Junge WienerInnen sind durch die Wohnkosten im privaten Segment stark belastet. Für eine ungeheizte Wohnung muss im Schnitt bereits ein Drittel des Haushaltseinkommens aufgewendet werden.
Junge am Wohnungsmarkt Das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) hat die Wohnsituation von jungen WienerInnen untersucht. Befragt wurden 503 Wiener ArbeitnehmerInnen, die höchstens 35 Jahre alt waren und innerhalb der vergangenen fünf Jahre eine Wohnung in Wien neu angemietet oder einen befristeten Mietvertrag verlängert hatten.
Schwierige Wohnungssuche Für sechs von zehn Haushalten war es „eher schwierig“ oder „sehr schwierig“, eine passende Wohnung zu finden. Die mit Abstand größten Probleme bei der Wohnungssuche verursachten die hohen Preise am Wohnungsmarkt. Von den Betroffenen sagten 84 Prozent, dass die hohen Mieten ihre Wohnungssuche schwierig machten. Häufig wurden auch die schlechte Qualität vieler Wohnungen sowie die hohen Maklergebühren genannt. Für jeweils rund 35 Prozent der Betroffenen war die Wohnungssuche deswegen mühsam.
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Soziale versus gewinnorientierte Vermietung Fündig wurden 28 Prozent der Befragten bei Wiener Wohnen und 31 Prozent bei einer gemeinnützigen Bauvereinigung. In Summe zogen damit 59 Prozent der Haushalte bei einem nicht gewinnorientierten Vermieter ein. Eine private Mietwohnung haben 41 Prozent der jungen Wienerinnen und Wiener angemietet. Nur ein Drittel dieser privaten Mietwohnungen lag in einem vor 1945 errichteten Altbau, wo das Mietrechtsgesetz und das Richtwertsystem anzuwenden sind.
Haushalte mit Kindern zogen weit überwiegend in Wohnungen der Gemeinde oder einer gemeinnützigen Bauvereinigung. Von den befragten Familien haben sich 77 Prozent für einen nicht gewinnorientierten Vermieter entschieden. Ferner zeigt sich, dass die jüngsten Haushalte – deren BewohnerInnen maximal 25 Jahre alt waren – besonders häufig eine Gemeindewohnung anmieteten. Kommunale und gemeinnützige Wohnungen unterstützen die jüngsten Erwachsenen dabei, flügge zu werden und bieten jungen Familien eine stabile und gesicherte Wohnsituation.
Private Miete: teuer und regelmäßig ungesichert Im Schnitt leben die Befragten in einer Wohnung mit 72 Quadratmetern Nutzfläche. Eine private Mietwohnung dieser Größe kostet kalt – also ohne Strom, Heizung und Warmwasser – 790 Euro im Monat. Bei Gemeindewohnungen beträgt die Miete vergleichsweise 540 Euro monatlich. Das ist um 32 Prozent weniger als im privaten Segment. Für Wohnungen bei gemeinnützigen Bauvereinigungen sind im Schnitt knapp 600 Euro pro Monat zu bezahlen. Etwaige Grund- und Baukostenbeiträge sind in diesem Betrag anteilig berücksichtigt. Das gemeinnützige Segment ist damit um rund 25 Prozent günstiger als das private.
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Wohnkostenbelastung Für die Miete in einer privaten Wohnung müssen junge WienerInnen im Schnitt ein Drittel ihres verfügbaren Haushaltseinkommens ausgeben. Bei Gemeinde- und gemeinnützigen Wohnungen beträgt die Miete durchschnittlich knapp 28 Prozent des Haushaltseinkommens. Das verfügbare Einkommen nach Mietkosten ist also in diesen beiden Segmenten um über fünf Prozent höher als im privaten.
Die günstigsten Wohnungen gibt es bei der Gemeinde Wien. Das verfügbare Einkommen der dort befragten Haushalte ist insgesamt unterdurchschnittlich. Dennoch ist ihre Mietkostenbelastung nicht höher als bei Genossenschaftswohnungen und deutlich geringer als im privaten Segment. Hier zeigt sich erstens, wie wichtig die Gemeindewohnungen sind, und zweitens, dass diese an die richtigen Leute vergeben werden.
Unsicherheit durch befristete Mietverträge Zwei von drei befragten MieterInnen einer privaten Wohnung hatten einen befristeten Vertrag unterschrieben. Im Schnitt sind die Mietverträge auf 4,4 Jahre befristet – bei einer ähnlichen Befragung aus dem Jahr 2014 hatte die durchschnittliche Befristungsdauer noch bei fünf Jahren gelegen. Von jenen, die ein befristetes Mietverhältnis haben, beklagten 72 Prozent, dass eine passende Wohnung unbefristet nicht zu bekommen war.
Befristete Mietverträge sind für die überwiegende Zahl der Betroffenen ein erheblicher Unsicherheitsfaktor und verunmöglichen langfristige Planungen. Bei einer Vertragsverlängerung sind sie den häufig geforderten Mieterhöhungen de facto ausgeliefert. Vor diesem Hintergrund ist es keine große Überraschung, dass kaum Familien in eine private Mietwohnung ziehen.
Mietzinsgrenzen und mehr geförderter Wohnbau Es besteht breiter Konsens darüber, dass klare gesetzliche Mietzinsgrenzen notwendig sind. 85 Prozent der Befragten plädieren dafür. Ebenso herrscht bei den Interviewten weitgehende Einigkeit, dass in Wien noch mehr geförderte Mietwohnungen errichtet werden sollen. Dafür sprechen sich 82 Prozent aus. Schließlich sehen zwei Drittel der Befragten nicht ein, dass die Maklergebühren von den Wohnungssuchenden statt von den Vermietenden bezahlt werden müssen.
Fünf Maßnahmen für leistbares Wohnen Es braucht rasch wirksame Maßnahmen , um leistbares Wohnen für die breite Bevölkerung zu sichern. Dazu gehört ein neues und mieterfreundlicheres Mietrecht, mehr geförderter Wohnbau sowie die Maklerprovisionspflicht für den Erstauftraggeber. Zudem soll es bei überhöhtem Mietzins wirksame Sanktionen geben. Vermietende, welche unrechtmäßig hohe Mieten verlangen, sollen das Doppelte des überhöhten Betrags zurückzahlen müssen. Schließlich soll die Regierung im Rahmen der geplanten Steuerreform als erste Sofortmaßnahme einen Wohnbonus einführen. Damit sollen bis zu 500 Euro an Miet- oder Kreditrückzahlungen von der Lohnsteuer abgesetzt werden können.
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