Was es jetzt braucht: Mehr Personal im AMS für eine effektive Unterstützung bei der Jobsuche; Geld für Bildungsmaßnahmen, um die Flaute am Arbeitsmarkt sinnvoll zu nutzen; und aufgrund der Knappheit von Arbeitsplätzen eine öffentliche Jobgarantie für Menschen, die sonst keine Beschäftigung mehr finden.
Historisch hohe Arbeitslosigkeit
Um die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie einzudämmen, setzten Regierungen weltweit auf Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens. Das wirkte sich auf die wirtschaftlichen Aktivitäten aus. Es kam zu einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Ende März verloren in Österreich rund 200.000 Menschen innerhalb von zwei Wochen ihren Job. 563.530 Menschen waren arbeitslos – das sind die höchsten Märzwerte der Zweiten Republik. Mittlerweile ist die Arbeitslosigkeit auf 432.539 Personen gesunken. Im Vergleich zum Juli 2019 sind das allerdings noch immer rund 100.000 Menschen mehr.
Den Wirtschaftsprognosen für Österreich zufolge wird sich die Lage am Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren nur langsam wieder erholen. Das IHS prognostiziert für den Zeitraum 2020–2024 eine Arbeitslosenquote in Höhe von 8,8 Prozent. Im Vergleich dazu lag die Arbeitslosigkeit 2019 bei 7,1 Prozent. Das WIFO rechnet für das Jahr 2021 mit rund 368.000 Arbeitssuchenden, somit sind es 67.000 Menschen, die aufgrund der COVID-Krise 2020 ihre Arbeit verloren haben.
Arbeitslosigkeit verfestigt sich zeitverzögert
Dabei zeigt sich, was auch schon bei früheren Wirtschaftskrisen beobachtet werden konnte: Arbeitslosigkeit verfestigt sich, Langzeitarbeitslosigkeit steigt. Als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/08 ist die Anzahl der Langzeitbeschäftigungslosen deutlich angestiegen. Wichtig dabei ist zu sehen, dass die höchsten Anstiege erst zeitverzögert – fünf Jahre nach der Rezession – stattfanden. Zwischen 2013 und 2016 stieg die Anzahl pro Jahr zwischen rund 13.000 und 30.000 Langzeitbeschäftigungslosen. Der Höhepunkt mit 119.809 Langzeitbeschäftigungslosen wurde im Jahr 2016 erreicht.
Vom Ausgangswert des Jahres 2008 ist Österreich weit entfernt. Seit der Corona-Wirtschaftskrise ist nicht nur die Arbeitslosigkeit gestiegen, sondern auch die Langzeitarbeitslosigkeit. Bereits jetzt ist mit 119.486 Langzeitbeschäftigungslosen der Höchstwert des Jahres 2016 erreicht. Da uns frühere Krisen gelehrt haben, dass die starken Zuwächse der Langzeitbeschäftigungslosigkeit erst zeitverzögert stattfinden, ist zu befürchten, dass sich die Lage in den nächsten Jahren dramatisch zuspitzen wird.