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Ganztagsschulen und Nachmittagsbetreuung professionalisieren
Ganztagsschulen und Nachmittagsbetreuung sind essenziell für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie sind ein Hebel, um den erhöhten Arbeitskräftebedarf in vielen Branchen zu decken, sind substanziell für die Bildungsgerechtigkeit sowie ein zentraler Standortfaktor für Gemeinden und Städte.
Angesichts der Vielzahl an Hemmfaktoren, welche einen raschen Ausbau behindern, sollte das Ganztagsschulkonzept grundlegend evaluiert und weiterentwickelt werden. Das bedeutet neben einer deutlichen Vereinfachung der Kompetenzen eine Verlässlichkeit und Planbarkeit der langfristigen Finanzierung und auch eine pädagogische Professionalisierung. Wäre etwa das gesamte Personal in einer Hand, könnte dies zu mehr Effizienz und besserer pädagogischer Arbeit führen. Wäre die laufende Finanzierung über den Finanzausgleich gesichert, wäre dies ein wichtiger Anreiz, auch im ländlichen Raum die Angebote auszubauen.
Weder die Rahmenbedingungen noch die gelebten Konzepte sind derzeit ausreichend, um echte Chancengerechtigkeit der Kinder zu erreichen. Eine evidenzbasierte Entwicklung und Begleitung von Ganztagsschulen und Nachmittagsbetreuung ist daher dringend nötig.
Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft eine bessere Zusammenarbeit der Gebietskörperschaften. Zu nennen sind etwa das gemeinsame Erarbeiten von Zielen und das Herunterbrechen derselben auf alle Gebietskörperschaften. Auch eine stärkere Bündelung des Know-hows bei der Umsetzung und in weiterer Folge verbesserte Beratung der Gemeinden durch ein Kompetenzzentrum pro Bundesland, das Gemeinden bei der Weiterentwicklung der Qualität, der Kooperation mit außerschulischen Partner:innen und der Schule unterstützt, wäre hier ein wichtiger Hebel zur Weiterentwicklung.
Schließlich muss auch das Personal stärker im Fokus stehen. Die Qualität steht und fällt mit den Fachkräften, die mit den Kindern arbeiten. Eine Fachkräfteoffensive sowie bessere Rahmenbedingungen für die Arbeit in der Nachmittags- und Freizeitbetreuung sind unumgänglich. Ganztagspädagogik muss weiters Teil der Lehrer:innenaus- und -weiterbildung werden.
In Summe haben die aktuellen Erhebungen jedenfalls gezeigt, dass es für die Weiterentwicklung nicht reicht, nur mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Das Ganztagsschulkonzept muss insgesamt weiterentwickelt werden.
Daten zur Studie „Ausbaupotenziale in der schulischen und außerschulischen Tagesbetreuung. Status Quo und Voraussetzungen für einen weiteren Ausbau“ (2022): Studie des KDZ, Projektleitung Dr.in Karoline Mitterer, Literatur- und Dokumentenrecherche, Sekundärdatenanalyse, Empirische Erhebungen in Form von sechs Qualitativen Interviews und einer Online-Befragung von Vertreter:innen von Gemeinden und Städten (n=158 vollständige Antworten, Rücklaufquote von 12 Prozent).