Arbeitsmarkt-, Investitions- und Beschäftigungspolitik könnten weit mehr als 100.000 Arbeitsplätze geschaffen und so die Zahl der Arbeitslosen wieder unter das Niveau von 2019 gedrückt werden. Arbeitslosigkeit darf sich nicht verfestigen. Erst wenn die Zahl der Arbeitslosen das Niveau von 2019 unterschreitet, würden wir die COVID-19-Krise wirtschaftlich als überwunden ansehen.
Investitionsoffensive kann Konjunkturaufschwung beflügeln
Der weitere Verlauf der Konjunktur wird primär durch die weitere Entwicklung der Pandemie bestimmt. Kurzfristig kann man besonders in Österreich angesichts der Intensität der dritten Welle der Pandemie und des zu langsamen Impffortschritts nicht optimistisch sein. Allerdings wird es nach Überwindung der Gesundheitskrise zu einer raschen wirtschaftlichen Expansion kommen, wenn aufgeschobener Konsum von dauerhaften Gütern und auch manchen Dienstleistungen nachgeholt wird.
Mittelfristig ist die wirtschaftliche Entwicklung erstens davon abhängig, wie erfolgreich Österreich in der raschen Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist, weil dies sowohl die Konsumnachfrage als auch das Produktionspotenzial beeinflusst. Zweitens würde eine Investitionsoffensive die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern und umfangreiche private Investitionen und Konsumnachfrage nach sich ziehen. In beiden Bereichen sehen wir derzeit nur punktuellen Fortschritt, etwa in der Klimapolitik oder in der Qualifizierung. Viel mehr ist möglich, wenn die Politik nur will.
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