Vor genau 50 Jahren wurde 1972 erstmals der Bericht „Grenzen des Wachstums“ des „Club of Rome“ veröffentlicht. Es war ein wissenschaftlicher Weckruf, um unsere Lebensgrundlage langfristig zu sichern. Nach langem Ringen verständigt sich die internationale Staatengemeinschaft langsam immer verbindlicher auf den Kampf gegen die Klimakrise. Auf europäischer Ebene soll der Weg dorthin anhand von konkreten Übergangspfaden für 14 industrielle Ökosysteme nun beschleunigt werden. Technisch-ökonomische Ansätze werden dafür aber nicht ausreichen.
Einmal Rom–Glasgow und zurück: 26 Welt-Klimakonferenzen und ein grüner Deal
Diskussionen und Debatten auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse über unseren Einfluss auf unsere Umwelt und unsere Lebensgrundlage wurden in den vergangenen Jahrzehnten immer konkreter in internationale politische Zielsetzungen gegossen: vom Kyoto-Protokoll (3. UN-Klimakonferenz, 1997) bis zum Nachfolgevertrag von Paris (21. UN-Klimakonferenz, 2015) mit der Einigung auf die Begrenzung der Erderhitzung auf den Bereich 1,5 bis 2 Grad gegenüber dem vorindustriellen Durchschnittstemperaturniveau. Aus diesen internationalen Übereinkünften leiten sich auch die europäischen Zielsetzungen ab: Die EU will diese erfüllen und sogar der erste klimaneutrale Kontinent werden. Dafür sollen die CO2-Emissionen bereits bis 2030 um 55 Prozent gesenkt werden.
Europäische Bausteine zur Klimarettung: Green Deal und „Fit for 55“
Im Jahr 2019, also 47 Jahre nach Veröffentlichung des Berichts wurde die Umsetzung der Klimaziele von Paris in ein wirtschaftspolitisches Programm für die EU gegossen, den Europäischen Grünen Deal. Sein Ziel ist, Europa als globale Vorreiterin einer grünen und digitalen Ökonomie und als ersten klimaneutralen Kontinent zu positionieren. Die strategische Ausrichtung zeigt sich dabei in den unterschiedlichen Verordnungen, Richtlinien, Aktionsplänen, Konsultationen und Sondierungen (Abbildung 1). Ausgehend vom Europäischen Grünen Deal an sich über die aktualisierte Europäische Industriestrategie und das „Fit for 55“-Paket bis hin zur KMU-Strategie. Besonders interessant sind vor allem die Querverbindungen, Schnittstellen und Verweise zwischen den einzelnen Initiativen. Jeder und jede für sich ist ein Baustein eines umfassenden wirtschaftspolitischen Transformationsprogramms. In ihrem Zusammenspiel verfolgen sie das Ziel, den Strukturwandel zu steuern und erheblich zu beschleunigen.