Industrie 4.0 steht für die digitale Vernetzung industrieller Produktion über die gesamte Wertschöpfungskette. In den „intelligenten Fabriken“ der Industrie 4.0 werden Roboter mit künstlicher Intelligenz, das Internet der Dinge, Big Data, Cloud-Computing und der 3D-Druck kombiniert. Die Maschinen können miteinander kommunizieren und sind lernfähig. Für die Menschen können diese technologischen Neuerungen arbeitsunterstützend und -erleichternd sein. Die Automatisierung birgt jedoch neben sozialen auch ökologische Herausforderungen.
Industriepolitik ist ein Instrument zur Steuerung dieses Strukturwandels. Dazu zählt beispielsweise die Frage, wie die Gewinne verteilt werden, die entstehen, wenn Produktion effizienter wird. Besonders die Auswirkungen von Industrie 4.0 auf Umwelt und Geschlechtergerechtigkeit finden bislang wenig Beachtung. In einem in Kürze erscheinenden AK-Policy-Paper zur „Industriepolitik 4.0“ sehen wir uns diese beiden Aspekte genauer an.
Nachhaltigkeit durch Digitalisierung?
Industrie 4.0 wird als große Chance dargestellt, eine grüne Wende in der Güterproduktion zu erreichen. Ressourcen könnten effizienter genutzt werden, da die gesamte Wertschöpfungskette vernetzt ist. So wird nur das produziert, was auch tatsächlich nachgefragt wird, und umweltbelastende Transportwege können eingespart werden. Digitalisierung unterstützt auch die Kreislaufwirtschaft, die auf Reparatur, Wiederverwendung und Recycling setzt. Mit gezielten Maßnahmen könnte die Produktion bestimmter Güter nach Europa zurückverlagert werden.
Steigender Energieverbrauch
Gleichzeitig erfordert die Industrie 4.0 besonders viel Rechenleistung und damit Energie. Da mehr Maschinen miteinander vernetzt sind, werden auch mehr Daten erzeugt, übertragen, verarbeitet und gespeichert. „Intelligente“ Anwendungen wie Sprachassistenzsysteme sind besonders rechenintensiv. Die Datenzentren für das Cloud-Computing verbrauchen enorm viel Strom für den Betrieb und die Kühlung der Server. Der ökologische Fußabdruck der sogenannten Serverfarmen wächst rasant, da die Hauptenergiequelle nach wie vor aus fossilen Brennstoffen stammt.