Seit 2012 veröffentlicht die Statistik Austria ein umfassendes Indikatorenset zur Messung von Wohlstand und gesellschaftlichem Fortschritt in einem jährlichen erscheinenden Bericht, auch um damit eine empirische Grundlage für die (Wirtschafts-)Politik zu liefern. Den diesjährigen Bericht zu „Wie geht’s Österreich?“ fasst sie folgendermaßen zusammen: „hohe Lebenszufriedenheit – materieller Wohlstand stagniert auf hohem Niveau – Umwelt punktet bei erneuerbarer Energie und Emissionen“. In den mehr als 200 Seiten finden sich viele Details, die für eine wohlstandsorientierte Wirtschaftspolitik eine fundierte Datengrundlage bieten. Wie diese besser genutzt werden kann, sollte ebenso Teil der politischen Diskussion um gesellschaftlichen Fortschritt in Österreich sein wie daraus abzuleitende Maßnahmen.
Ausgangspunkt für die Initiative der Statistik Austria war der vielbeachtete Bericht einer internationalen Kommission, die den Fokus der Wirtschaftspolitik vom „Wirtschaftswachstum als Selbstzweck“ zum eigentlichen Zweck des Wirtschaftens – nämlich (materiellen) Wohlstand und Lebensqualität bzw. gesellschaftlichen Fortschritt unter Berücksichtigung ökologischer Grenzen zu fördern – verschieben wollte.
Einkommen, Konsum und Beschäftigung als Schlüssel für materiellen Wohlstand
Betrachtet man im aktuellen Bericht der Statistik Austria die Dimension „materieller Wohlstand“, zeigt sich für 2014 eine größtenteils negative Entwicklung. So schrumpften die real verfügbaren Einkommen der Haushalte im Jahresvergleich um weitere 0,2 %, nachdem sie schon seit dem Wirtschaftseinbruch 2009 fast kontinuierlich zurückgegangen sind. Der reale Konsum pro Kopf verzeichnete mit -0,6 % den zweiten Rückgang in Folge, während er in den beiden Jahrzehnten zuvor noch kontinuierlich gestiegen ist.
Gleichzeitig kam es im langfristigen Vergleich zu Verschiebungen der relativen Konsumausgaben. Besonders stark stiegen die Konsumausgaben für Wohnen, einerseits aufgrund der überdurchschnittlichen Preissteigerungen im Wohnungssektor, andererseits durch die steigenden Qualitäts- und Flächenansprüche. Auch steuer- und abgabenfinanzierte öffentliche Sachleistungen wie Bildung oder Gesundheitsversorgung wurden wichtiger, während der Anteil von – meist ressourcenintensiven – langlebigen Konsumgütern, Nahrungsmitteln und Getränken an den Konsumaufwendungen zurückging.