Im Rahmen einer – vom Netzwerk Wissenschaft der AK Wien geförderten – Masterarbeit wurden anhand von qualitativen Interviews mögliche Einflussfaktoren auf die weibliche Unterrepräsentanz in den Führungsetagen österreichischer Unternehmen untersucht. Das zentrale Ergebnis: Neben notwendigen gesetzlichen Regelungen, wie z. B. Quoten, kann die Wirtschaft durch Eigeninitiative einen wesentlichen Beitrag leisten, um weiblichen Führungskräften den beruflichen Aufstieg zu ermöglichen und so den Anteil von Frauen in Managementpositionen zu erhöhen. Chancengleichheit als Unternehmensziel, familienfreundliche Werte und ein Commitment der obersten Führungsspitze bilden dafür die notwendige Basis. Wie aus der Unternehmenspraxis hervorgeht, ist neben transparenten Strukturen, Mentoring sowie bedürfnisorientierten Arbeitsmodellen ein nach Gender- und Diversity-Gesichtspunkten ausgelegtes Nachfolgemanagement entscheidend.
Geschlechtergerechte Unternehmenskultur?
Im Jahr 2013 koordinierte das Bundesministerium für Frauen das – von der Europäischen Kommission ko-finanzierte – PROGRESS-Projekt „Women are top!“. Gemeinsam mit der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) wurden in einem Teilprojekt 50 Best-Practice-Maßnahmen zur Erhöhung des Anteils weiblicher Führungskräfte bzw. für eine geschlechtergerechte Organisationskultur vorgestellt. Aus dieser Initiative ist als weiterführende Erhebung die Masterarbeit „Frauen in Führungspositionen – eine empirische Untersuchung organisationeller Rahmenbedingungen in privatwirtschaftlich agierenden Großunternehmen in Österreich“ entstanden. In dieser Erhebung wurden von Jänner bis April 2017 Schlüsselpersonen in den – zuvor nach Kriterien wie Branche, Historie, Eigentümerstruktur definierten – Vorzeigeunternehmen ERSTE Bank Österreich, IKEA Österreich und Österreichische Post u. a. zur herrschenden Unternehmenskultur, den bestehenden Strukturen und möglichen Karrierehemmnissen befragt. Die persönlichen Interviews lieferten eine große Bandbreite an Erkenntnissen: So machte der Unternehmensvergleich deutlich, dass genderspezifische Initiativen und personengebundene Maßnahmen (z. B. Weiterbildung, Mentoring) dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn sich die unternehmensinternen Rahmenbedingungen an den neuen, dynamischen Arbeitsanforderungen und individuellen Lebenswelten orientieren.
Commitment des Top-Managements entscheidend
Die Fragestellung der Masterarbeit („Welche Rahmenbedingungen und Maßnahmen begünstigen den Anteil von Frauen in Führungspositionen?“) kann – auf Basis der Befragungsergebnisse – über vier zentrale Einflussfaktoren (Struktur, Förderprogramme und Arbeitsmodelle, Unternehmenskultur, Anspruch an Karriere und Führung) beantwortet werden.