Pensionen – ein Dauerthema auf der politischen Agenda: Kein Wunder, denn es ist ein ideologisch umkämpftes Feld. Für die Beschäftigten geht es um nichts weniger, als auch im Alter ausreichende materielle Sicherheit zu haben, während Finanzunternehmen gerne große Geschäfte mit privater Pensionsvorsorge machen möchten. Auf ideologischer Ebene ringen die Befürworter:innen eines starken Sozialstaates mit jenen, die alles über den Markt lösen möchten. Und nicht zuletzt spiegeln die Pensionshöhen die gesammelten Nachteile der Erwerbskarrieren von Frauen wider.
Ein Blick auf die 5 wichtigsten Beiträge zum Thema Pensionen am A&W Blog zeigt auf, worum sich das Thema dreht. Dabei geht es etwa um düstere Prognosen, die sich bei Licht betrachtet in optimistische Ausblicke umkehren. Es geht um Altersarmut und die nicht eingelösten Heilsversprechen von Privatisierungen und um Frauen, deren Pensionsansprüche deutlich unter jenen von Männern liegen. Expert:innen analysieren dazu den Status Quo, nehmen politische Vorhaben unter die Lupe und präsentieren Lösungsvorschläge.
Ageing Report 2021 widerlegt Argumente von Pensions-Schwarzmalern
Alle drei Jahre veröffentlicht die EU-Kommission mit dem Ageing Report umfassende Prognosen zu altersbezogenen Ausgaben der EU-Mitgliedstaaten. Für Österreich wird in der aktuellen Ausgabe bestätigt, dass die langfristige Finanzierbarkeit der Pensionen in keiner Weise gefährdet ist. Viele Länder haben ihre Pensionssysteme in Richtung kapitalgedeckter privater bzw. betrieblicher Vorsorge getrieben, was sich längst als Irrweg herausgestellt hat. Österreich ist diesem internationalen pensionspolitischen Mainstream nicht gefolgt, die angebliche Unfinanzierbarkeit der Pensionen für die heute Jüngeren wird klar widerlegt.
Geschlechtsspezifischer Pensionsunterschied: erhöhter Handlungsbedarf durch Corona-Krise
Schon vor der COVID-19-Pandemie war der Gender-Gap bei Pensionen hoch: Im Schnitt liegen die Pensionen von Frauen 50 Prozent unter denen der Männer. Gründe sind schlechter bezahlte Jobs, ein hohes Ausmaß an unbezahlter Reproduktionsarbeit und damit einhergehend Erwerbslosigkeit oder schlechter bezahlte Teilzeitstellen.
Corona hat auf Frauen starken Druck ausgeübt, Versorgungsarbeit, Kinderbetreuung und Homeschooling zu übernehmen. Die Wertschätzung für die weiblich dominierten Branchen der Systemerhalter*innen hat sich nicht in besserer Bezahlung niedergeschlagen. Veränderung braucht es am Arbeitsmarkt ebenso wie im Pensionssystem.
Automatisches Pensionssplitting – wirksames Instrument gegen die Altersarmut von Frauen?
Die Regierung von ÖVP und Grünen sieht vor, dass die Pension von Eltern bis zum 10. Geburtstag von Kindern automatisch aufgeteilt wird. Bisher wird das freiwillige Pensionssplitting kaum genutzt, mit der Verpflichtung soll Altersarmut bekämpft werden. Allerdings türmen sich bei diesen Plänen eine Vielzahl an Problemen auf – nicht zuletzt wird der Partner*innenwahl nach ökonomischen Überlegungen Vorschub geleistet.
Ungleiche Erwartung von Lebenserwartung: Eine Pensionsautomatik trifft Menschen mit schlecht entlohnten Jobs besonders hart
Sie kommt regelmäßig, die Forderung nach einer automatischen Erhöhung des Pensionsantrittsalters gemäß dem Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung. Das ist besonders ungerecht gegenüber Menschen aus niedrigeren Einkommensgruppen, die eine wesentlich geringere Lebenserwartung im Vergleich zu Besserverdiener*innen haben.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt das Problem auf: So beträgt der Zugewinn an fernerer Lebenserwartung über die betrachteten rund 20 Jahre im obersten Einkommensdezil vier Jahre, im untersten gerade einmal ein Jahr!
Pensionsprivatisierungen: drei Jahrzehnte des Scheiterns – ILO-Studie zieht vernichtende Bilanz
Reduzierte Leistungsniveaus, hohe Verwaltungskosten und Verschiebung des Risikos auf Versicherte: Die Auswirkungen von Privatisierungen im Pensionssystem sind verheerend. Rund um den Globus wird Stimmung gegen öffentliche und umlagefinanzierte Pensionssysteme und damit für die Veranlagung von Pensionskapital auf den Finanzmärkten gemacht.
In ihrem Bericht mit Fallstudien von 15 Ländern hat die ILO bisherige Entwicklungen analysiert. 60 Prozent der 30 Länder, die ihre Pensionssyteme weitgehend oder vollständig privatisiert haben, haben bereits eine Umkehr dieses Irrwegs eingeleitet. Die ILO stellt in dem Bericht auch eine Checkliste für eine Systemumkehrung bereit, inklusive der erforderlichen politischen Schritte.