Eine breite Mehrheit im Europäische Wirtschaft- und Sozialausschuss verabschiedete eine kritische Stellungnahme zum Vorschlag, nationale Wettbewerbsausschüsse einzurichten. Zu Recht wird darin die bisherige einseitig auf preisliche Wettbewerbsfähigkeit orientierte europäische Wirtschaftspolitik kritisiert. Als Alternative werden eigene Vorschläge zur Vertiefung der WWU wie der Ausbau des makroökonomischen Dialogs oder die Aufrechterhaltung der Tarifautonomie in Hinblick auf eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik angeführt. Diese weitgehend mit gewerkschaftlichen Forderungen übereinstimmenden Vorschläge wurden fast einstimmig von allen im EWSA vertretenen Gruppen mitgetragen.
Nationale Ausschüsse für Wettbewerbsfähigkeit: ein Irrweg
Die Europäische Kommission präsentierte im Herbst ein Paket von Vorschlägen zur Vertiefung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Einer der Vorschläge betrifft die Etablierung von nationalen Ausschüssen für Wettbewerbsfähigkeit in den Mitgliedstaaten, welche Entwicklungen und Maßnahmen in Sachen Wettbewerbsfähigkeit beobachten und analysieren sollen. Die Ausschüsse sollen unabhängig, weisungsfrei und neutral sein und unverbindliche Empfehlungen abgeben, welche unter anderem in die länderspezifischen Empfehlungen der Kommission einfließen sollen. Von ihnen sollen Informationen für die Lohnbildungsprozesse bereitgestellt werden. Die Kommission scheint sich bewusst zu sein, dass ein solcher Vorschlag mit der Autonomie der Tarifpartner in Konflikt geraten kann, wenn sie im Entwurf ohne nähere Erläuterung betont, dass diese nicht in Frage gestellt wird.
Auch wenn eine Vertiefung der WWU sowie neue Verfahren zum Abbau und zur Verhinderung makroökonomischer Ungleichgewichte wie insbesondere persistente Importdefizite und -überschüsse notwendig sind, so bringen die vorgeschlagenen Wettbewerbsausschüsse insbesondere aus gewerkschaftlicher Sicht eine Reihe von Gefahren mit sich. Grundsätzlich ist die Beibehaltung der Wettbewerbsfixierung zu kritisieren, da sie die Krise verstärkte anstatt sie zu lösen. Auch wenn die Kommission das Gegenteil beteuert, besteht weiters die Gefahr einer Einmischung in die grundrechtlich garantierte Autonomie der Tarifpartner (es wäre nicht der erste Versuch der Einflussnahme auf die nationale Lohnfindung). Zu kritisieren ist weiters der Mangel an Transparenz und demokratischer Legitimierung bzw. der technokratische Kurs, vermehrt die Politikformulierung sogenannten unabhängigen Expertengremien unter Umgehung von Parlamenten und Sozialpartnern zu überlassen.
Der EWSA (in dem Arbeitgeber-, Arbeitnehmer- und sonstige repräsentative Interessenorganisationen drittelparitätisch vertreten sind) verabschiedete in seiner Plenarsitzung am 17.3.2016 seine kritische Stellungnahme dazu fast einstimmig (mit 200 Pro-Stimmen bei nur 3 Gegenstimmen und 11 Enthaltungen). Diese besteht im Wesentlichen aus drei Blöcken:
Grundsätzliches zum Begriff „Wettbewerbsfähigkeit“