Materieller Wohlstand und Lebensqualität sind die eigentlichen Zwecke des Wirtschaftens. Die öffentliche Debatte bzw. die Wirtschaftspolitik wird jedoch nicht davon dominiert, sondern von einem potenziellen Mittel zum Zweck, nämlich einem möglichst hohen nationalen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Weltweit gibt es deshalb Initiativen, die Wohlstand und Lebensqualität in den Fokus rücken wollen. In Österreich bietet der Bericht von Statistik Austria eine gute Grundlage, wo eine ausgewogenere Wirtschaftspolitik ansetzen könnte.
Einer der wichtigsten Ursprünge für die Initiativen zur Messung materiellen Wohlstands war die stark verbreitete Wahrnehmung, dass Wirtschaftswachstum die Lebenssituation vieler Menschen nicht mehr verbessert. Angesichts der konzeptionellen Grundlagen des BIP ist das auch nicht weiter verwunderlich. Es gibt lediglich Auskunft über den im Inland generierten Mehrwert an Waren- und Dienstleistungen. Es gibt nun mehrere Gründe, warum ein realer BIP-Zuwachs nicht zwangsläufig zu einer materiellen Wohlstandssteigerung führen muss:
Die Zahl der EinwohnerInnen kann schneller steigen
Der Anteil, über den die Menschen im Inland verfügen, kann schrumpfen
Ein größerer Teil kann zum Abbau öffentlicher Defizite verwendet worden sein
Individuelle real verfügbare Einkommen besserer Indikator
Ein Indikator, der diese Einflussfaktoren berücksichtigt, ist das real verfügbare Pro-Kopf-Einkommen der privaten Haushalte. Zusätzlich zum BIP werden darin Einkommen eingerechnet, die im Ausland entstehen (vor allem Vermögenseinkommen).