Die Corona-Pandemie zeigt die untrennbare Verbindung zwischen menschlicher Gesundheit und funktionierenden Ökosystemen. Um Belastungen und Risiken zu reduzieren, sind Umwelt- und Gesundheitsbelange zukünftig viel strategischer als bisher in alle relevanten Politikbereiche zu integrieren. Bestehen klare Vorgaben der Politik, müssen auch Unternehmen Verantwortung übernehmen. Gleichzeitig wird KonsumentInnen nachhaltiges Handeln erleichtert.
Eine intakte Umwelt ist gut für die Gesundheit
Umweltschutz und gute Gesundheit gehen vielfach Hand in Hand. Das zeigen nicht nur die positiven Gesundheitswirkungen von unbelasteter Luft sowie einer funktionierenden Versorgung mit sauberem Wasser und frischem Essen. Eine intakte Natur sorgt auch direkt für individuelles Wohlbefinden. Gerade die Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass der Zugang zu Naherholungsräumen entscheidend ist, um auch in schwierigen Zeiten im körperlichen und seelischen Gleichgewicht zu bleiben. Nicht zuletzt der Gesundheitsaspekt hat der Umwelt- und Klimapolitik in den letzten Jahren zu mehr politischem Gewicht verholfen. Beim Schutz von Waldressourcen, des Klimas oder der Biodiversität geht es heute auch um die Auswirkungen auf ein gesundes Leben.
Durch Fortschritte beim naturwissenschaftlichen Forschungsstand werden gleichzeitig die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit immer besser verstanden. Die Belastungen für den Menschen, von Feinstaub bis zu hormonell wirksamen Substanzen, sind damit auch besser zu kontrollieren. Nicht zuletzt angesichts der dynamischen Veränderungen durch technologische Innovationen müssen die Risiken, die von Umwelteinflüssen auf den menschlichen Organismus ausgehen, möglichst zuverlässig beurteilt werden. Auch individuelle Faktoren, der vorherrschende Lebensstil oder Wechselwirkungen mit anderen Umwelteinflüssen spielen dabei eine Rolle. Eine adäquate Risikoabschätzung ist heute in vielen Bereichen eine Voraussetzung, um die gesellschaftlichen Naturverhältnisse gesundheitsfördernd zu gestalten.
Politische Verantwortung für gesunde Lebensbedingungen
Zuletzt haben die Wechselwirkungen zwischen Gesundheit, Umwelt und sozialen Fragen durch die UN-Nachhaltigkeitsziele neuen Aufwind bekommen. In Österreich wurden schon zuvor von der Bundesgesundheitskommission und dem Ministerrat zehn Gesundheitsziele beschlossen, für die seit 2013 politikfeldübergreifend Strategie- und Maßnahmenkonzepte erarbeitet werden. Die Ziele reichen von der Sicherstellung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit bis zur Förderung psychosozialer Gesundheit. Im Gesundheitsziel 4 wird die Sicherung von Luft, Wasser, Boden und allen Lebensräumen angestrebt.
Einer WHO-Studie aus dem Jahr 2016 zufolge waren 2012 beinahe ein Viertel der weltweiten Todesfälle auf die Umweltbedingungen zurückzuführen, in der EU bzw. Europa immerhin rund einer von sieben. Bei dieser Schätzung wurden nicht nur die veränderbaren Faktoren der Luft-, Boden- und Wasserverschmutzung sowie von Strahlung und Lärm berücksichtigt. Auch Berufsrisiken, landwirtschaftliche Methoden, der menschenverursachte Klima- und Ökosystemwandel, die gebaute Umwelt und Verhaltensweisen, die auf bestimmten Umweltbedingungen beruhen, fließen mit ein. Ein gewisses Maß an Umweltverschmutzung ist zwar unvermeidbar. Die Möglichkeiten zur Veränderung jener Aspekte, die politisch gestaltbar sind, sollten aber besser genutzt werden. Die aktuelle Pandemie führt mit ihren drastischen Konsequenzen nicht nur die Dringlichkeit dieser Forderung, sondern auch die globale Dimension der Herausforderung vor Augen.