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Ebenfalls vielerorts zu kurz kommt die regelmäßige Reflexion des Gelernten. In der Befragung geben nur rund die Hälfte der Lehrlinge an, dass mit ihnen regelmäßig Arbeitsergebnisse besprochen werden. Regelmäßige Reflexion ist aber wichtig, um Kompetenzen zu festigen und die berufliche Handlungsfähigkeit der Lehrlinge zu stärken. 53 Prozent der Lehrlinge wünschen sich häufigeres Feedback.
Zwar haben bereits viele Betriebe die Wichtigkeit erkannt, eine moderne und zeitgemäße Ausbildung in den Vordergrund zu stellen, und sind sich ihrer Verantwortung für die Ausbildung der künftigen Fachkräftegeneration bewusst. Die Ergebnisse des Lehrlingsmonitors zeigen allerdings, dass es hierbei noch erheblichen Verbesserungsbedarf gibt. So beklagen in Summe ein Drittel der Befragten, dass ihrem Ausbildungsbetrieb die Arbeit wichtiger als die Ausbildung ist.
3. Höheres Lehrlingseinkommen
Zu guter Arbeit gehört auch eine angemessene Entlohnung. Die Hälfte der Lehrlinge gibt an, dass aus ihrer Sicht das Lehrlingseinkommen im Vergleich zu ihrer Arbeitsleistung zu niedrig ist. Betrachtet nach einzelnen Lehrberufen, sticht beispielsweise der Lehrberuf „Koch/Köchin“ heraus, mit 61 Prozent der Lehrlinge, denen das Einkommen zu niedrig ist. Wenig überraschend, starten doch Koch/Köchin-Lehrlinge im ersten Lehrjahr mit 785 Euro brutto monatlich. Angesichts dessen verwundert es auch nicht, dass aktuell zum 31. März 2022 744 offenen Lehrstellen für Koch/Köchin gerade einmal 122 Lehrstellensuchende gegenüberstanden (Quelle: AMS).
Als erfolgreiches Gegenbeispiel kann der Lehrberuf „Maurer/in“ dienen. Hier waren nur 36 Prozent mit der Höhe des Einkommens unzufrieden – sie starten im ersten Lehrjahr bereits bei 1.042 Euro brutto monatlich. Entsprechend war der Überhang offener Lehrstellen zu Lehrstellensuchenden deutlich geringer. Es gab per 31. März 2022 109 Lehrstellensuchende bei gleichzeitig 206 offenen Lehrstellen (jeweils inkl. Nachfolgelehrberuf Hochbauer/in).
Anstatt also, wie leider so oft, einen Fachkräftemangel zu bedauern oder sich Gedanken über symbolische Imageverbesserungen der Lehre zu machen, können höhere Lehrlingseinkommen helfen, Lehrberufe attraktiver zu machen.
4. Kenntnis der betrieblichen Mitbestimmung stärken
Ein Element moderner Lehrberufsbilder ist es auch, dass in der Ausbildung die Rechte von Beschäftigten und Möglichkeiten betrieblicher Mitbestimmung thematisiert werden. Zu Letzterem gehört vor allem das Wissen, ob es im Betrieb einen Jugendvertrauensrat und/oder einen Betriebsrat gibt. Dies brauchen Lehrlinge, damit sie wissen, an wen sie sich in vertraulichen Fragen vor Ort als Erstes wenden können und wer ihnen bei arbeitsrechtlichen Fragen weiterhelfen kann.
Insofern ist es bedauerlich, dass 18 Prozent der befragten Lehrlinge angegeben haben, gar nicht zu wissen, ob ein Jugendvertrauensrat und/oder Betriebsrat in ihrem Betrieb existiert.
Bei großen Betrieben über 250 Mitarbeiter:innen ist die Situation deutlich besser. Hier können nur 13 Prozent die Frage nicht beantworten. Immerhin 76 Prozent der Lehrlinge in sehr großen Betrieben verfügen über eine betriebliche Interessenvertretung, die ihnen auch bekannt ist.
5. Die Lehrabschlussprüfung im Betrieb besprechen
Ist die Lehrausbildung erst einmal abgeschlossen, gilt es für die Lehrlinge ihre Kenntnisse und Fähigkeiten bei der Lehrabschlussprüfung (LAP) unter Beweis zu stellen. Grundsätzlich zeigt sich, dass es den Betrieben sehr wichtig ist, dass ihre Lehrlinge auch zur LAP antreten (85 Prozent).
Bemerkenswert ist angesichts dieses hohen Werts allerdings die Diskrepanz im Vergleich zur Unterstützung, welche die Lehrlinge durch die Betriebe in der Vorbereitung erhalten. So sagen 22 Prozent der Befragten, dass sie noch nie mit ihrem:r Ausbildner:in über die Prüfungsanforderungen gesprochen haben.
Dementsprechend fühlen sich viele Lehrlinge auch nicht ausreichend auf die LAP vorbereitet.
Mehr als die Hälfte der Lehrlinge hat gegen Ende ihrer Ausbildung entweder das Gefühl, die Anforderungen der LAP nicht zu erfüllen (44 Prozent), oder sie kennen die Anforderungen der LAP gar nicht (13 Prozent).
Eine gute Prüfungsvorbereitung ist jedoch essenziell, damit die Lehrlinge die LAP auch bestehen. Dies ist umso schwerer, wenn auf die Anforderungen der LAP nicht vorab schon im Betrieb eingegangen wird. Die grundsätzlichen Inhalte jeder LAP finden sich in den Prüfungsordnungen der jeweiligen Lehrberufe (diese können hier abgerufen werden).
Fazit
Gute Fachkräfte setzen gute Lehrstellen voraus – aus den Ergebnissen des 4. Lehrlingsmonitors lassen sich die fünf hier genannten Verbesserungsmöglichkeiten ableiten, welche sich in den Ausbildungsbetrieben direkt umsetzen lassen:
– Bei der Berufsorientierung auch die Eltern miteinbeziehen.
– Die Ausbildung im Betrieb in den Vordergrund stellen und dabei auf dem aktuellen Stand der Technik sein.
– Ein höheres Lehrlingseinkommen bieten.
– Lehrlinge über die Möglichkeiten der betrieblichen Mitbestimmung informieren.
– Die Anforderungen der Lehrabschlussprüfung mit den Lehrlingen schon im Betrieb besprechen.
Mit entsprechenden Verbesserungen im betrieblichen Lehrlingswesen kann auch einem Fachkräftemangel begegnet werden, der ständig beklagt wird. Es müssen aber handfeste Maßnahmen sein, die den Jugendlichen auch zeigen, dass sie als künftige Fachkräfte geschätzt werden.
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