Mit Ende April ist bei rund 6.170 Haushalten der befristete Mietvertrag in privaten Mietwohnungen abgelaufen. Mitten im Lockdown als Preis für eine Verlängerung des Vertrages mehr Miete zahlen oder die Wohnung verlieren – das zeigt das Problem nur im Extremen. Befristete Mietverträge sind auch sonst ein Skandal: Sie lassen die Menschen in Unsicherheit, machen sie erpressbar und rauben ihnen Geld und Recht.
Befristungen als neue Norm
Befristete Mietverträge sind beinahe zur Normalität geworden. 70 Prozent der neuen Verträge im privaten Wohnsektor können nur mehr befristet abgeschlossen werden. Damit ist eine eigentlich als Ausnahme gedachte Regelung zur Norm geworden. In einem Wohnungsmarkt, der durch Spekulation, Geldanlageobjekte und daher Wohnungsknappheit gekennzeichnet ist, bedeutet das, dass die Marktmacht bei den VermieterInnen liegt. Das führt zu drastischen Mietsteigerungen. Wer nach Befristungsende nicht noch mehr zahlen kann, der fliegt. Der Wohnungsmarkt wird nur durch den großen Anteil an kommunalen bzw. gemeinnützigen Wohnungen stabilisiert, der auch ohne Befristungen und Mietwucher auskommt. Die privaten Preissteigerungen sind exorbitant: Hauptmietzinse sind in Wien seit 2008 um 75 Prozent, in Österreich um 55 Prozent gestiegen. Ein wichtiger Preistreiber sind Erhöhungen anlässlich der Verlängerung befristeter Mietverträge.
142 Millionen Euro Überzahlung jährlich
Dabei müsste das, auch im privaten Wohnsektor, gar nicht so sein. Die Rechtslage wäre theoretisch hilfreich. Im Altbau gilt das Mietrechtsgesetz. Das legt über Richtwerte und ein Zu- und Abschlagssystem eine Mietzinsobergrenze fest. Und da befristete Mietverhältnisse auch für den Gesetzgeber offensichtlich eine mindere Qualität haben, müssen von dieser Obergrenze 25 Prozent abgezogen werden, wenn der Vertrag befristet ist. Schön und gut – nur das macht praktisch kein/e VermieterIn. Die neueste AK-Analyse der Betriebs- und Mietkosten ergibt, dass bei allen aufrechten befristeten Mietverträgen in privaten Althäusern MieterInnen in Österreich jedes Jahr mindestens 142 Millionen Euro zu viel an Miete bezahlen müssen. So wird bei befristeten Altbaumietverträgen ein unrechtmäßiger Aufschlag von durchschnittlich 35 Prozent kassiert: In einer befristeten, privaten Altbaumietwohnung in Österreich zahlt ein Mieter oder eine Mieterin um durchschnittlich rund 1.690 Euro im Jahr zu viel an Miete.